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13. Juni 2024

„Apothekenreform“: Ein Schlag ins Gesicht für die Apothekenangestellten - Kommentar von ADEXA-Bundesvorstand Andreas May

Apothekenberufe, die gegeneinander ausgespielt werden; Apothekenangestellte, die immer weiter auf auskömmliche und faire Gehälter warten müssen; qualifiziertes Personal, das in andere Branchen abwandert; Pharmazeutisch-technische Assistent:innen (PTA), die als billige „Ersatz-Filialapothekenleitungen“ verheizt werden; Zwei-Klassen-Apotheken für die Patientinnen und Patienten; letztlich also eine Gefährdung der Versorgungssicherheit – das ist aus Sicht der Apothekengewerkschaft ADEXA die Quintessenz des Referentenentwurfs aus dem BMG für eine „Apothekenreform“. Dabei ist klar: Reformen sind nötig! Und die Akteure im Apothekenbereich wissen auch, dass es ohne Veränderungen nicht gehen wird.

Ein Blick zurück ins Jahr 2021: Von dem neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatten sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den öffentlichen Apotheken erhofft, dass hier ein Sozialdemokrat, der selbst aus dem Gesundheitsbereich kommt, ein Auge auf die Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze in ihrer Branche hat. Dass sich die niedrigen Gehälter der rund 150.000 überwiegend weiblichen Angestellten im Branchenvergleich nicht noch weiter verschlechtern. Dass die Wertschätzung für die Apothekenteams, die in der Pandemie gezeigt haben, wie wichtig sie für die Versorgung der Bevölkerung sind, sich nicht allein in Worten äußert, sondern auch in echten Verbesserungen.

Nun ist es ganz anders gekommen: Die Vor-Ort-Apotheken verdursten am ausgestreckten Arm von Minister und Krankenkassen – und werden dabei auch noch mit Herablassung behandelt und mit falschen Versprechungen vertröstet.

Was sich „Honorar- und Strukturreform“ nennt, ist bestenfalls ein Verschiebebahnhof. Im schlimmsten Fall ist es ein Einstieg in die Apothekenketten: mit ausgedünntem Personal, noch weniger Aufstiegschancen für Apotheker:innen - und mit einem vergifteten Angebot für die PTA, viel Verantwortung für wenig Geld in den Zweigapotheken zu übernehmen.

Wenn das erst einmal Realität ist, lassen sich bessere tariflich Arbeitsbedingungen für Filialleitungen, angestellte Apotheker:innen, aber auch qualifizierte PTA noch schwerer durchsetzen. Von den am gesetzlichen Mindestlohn kratzenden PKA ganz zu schweigen. Dann wird es ein großes Hauen und Stechen um immer kleiner werdende Töpfe geben. Andere Branchen wie die Pharmaindustrie oder Verwaltung werden sich über neue hochqualifizierte Mitarbeitende freuen. Junge Apothekerinnen und Apotheker werden sich noch viel stärker überlegen, ob sie eine Selbstständigkeit wagen – wer könnte es ihnen verdenken?

Gibt es überhaupt positive Aspekte in dem Referentenentwurf? Ja, einige der geplanten Maßnahmen gehen grundsätzlich in die richtige Richtung: Eine bessere Vergütung des Nacht- und Notdienstes stärkt die Apotheken in der Fläche, die besonders häufig solche Bereitschaftsdienste übernehmen müssen. Dass dieses Geld vorübergehend an anderer Stelle abgezweigt wird (nämlich bei den pharmazeutischen Dienstleistungen), geht kurzfristig in Ordnung. Es ist aber mittel- und langfristig keine tragfähige Strategie für eine bessere Versorgung der alternden Bevölkerung, insbesondere der multimorbiden Patienten. Wie dies mit immer weniger Personal geleistet werden soll, erschließt sich mir nicht.

An einer ähnlichen Stelle setzt übrigens auch der Vorschlag von ADEXA für eine Erhöhung des Festhonorars um 80 Cent pro Packung verschreibungspflichtigen Arzneimittel an, die exklusiv für die Personalkosten vorgesehen sein soll. Er findet sich leider nicht im Entwurf wieder.

Ein vernünftiger Plan mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Aufteilungsmöglichkeit der Filialleitung auf zwei Apotheker:innen.

Was sind nun die Perspektiven? Im weiteren Gesetzgebungsprozess wird ADEXA die Argumente und Interessen der Angestellten mit Nachdruck vertreten. Und wir werden unser Gesprächsangebot an den Minister erneuern, das dieser mit Verweis auf den bisher fehlenden Referentenentwurf ausgeschlagen hatte.

Wichtig ist, dass sich die Apothekenteams, die Berufsgruppen, nicht auseinanderdividieren, nicht spalten lassen! Nur eine gemeinsame Linie kann jetzt helfen, damit die versprochene Reform nicht die tragenden Elemente aus der Struktur schwächt oder gar ganz herauszieht. Denn was Deutschland braucht, ist eine echte Stärkung für das Apothekensystem und die flächendeckende Arzneimittelversorgung!

Andreas May

ADEXA-Bundesvorstand

 

Positionspapier von ADEXA zum Referentenentwurf für ein Apotheken-Reformgesetz (ApRG)

 

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