News

zurück zur Übersicht AKTUELLES >>

09. August 2019

Höhere Rentenbeiträge bremsen das Wachstum nicht - Verschiedene Modelle im Vergleich

In den kommenden Jahren werden viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen ihren Ruhestand antreten. Forscher haben untersucht, wie das Rentenniveau stabilisiert werden kann. Ihr Fazit: Weder höhere Beiträge noch höhere Steuern bremsen das Wirtschaftswachstum.  

Der demographische Wandel macht Anpassungen des Rentensystems unausweichlich. Beitragssätze werden steigen, daran gibt es kaum Zweifel. Forscher der Hans-Böckler-Stiftung hinterfragten eine von Arbeitgebern oft genannte Vermutung: Schaden höhere Rentenbeiträge der Wirtschaft, weil sie die Arbeitskosten steigern und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden?

Szenario 1: Höhere Beiträge zur Rentenversicherung

Das Team um Dr. Fabian Lindner berücksichtigte bei einer Analyse das komplexe Wechselspiel von Rentenversicherungsbeiträgen und Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung auf Wachstum und Beschäftigung. Sie haben simuliert, wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) langfristig entwickelt, falls die Beitragssätze um einen Prozentpunkt nach oben gehen. Das Ergebnis überrascht. Es gab nämlich keine negative Auswirkung auf das BIP. Im Gegenteil, laut Simulation würde dieser Wirtschaftsindex sogar minimal um 0,3 Prozent nach oben gehen.

Zur Erklärung führen die Autoren das komplexe Wechselspiel unterschiedlicher Parameter an. Lohnnebenkosten gehen für Arbeitgeber nach oben. Auch Angestellte sehen erst einmal weniger Geld auf ihrem Konto. Dem steht gegenüber, dass eine große Zahl an Rentnern von höheren Zahlungen profitieren würde – und die Binnennachfrage nach oben ginge. „Steigen die Beitragssätze um mehr als einen Prozentpunkt, erhöhen sich die gesamtwirtschaftlichen Effekte proportional stärker“, berichten die Sozialforscher.

Szenario 2: Höhere Steuern

Ähnliche Ergebnisse erbrachte die nächste Simulation, nämlich eine Finanzierung höherer Renten über die Einkommensteuer. Beschäftigte würden in der Erwerbsphase höher belastet als Arbeitgeber, so viel zu den Nachteilen. Gut sei jedoch am Modell, so Lindner, dass Besserverdiener stärker belastet würden. Außerdem würden Beamte und Selbstständige mit einbezogen.

Im Artikel raten die Autoren, beide Modelle, nämlich höhere Beitragssätze und Steuern, zu kombinieren. Und langfristig sollten Selbstständige, aber auch Beamte, in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden.

Michael van den Heuvel

Quelle

Fabian Lindner, Camille Logeay, Rudolf Zwiener, Florian Blank: Demografischer Wandel: Zu den gesamtwirtschaftlichen Effekten höherer Beitragssätze und Steuern (pdf), IMK Policy Brief, Juli 2019, https://bit.ly/2OJMpj7

zurück zur Übersicht AKTUELLES >>