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15. Dezember 2014

Bundeskabinett verabschiedet Frauenquote: Ohne Gesetz kein Fortschritt

Frauen kommen in der freien Wirt­schaft nur sehr schwer in einfluss­reiche Positionen. Da hilft auch die Selbstverpflichtung von Unterneh­men nicht spürbar weiter. Nun soll es ein Gesetz richten, das die schwarz-rote Regierung auf den parlamentarischen Weg gebracht hat.

108 börsennotierte, mitbestimmungs­pflichtige Großunternehmen müssen ab 2016 eine feste Frauenquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat erfül­len. Dazu gehören im Gesundheitsbe­reich Beiersdorf, Celesio, die Rhön-Klinikum AG und die Sanacorp Pharmaholding. Falls die Quote nicht erfüllt wird, muss die entsprechende Anzahl an Posten unbesetzt bleiben.

Mittelgroße Unternehmen müssen 2015 Quotenziele für Vorstand, Auf­sichtsrat und Management  aufstellen. Ab 2017 sind sie verpflichtet, die Er­füllung bzw. Nichterfüllung dieser Zielvorgaben zu veröffentlichen – allerdings ohne Sanktionen befürch­ten zu müssen. 

Vorbildfunktion?

Ob diese Regelung auch nennens­werte Effekte für die mittleren und kleineren Unternehmen bringen wird, ist zweifelhaft. Denn ohne Druck und konkrete Vorgaben hat sich hierzu­lande über Jahrzehnte nicht viel getan. Vielleicht fällt aber damit der Schritt leichter, die sanktionsbewehrten Quoten peu a peu auszudehnen.

„Auch in der Standespolitik wären aus meiner Sicht Quoten wünschens­wert. Allerdings muss auch in vielen Köpfen von Frauen noch ein Schalter umgelegt werden, was die Über­nahme von Verantwortung und Macht in Spitzenämtern angeht“, sagt ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. „Die traditionelle Rollen­aufteilung in der Familie stellt auch heute noch einen Hemmschuh dar – aber auch der stärkere Wunsch von Frauen nach einer guten Work-Life-Balance, die man in Führungspositio­nen von Wirtschaft, Politik und Ver­bänden selten findet. Ein höherer Frauenanteil könnte hier aus meiner Sicht dafür sorgen, dass die Verein­barkeit von Familie und Spitzenäm­tern leichter werden wird.“

Welchen langen Atem Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung in Beruf und Politik brauchen, zeigt u. a. das Buch „Die neuen Frauen - Revo­lution im Kaiserreich“ von Barbara Beuys (siehe Buchtipps).

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

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