Mütter verlieren nach der Geburt deutlich mehr Einkommen als angenommen

Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim zeigt: Der Einkommensknick nach der Geburt eines Kindes ist erheblich größer als vermutet. Besonders junge Mütter zahlen einen hohen Preis – nicht nur kurzfristig, sondern über ihre gesamte Karriere hinweg.
Die sogenannte Child Penalty, also der Einkommensverlust nach der Geburt des ersten Kindes, ist in Deutschland stärker ausgeprägt als bisher angenommen. Laut einer neuen Untersuchung des ZEW Mannheim in Kooperation mit der niederländischen Universität Tilburg verdienen Mütter im vierten Jahr nach der Geburt durchschnittlich fast 30.000 Euro weniger als gleichaltrige Frauen ohne Kinder. Frühere Schätzungen gingen nur von rund 20.000 Euro aus – ein Fehler, wie die Forscher nun zeigen.
Der Verlust trifft Frauen auch in ihrer weiteren beruflichen Entwicklung: Junge Mütter holen die entstandene Einkommenslücke in der Regel nie wieder vollständig auf. Die Folgen sind nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch eingeschränkte Aufstiegschancen und geringere Mittel für die Altersvorsorge.
Verzerrte Berechnungen korrigiert
Bisherige Studien unterschätzten die Verluste deutlich. Das liegt an der Methodik: Häufig wurden Mütter untereinander verglichen, unabhängig vom Alter bei der Geburt. Forschende haben die Berechnung jetzt angepasst. „Wir vergleichen Mütter ausschließlich mit gleichaltrigen Frauen, die noch kein Kind haben“, erklärt Valentina Melentyeva von der Universität Tilburg. „So lässt sich die hypothetische Einkommensentwicklung ohne Geburt realistischer abbilden.“
Dieses Verfahren ermöglicht nicht nur präzisere Schätzungen, sondern auch eine Analyse der Ursachen: etwa den Einfluss von Erwerbspausen, Teilzeitmodellen oder strukturellen Benachteiligungen im Arbeitsmarkt.
Langfristige Folgen für Gleichstellung und Rente
Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf anhaltende Ungleichheiten im deutschen Arbeitsmarkt. Trotz Ausbau der Kinderbetreuung arbeiten viele Mütter weiterhin in Teilzeit – oft mangels ausreichender Betreuungsangebote oder wegen traditioneller Rollenverteilungen. Das wirkt sich langfristig auf Einkommen und Rentenansprüche aus.
„Unsere Analyse zeigt deutlich: Der Preis der Mutterschaft ist höher, als wir dachten – und er bleibt über Jahrzehnte spürbar“, so das Resümee von ZEW-Forscher Dr. Lukas Riedel.
mvdh
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