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07. September 2015

Gleichberechtigung bleibt bei Eltern meist ein Wunschtraum: Traditionelle Erwerbskonstellationen herrschen vor

Frauen stecken bei der Karriere häufiger zurück als Männer, wenn es um ihre Kinder geht. Nur rund acht Prozent aller Väter geben ihren Job ganz oder teilweise auf, bei den Müttern sind es 63 Prozent. Forscher am Institut für Demoskopie Allensbach zeigen auch, woran es hapert.

Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums haben Wissenschaftler des  Allensbach-Instituts Erwerbsbiographien untersucht. Die repräsentative Studie basiert auf 3.151 Interviews – mit Müttern, Vätern oder mit beiden Elternteilen. In allen Haushalten lebten Kinder unter sechs Jahren. Nach der Geburt des ersten Kindes und nach unterschiedlich langen Elternzeiten veränderte sich die Erwerbskonstellation teils drastisch.

Einbruch bei der Erwerbstätigkeit

Vor der Geburt arbeiteten in 71 Prozent aller Familien beide Partner in Vollzeit; nach der ersten Elternzeit nur noch in 15 Prozent. Besonders deutlich nahmen die Konstellationen „Vater Vollzeit/Mutter kürzere Teilzeit“ (von 4 auf 25 Prozent), „Vater Vollzeit/Mutter stundenweise“ (von 1 auf 14 Prozent) und „Vater Vollzeit/Mutter nicht berufstätig“ (von 8 auf 17 Prozent) zu.

Im Schnitt veränderte sich die Arbeitszeit bei Vätern vor der Geburt und nach der ersten Elternzeit kaum (43 versus 42 Stunden pro Woche), während Mütter stark reduzierten (37 versus 25 Stunden pro Woche). Frauen aus den westlichen Bundesländern verringerten ihre Arbeitszeit von 37 auf 23 Stunden. Im Osten gingen sie von 38 auf 31 Wochenstunden zurück. Die meisten Elternpaare entschieden sich nach der Geburt weiterer Kinder wieder für die erprobte Erwerbskonstellation, berichten die Forscher.

Frauen sehen mehr Nachholbedarf als Männer

Auf die Frage, ob sie heute die Gleichberechtigung als weitgehend verwirklicht ansehen, antworteten beide Geschlechter unterschiedlich. Etwa 51 Prozent der Männer sehen das Ziel erreicht, während 34 Prozent von Nachholbedarf sprachen. Von allen befragten Frauen sagten 60 Prozent, es müsse noch etwas unternommen werden, und lediglich 27 Prozent waren zufrieden. „Die von einem nennenswerten Teil der Eltern gewünschte gleiche Aufgabenteilung wird vorerst nur von einem kleinen Teil der Eltern praktiziert“, heißt es im Bericht.

Etwa sechs Prozent aller Paare mit Kindern im Vorschulalter lebte mit gleichen Arbeitszeitmodellen und gleichem Beitrag zur Kinderbetreuung. Nahmen Statistiker Paare mit annähernd gleicher Stundenzahl inklusive Teilzeit mit auf, kamen sie auf 20 Prozent. In dieser Gruppe befanden sich überdurchschnittlich viele Eltern in Ostdeutschland sowie Mütter und Väter mit abgeschlossenem Studium. Vor Geburt des ersten Kindes gab es bei Eltern mit annähernd gleicher Arbeitsaufteilung geringere Einkommensunterschiede als bei anderen Paaren. Drei von vier Frauen erklärten, ihr Partner würde sie bei der beruflichen Orientierung unterstützen.

Unterstützung gefragt

Um ihre Arbeitslast zu bewältigen, nutzten 88 Prozent dieser Gruppe Betreuungsangebote (Durchschnitt: 52 Prozent). Arbeitgeber sind ebenfalls in der Pflicht, um Modelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie anzubieten. Rund 62 Prozent aller Mütter und Väter mit annähernd gleicher Verteilung sahen dies im aktuellen Job umgesetzt; der Durchschnitt lag bei 43 Prozent. Hier besteht dringender Nachholbedarf.

Michael van den Heuvel

Quellen:

Böckler-Impuls 12/2015 - Trendtableau

Institut für Demoskopie Allensbach, Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf, 2015
www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_studies/Weichenstellungen.pdf

 

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