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20. August 2015

EPhEU-Generalversammlung in Birmingham: Pharmazeutische Dienstleistungen der Zukunft

Welche Rolle im Gesundheitsbereich wollen Europas Apotheker künftig anstreben und welche Angebote an pharmazeutischen Dienstleistungen können sie machen? Um diese Frage ging es in einer von drei Arbeitsgruppen bei der Generalversammlung des Europäischen Verbands angestellter Apotheker in öffentlichen Apotheken (EPhEU) im Juli in Birmingham.

Die Teilnehmer aus sieben Mitgliedsländern hatten in drei rotierenden Arbeitsgruppen die Gelegenheit, sich zu den Themen Selbstmedikation, Arbeitnehmerflexibilität innerhalb von Europa sowie zu Zukunftstendenzen der pharmazeutischen Leistungen auszutauschen. Die Ergebnisse der letztgenannten AG sollen hier vorgestellt werden.

Ausgangsbasis der Diskussion war das Wissen um die zunehmend älter werdende Bevölkerung in allen Teilen Europas, die entsprechend mehr Medikamente benötigt. Daher ist sowohl mit einem Mangel an ärztlichen Kapazitäten als auch mit finanziellen Engpässen der Gesundheitssysteme zu rechnen. Dies wiederum birgt die Chance für Pharmazeuten, vermehrt Aufgaben in der Gesundheitsversorgung zu übernehmen. Für EPhEU und die darin organisierten Pharmazeuten ist es dabei wichtig, dass diese Aufgaben in den Händen von Heilberuflern liegen und nicht durch große Apothekenketten mit ihren kommerziellen Interessen geschmälert werden. Außerdem gelte es, eine stärker klinische Pharmazie und patientenorientierte Beziehungen statt eines kaufmännisch orientierten Kunden-Versorger-Verhältnisses anzustreben.

Auf dieser Basis wurden folgende Prinzipien formuliert:

  • Pharmazeutische Dienstleistungen von Apothekern sind generell deutlich sicherer als entsprechende Angebote von Nichtpharmazeuten. Dieses Prinzip wurde auch vom Europäischen Gerichtshof festgehalten, aus dessen Sicht eine inhabergeführte Apotheke für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit steht als eine Apotheke im Fremdbesitz.
  • Die Chancen für Apotheker sind größer, wenn man über den Tellerrand der öffentlichen Apotheke hinausdenkt. Im Zentrum müsse immer der Patient stehen und nicht das Geschäftsmodell.
  • Die Entwicklung pharmazeutischer Dienstleistungen für die Öffentlichkeit sollte nicht auf die Besitzer von öffentlichen Apotheken beschränkt werden. Auch einzelne und angestellte (klinische) Pharmazeuten sind mögliche Akteure.
  • Ärzte sind die Experten für die Diagnose und Apotheker die Experten für Arzneimittel. Eine Weiterentwicklung dieses Kompetenzmodells könne also bedeuten, dass Mediziner sich künftig auf die Diagnose konzentrieren und  Pharmazeuten für die Medikation verantwortlich zeichnen.

Aus diesen Prinzipien lassen sich folgende Aufgaben für Apotheker in der Öffentlichkeit skizzieren:

  • Pharmazeutischen Betreuung für Patienten: zuhause, in Senioren- und Pflegeheimen sowie Hospizen
  • Beratung von Ärzten zu Arzneimitteln in ihren Arztpraxen
  • Programme zur Verbesserung der AM-Therapietreue auf Grundlage eines Medikations-Checks durch den Apotheker
  • Unterstützung von Selbsthilfegruppen
  • Prävention und Aufgaben im Bereich Public Healthcare
  • Unterstützung von Impfprogrammen

EPhEU: Interessenten aus Skandinavien und Italien

Dass der Verband ein wichtiges, bisher unbesetztes Feld „beackert“, zeigt sich im Übrigen an Anfragen aus Skandinavien und Italien. Für die Kontaktpflege bieten der FIP-Weltkongress in Düsseldorf und die Expopharm ein gutes Forum, wo EPhEU am ADEXA-Stand vertreten sein wird.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

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