Nicht nach unten treten! Ein Kommentar von ADEXA-Bundesvorstand Andreas May

Seit Anfang 2023 können PTA – unter bestimmten Voraussetzungen – „unter Verantwortung“ arbeiten und damit selbstständig pharmazeutische Tätigkeiten ausüben. Für diese von der Apothekenleitung ausgewählten, besonders qualifizierten PTA entfällt die verpflichtende Beaufsichtigung durch einen Apotheker oder eine Apothekerin, die in der Apothekenbetriebsordnung als Regelfall festgelegt ist.
Mir ist nicht bekannt, dass es durch diese Neuregelung im PTA-Reformgesetz zu Komplikationen für Patientinnen und Patienten gekommen ist. Wie auch in all den Jahren nicht, in denen Apothekerassistent:innen im Westen und PI im Osten Apotheken für begrenzte Zeit geleitet hätten.
Über das Für und Wider solcher begrenzter Vertretungsoptionen für Nichtapprobierte lässt sich streiten, solange es von allen Seiten fair zugeht. Das hat man auf dem Deutschen Apothekertag gesehen und gehört. Dort haben Verfechter beider Sichtweisen aus der Apothekerschaft ernsthaft um den richtigen Weg gerungen.
Wenn aber die größte Berufsgruppe in der Apotheke, die PTA, die in sehr vielen Apotheken durchgehend im HV eingesetzt ist oder die Rezeptur verantwortet, pauschal in der Laienpresse als Risikofaktor dargestellt wird, dann schadet das nicht nur dem Miteinander in den Apothekenteams. Sondern auch dem Vertrauen der Bevölkerung in die Kompetenz der öffentlichen Apotheke!
ABDA-Präsident Thomas Preis hat den PTA in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) unterstellt, sie könnten ohne Aufsicht für „falsche Einnahme, falsche Beratung oder unpassend gewählte Ersatzmedikation“ verantwortlich sein und Arzneimittel könnte dann „gesundheitsschädlich statt fördernd wirken.“ Das ist, mit Verlaub, eine Ohrfeige! Schließlich entscheidet auch schon jetzt jede Apothekenleitung, ob sie bestimmten PTA dies zutrauen – siehe oben.
Die Berufsgruppen in der Apotheke dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Es gibt Frustration und Sorgen bei den angestellten Apothekerinnen und Apothekern, bei den PTA, bei den Apothekenleitungen. Sie alle müssen abgewogen und ernst genommen werden.
Wenn die Arztpraxen künftig Präventionsleistungen, wie das Impfen, oder eine begrenzte Verordnungsbefugnis an die Apotheken abgeben sollen (wozu es von der Ärzteschaft ähnlich pauschale Anwürfe gegenüber den Apotheken gibt wie die des ABDA-Chefs gegenüber den PTA), dann brauchen die Apotheken mehr hochqualifiziertes Personal. Was also spricht dagegen, einem Teil der PTA ein Angebot für eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung zu geben, damit diese dazu beitragen, die notwendigen und wünschenswerten Leistungen der Vor-Ort-Apotheken in Zukunft flächendeckend aufrechtzuerhalten?
Andreas May
ADEXA-Bundesvorstand






