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19. Mai 2017

Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege: Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit

Grafik: Hans-Böckler-Stiftung

Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern – diese Forderung gilt nicht nur für den Beruf. Aufgaben rund um Erziehung, Pflege sowie Haushalt sollten sich Frauen und Männer ebenfalls partnerschaftlich teilen. Dass es hier eklatante Defizite gibt, zeigen Sozialwissenschaftler im Rahmen einer Studie.

„Von einer gleichmäßigen Aufteilung bezahlter und nicht bezahlter Arbeit kann bislang keine Rede sein.“ Zu diesem Fazit kommt Experten vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Sie haben Daten der sogenannten Zeitverwendungserhebung (ZVE) ausgewertet.

Tagebucheinträge von 5.000 Personen

Bei der ZVE wurden 11.000 Personen aus 5.000 Haushalten über ein Jahr hinweg schriftlich befragt. Ihre Aufgabe war, für drei vorgegebene Tage die Zeiteinteilung im Zehnminutentakt zu protokollieren. Die Wissenschaftler berücksichtigten dabei Arbeitstage, Wochenenden, Urlaub, aber auch Krankheitstage.

Die Gesamtarbeitszeit von Frauen und Männern war mit 7:44 versus 7:40 Stunden annähernd gleich. Jedoch gab es starke Unterschiede bei der Art der Tätigkeit: Männer verbrachten pro Tag etwa 5:32 Stunden mit bezahlter Arbeit, bei Frauen waren es 4:15 Stunden. Wenig überraschend war bei Studienteilnehmerinnen die Spanne an unbezahlter Arbeit deutlich größer als bei männlichen Teilnehmern, nämlich 3:29 versus 2:08 Stunden.

Besonders eklatant waren die Unterschiede in Haushalten mit Kindern unter sechs Jahren. Männer arbeiteten pro Tag 9:11 Stunden. Lediglich ein Drittel dieser Zeit entfiel auf Erziehung oder Haushalt. Vollzeitbeschäftigte Mütter wandten mehr als die Hälfte und Mütter in Teilzeit sogar mehr als 70 Prozent ihrer Zeit für unbezahlte Tätigkeiten auf.

Trendwende beim Elterngeld?

Dieser Trend zeigt sich auch beim Thema Elterngeld. Mehr als 90 Prozent der Zeit, für die Mütter und/oder Väter Zahlungen erhalten, entfällt auf Frauen. Die Forscher berichten jedoch von einer möglichen Trendwende. Männer nehmen nach wie vor nur vergleichsweise kurze Zeiträume in Anspruch. Allerdings verringert jeder vierte Arbeitnehmer im Anschluss seine bezahlte Arbeitszeit im Schnitt um zehn bis 20 Prozent. Bei Männern, die drei oder mehr Monate Elternzeit nehmen, entscheiden sich sogar 42 Prozent zu diesem Schritt. „Das Elterngeld scheint zu helfen, dem Wunsch nach einer partnerschaftlichen Aufteilung bei Paaren in der Realität zumindest für eine bestimmte Zeit näherzukommen“, schreiben die Autoren.

Dieser Effekt macht sich bei der Pflege gebrechlicher Familienmitglieder nicht bemerkbar. Drei Prozent aller Frauen, aber nur ein Prozent aller Männer kümmern sich pro Tag mindestens eine Stunde um ihre Angehörigen.

Michael van den Heuvel

Quelle

Dietmar Hobler, Christina Klenner, Svenja Pfahl, Peter Sopp, Alexandra Wagner: Wer leistet unbezahlte Arbeit? Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege im Geschlechtervergleich, aktuelle Auswertungen aus dem WSI GenderDatenPortal, April 2017. Online: http://bit.ly/2oDbSIB

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