19. März 2018
Berlin belebt: ADEXA bei der Interpharm 2018
Draußen alles andere als frühlingshafte Temperaturen. Drinnen viel Input für geistiges Wachsen und Gedeihen: pharmazeutisches Beratungswissen, Know-how für PKA, Karrierechancen für den Nachwuchs, berufspolitische Diskussionen und ein prallgefülltes Infopaket für Filialapothekenleiter. ADEXA-Vertreterinnen und Vertreter waren gefragte Ansprechpartner und nutzten die Interpharm zum Netzwerken und zur Mitgliedergewinnung.
Wer mit frischem Wissen in der Apotheke punkten will, kommt um die Interpharm kaum herum. Zwar zeigte Berlin den Kongressbesuchern die kalte Schulter bei Minusgraden und eisigem Ostwind. Für den Gewinn an Fachwissen spielte das jedoch keine Rolle. PTA- und PKA-Schulklassen, Studierende und alte Fortbildungshasen trafen sich im City Cube Berlin, um sich für Patienten und Apothekenkunden beratungsfit machen zu lassen.
In den Pausen strömten alle in die begleitende Fachausstellung, wo sich das ADEXA-Messeteam für Fragen rund um das Arbeitsrecht, die Tarifverträge und die Vorteile der Mitgliedschaft bereithielt. Offene Ohren für die Probleme am Arbeitsplatz und für tarifpolitische Anregungen waren gefragt; wer wollte, wurde dazu mit dem richtigen Infomaterial versorgt. Und das Wiedersehen mit ehrenamtlich Aktiven aus ganz Deutschland trug ein Übriges zur guten Stimmung am Stand bei.
Freitag: PKA-Seminar
In guter Interpharm-Tradition waren am Freitagvormittag fortbildungsinteressierte PKA mit einem Programm aus drei Vorträgen an der Reihe. Neben PKAaktiv-Redakteurin Martina Busch begrüßte auch Ulla Odendahl, Leiterin der ADEXA-Berufsgruppe PKA, die überwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wenn PKA-Lehrkräfte ihre Schulklassen zu solchen Kongressen mitnehmen, ist das eine gute Investition in deren berufliche Entwicklung.
ADEXA-Juristin Minou Hansen hatte als zweite von drei Referentinnen die Chance, ADEXAs Stärken in der Rechtsberatung kompetent und anschaulich darzulegen. Außerdem versüßte die Apothekengewerkschaft auch die Kaffeepause mit einem kleinen Kuchenbüfett.
Politik auf der Interpharm
Wer sich einen persönlichen Eindruck von der Chuzpe der DocMorris-Strategen machen wollte, konnte dies am Freitagnachmittag bei einem Streitgespräch zwischen deren Vorstandsmitglied und Chief Strategy Officer Max Müller und dem Rechtsanwalt Dr. Heinz-Uwe Dettling machen. Während Müller zwar mit rhetorischem Feuerwerk und einem gewissen Unterhaltungswert punkten konnte, zogen ansonsten doch eher die Sachargumente der öffentlichen Apotheke. Gewünscht hätte man sich allerdings eine weniger parteilich-leidenschaftliche und dafür stärker kritisch nachhakende Moderation.
Fast schon gemütlich ging es anschließend auf dem Podium zur aktuellen berufspolitischen Lage mit fünf Mitgliedern des Deutschen Bundestages von CDU, SPD, FDP, Grünen und der Linken zu. Selbst potenzielle Aufreger wie das Rx-Versandverbot und das Honorargutachten wurden gesittet und überwiegend mit Empathie für die öffentlichen Apotheken diskutiert. (Kritisiert wurde allerdings die fehlende Diskussionsbereitschaft der ABDA beim Honorargutachten – zu Recht, so die Sicht von ADEXA.) Modelle wie ARMIN in Thüringen wurden gelobt und die Rolle des Apothekers beim Medikationsplan als bisher viel zu gering gerügt. Also: Wasser auf die Mühlen des Berufsstandes. In Sicherheit wiegen sollte man sich trotzdem nicht. Wie gut oder schlecht die Apotheken mit dem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zurechtkommen werden, ist noch völlig offen.
