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01. April 2016

Arbeitswelt: „Vom Idealbild weit entfernt“

Arbeitnehmer haben ein Idealbild von Arbeit – und das unterscheidet sich erheblich davon wie sie ihre eigene Arbeitssituation und die heutige Arbeitswelt generell in Deutschland bewerten. Das zeigt eine vom Bundesarbeitsministerium geförderte Studie. Fakten zur Einkommensschere, die sich nach wie vor weiter öffnet, und zur wachsenden Zahl an Nebenjobs geben auch keinen Anlass zu Optimismus.

Wenn Erwerbstätige ihr Idealbild von Arbeit beschreiben, denken sie in positiv besetzten Kategorien wie Leistung, Wohlstand, Stabilität, Solidarität, Gemeinwohl, Sinnstiftung, Selbstentfaltung und Gestaltungsraum. Für eine negative Bewertung stehen dagegen Misswirtschaft, Inkompetenz, Stagnation, Konvention, Angepasstheit, Materialismus, Wirtschaftsinteressen, Existenzkampf und soziale Kälte.

In einer Studie wurden 1.200 Personen befragt, wie sie ihre eigene Arbeitssituation bewerten: Nur knapp ein Fünftel fühlt sich dem persönlichen Idealbild bereits nah. Rund 45 Prozent nehmen ihre eigene berufliche Situation dagegen als weit entfernt von einer idealen Arbeit wahr.

Während sich die Arbeitssituation nach Einschätzung der Studienteilnehmer in der Vergangenheit immer mehr vom Idealzustand entfernt hat, erwarten sie bis 2030 eine leichte Verbesserung.

Geringverdiener erleiden real Einkommensverluste

Eine weitere aktuelle Studie im Auftrag der KFW-Bank zeigt: Zwar ist das preisbereinigte Pro-Kopf-Einkommen in den letzten zwanzig Jahren um 9 Prozent auf durchschnittlich 20.900 Euro gestiegen. Doch gibt es hierbei große Unterschiede. Während Top-Verdiener auch Top-Zuwächse von knapp 40 Prozent haben, bleiben die Steigerungen bei den Geringverdienern hinter der Inflation zurück. De facto hatten sie also unter Einkommensverlusten zu leiden.

Managergehälter in bis zu zweistelliger Millionenhöhe im Jahr 2015 machen das Problem dieser Spaltung deutlich. „Dax-Chefs verdienen mehr als das 50-fache des Durchschnittsgehalts von Angestellten in Dax-Firmen“, schreibt dazu die Süddeutsche Zeitung.

Nebenjob nötig

Zurück zu den Arbeitnehmern am unteren Ende der Einkommensskala: Es ist kein Wunder, dass immer mehr Menschen nicht mit einer einzigen Arbeitsstelle auskommen, sondern auf einen Nebenjob angewiesen sind. Von 2006 bis 2015 ist die Zahl  der Beschäftigten mit Zweitjob von 1,63 auf 2,48 Millionen gestiegen – ein Zuwachs um 52 Prozent.

Der Mindestlohn von 8,50 Euro ist zwar mittlerweile weitestgehend umgesetzt. Lediglich drei Prozent der Arbeitnehmer erhalten 2016 noch Stundenlöhne unter dieser Marke. Aber offenbar reicht das eben vielfach trotzdem nicht aus.

Wohin entwickelt sich der Apothekenarbeitsmarkt?

„Wohin der Trend bei den Apothekenberufen geht, wollen wir mit unserer diesjährigen Tarif-Umfrage ermitteln“, kommentiert ADEXAs Zweite Vorsitzende Tanja Kratt die aktuellen Studien. „Wir brauchen Zahlen und Fakten für die Tarifverhandlungen, aber auch für Gespräche mit der Politik. Wenn wir die Arbeitgeber in ihren Forderungen nach einer besseren Honorierung der Apotheken unterstützen sollen, wie es in Online-Kommentaren verlangt wird, dann können wir das nicht mit einem Bauchgefühl ungerechter Einkommen oder der Schilderung von Einzelschicksalen tun. Wir benötigen handfeste Daten. Und deshalb bitte ich alle Angestellten – ob ADEXA-Mitglied oder Nichtmitglied – sich an unserer Umfrage zu beteiligen.“

Dr. Sigrid Joachimsthaler

Quellen: Wertewelten Arbeiten 4.0 (bit.ly/1VeIHYO), Haufe.de

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