10. Juni 2018
Moderne Gesellschaft, moderne Wissenschaft: Das war der 8. ADEXA-Erlebnis- und Gewerkschaftstag
Ein Themenmix aus Politik, Pharmazie und Kommunikationsstrategien erwartete Apothekenangestellte und ADEXA-Aktive beim Erlebnis- und Gewerkschaftstag 2018. Zu Beginn ging es um die Frage, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. Anschließend erfuhren die Teilnehmer therapeutische und psychologische Aspekte für die Beratung von Patientinnen und die Situation von Frauen am Arbeitsplatz.
Der Erlebnis- und Gewerkschaftstag hat sich „als Erfolgsformat etabliert“, so ADEXAs Erster Vorsitzender Andreas May in Hannover. In seinem Grußwort lud er alle 90 Teilnehmer ein, ihr pharmazeutisches Wissen zu vertiefen, aber auch einen Blick über den Tellerrand zu wagen.
Grußwort von Magdalene Linz
Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, war von 1989 bis 2000 Vorsitzende der Apothekengewerkschaft, bevor sie sich selbstständig machte. „Ich habe die Entwicklung von ADEXA aufmerksam beobachtet und stelle mit großer Hochachtung fest, in welchem Maße inzwischen eine Professionalisierung stattgefunden hat, welchen Bekanntheitsgrad die Gewerkschaft genießt und welche Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit sie im Berufsstand nicht nur bei den Angestellten zunehmend erfährt“, so Linz in ihrem schriftlichen Grußwort. Sie selbst konnte nicht am Erlebnis- und Gewerkschaftstag teilnehmen, bot aber Gespräche in kleiner Runde an, um aktuelle Probleme zu diskutieren.
Themen gibt es zur Genüge. Linz: „Das gerade beschlossene und veröffentlichte Positionspapier des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen zur Zukunft des Apothekenwesens zeigt, dass der Stellenwert, den wir alle für die Gesellschaft und die Menschen haben, die wir täglich beraten und betreuen, von Krankenkassenfunktionären, die offensichtlich im Elfenbeinturm sitzen und Fakten nicht anerkennen wollen, nicht wahrgenommen wird (...).“ Vielmehr setze man auf Deregulierung, obwohl gerade aktuell die Beispiele Polen und Litauen zeigten, welch zerstörerische Folgen dies für Gesundheitssysteme hätte.
Bildung und Wohlstand für alle
„Warum radikalisiert sich unsere Gesellschaft immer stärker?“, fragt Professor Dr. Harald Welzer. Der Soziologe und Sozialpsychologe erklärt diese Tendenz mit der immer geringeren Partizipation vieler Menschen am gesellschaftlichen Wohlstand und an der Bildung. Als möglichen Ausweg sieht er, nicht mehr Arbeit, sondern Kapitaltransfers oder Maschinen zu besteuern. „Empathieberufe“, also Jobs in Medizin und Pharmazie mit direktem Patientenkontakt, hätten die größten Chancen, nicht der Digitalisierung zum Opfer zu fallen. Denn der Dialog mit Menschen lasse sich nicht durch Systeme ersetzen, betont Welzer.
Frauenkrankheiten richtig behandeln
Wie das in der Praxis aussieht, zeigte Apothekerin Marion Sparenberg anhand von Kundinnen als Zielgruppe in der Offizin. „Sexualhormone steuern den weiblichen Zyklus von der Pubertät bis zu den Wechseljahren.“ Eine überschießende Produktion oder ein Mangel an Hormonen können für heftige Beschwerden verantwortlich sein. Die Expertin beschrieb u. a. Dys- oder Hypermenorrhoe, Endometriose, Polypen sowie Myome.
„Bei typischen Frauenleiden führen pflanzliche und homöopathische Präparate oft zum gewünschten Erfolg“, weiß Apotheker Dr. Sebastian Michael. Er zeigte ganzheitliche Ansätze auf, um das prämenstruelle Syndrom (PMS), Menstruationsstörungen oder Wechseljahrsbeschwerden erfolgreich zu behandeln.
Erfolgreiche Dialoge führen
Doch die beste Therapie bringt wenig, wenn es Probleme bei der Kommunikation gibt. Lisa Roth vom Schulz von Thun-Institut für Kommunikation, Hamburg, gab Einblick in Sackgassen beim Dialog zwischen den Geschlechtern. Sie stellte typische Situationen aus dem privaten, aber auch dem beruflichen Bereich vor. „Frauen haben heute bessere Chancen in der Schule und in der Hochschule als Männer“, so die Expertin. „Trotzdem besetzen Männer häufiger die Chefsessel von Führungsetagen.“ Roth berichtet von der inneren „Selbstzweiflerin“ als möglichem Erklärungsansatz: Frauen stellten eher als Männer ihre eigene Kompetenz infrage.
Michael van den Heuvel
Fotos: ADEXA/Michael van den Heuvel, Dragan Pavlovic
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