Damit war der erste Fortbildungs- und Ausstellungstag beendet. Am späteren Abend trafen sich feier-, tanz- und netzwerkfreudige Besucher noch auf der Interpharm-Party im Stadtbad Oderberger.
Samstag: Filialleiter im Fokus
Ein gut gefüllter Saal beim Filialapothekenleitertag zeigte: Hier hatten die Organisatoren einen Nerv getroffen. Es gibt – verständlicherweise – ein großes Informationsbedürfnis in dieser stetig wachsenden „Berufsgruppe“. Denn de facto sind deren spezifische Arbeitsbedingungen und Befugnisse nirgendwo explizit geregelt. So ist vieles von der Behörde vor Ort, dem jeweiligen Inhaber und dem individuellen Verhandlungsgeschick der Filialleitung abhängig. Wie unterschiedlich die Gründungsmotive und Marketingstrategien von Filialverbünden sein können, zeigte Dr. Thomas Müller-Bohn in seinem einführenden Vortrag. Auch wenn der Filialleiter selbst dabei in der Regel kaum Mitsprachemöglichkeiten hat, ist es doch gut, solche betriebswirtschaftlichen Prinzipien zu kennen. Und für die Standesvertretung, die Bundespolitik und die Tarifpartner ist es wichtig, das große Potential zu berücksichtigen, dass das Modell „1 plus 3“ noch besitzt. Theoretisch könnte der Anteil der Filialapotheken von derzeit 25 auf bis zu 75 Prozent anwachsen. Umso stärker befremdet, dass die Filialapotheken und vor allem die Filialapothekenleiter im Honorargutachten überhaupt keine Rolle spielen.
„Die Filialapotheke kommt in die Pubertät – es ist Zeit, Tacheles zu reden“, so Rechtsanwältin Iris Borrmann bei ihrem Vortrag zu Rechten und Pflichten von Filialleitern. Sie nannte dabei u. a. die übertarifliche Bezahlung und eine separate Notdienstvergütung als wichtige Punkte im Arbeitsvertrag.
Wie man den „Platz in der Mitte“ zwischen Inhaber und Mitarbeitern bewusst gestaltet, zeigte später Anja Keck, die selbst als Filialleiterin, aber auch als Coach arbeitet: Neutral bleiben, allparteilich sein und sich ein Netzwerk suchen, lauteten ihre Ratschläge.
Nach einem Blick über den Tellerrand auf Filialstrukturen im Einzelhandel rundete eine Podiumsdiskussion mit Filialapothekenleiter Christian Schulz, der Inhaberin der BerlinApotheke OHG, Anike Oleski, sowie Müller-Bohn die Vortragsreihe ab. Die vorgestellten Filialverbünde können als Leuchtturmprojekte und Vorbild dienen. Sie dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bezüglich der Arbeitsbedingungen von Filialleitern noch manches sehr schwammig ist oder auch im Argen liegt. Darauf zielte auch eine Wortmeldung von Elfriede Hoffmann von ADEXA (AG Filialleitung) zur Notwendigkeit von tariflichen Eingruppierungen von Filialleitern im Tarifvertrag.
Um solche Fragen zu klären, hatte ADEXA die Teilnehmer des Filialleitertages in der Mittagspause an den Messestand eingeladen, wo man sich austauschen und informieren konnte.
ADEXA-Vorstand Andreas May: „Der Filialapothekertag hat ohne jeden Zweifel unsere Forderung untermauert, dass die Tarifparteien auch für diese Berufsgruppe rasch einen klaren und verbindlichen tariflichen Rahmen schaffen müssen. Ich denke, diese Botschaft sollte auch bei den Arbeitgebervertretern angekommen sein.“
Dank an das Messeteam
May, der am Rande der Interpharm diverse Gespräche führte, zog ein positives Kongress-Fazit: „Der Austausch mit anderen Organisationen und der Fachpresse, mit Mitgliedern, Nichtmitgliedern und dem Berufsnachwuchs war für mich wieder der größte Gewinn. Ich bedanke mich beim ehrenamtlichen ADEXA-Messeteam und bei unserer verantwortlichen Messechefin Minou Hansen für ihren tollen Einsatz!“
Sigrid Joachimsthaler
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