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28. November 2014

Rentenbezüge im Gender- und Ost-West-Vergleich: Renten von Frauen sind im Schnitt 470 Euro niedriger

Im Durchschnitt erhalten Frauen 550 Euro und Männer 1.017 Euro Altersrente. Zwar ist dieser geschlechtsspezifische Abstand bei Neurentnern gesunken, 2012 betrug er jedoch immer noch 370 Euro.  Frauen beziehen wegen ihrer höheren Lebenserwartung etwa fünf Jahr länger Rente. Auffällig sind außerdem die unterschiedlichen Rentenbezüge ost- und westdeutscher Frauen.

Welche Ansprüche erwerben Frauen und Männer in der gesetzlichen Rentenversicherung sowie über Riester- und Betriebsrenten? Wann gehen sie in Rente und wie lang sind ihre durchschnittlichen Bezugszeiten? Zu diesen und weiteren Fragen rund um die Rente hat das WSI  GenderDatenPortal der Hans-Böckler-Stiftung einen ausführlichen Vergleich nach Geschlechtern veröffentlicht. Die Forscher stützen sich dabei auf statistische Daten der Deutschen Rentenversicherung. Die Auswertung umfasst den Zeitraum von 1992 bis 2012.

Aktiv Versicherte

Alle diejenigen, die zum Untersuchungszeitpunkt Rentenanwartschaften durch Pflicht- oder freiwillige Beitragszeiten, sogenannte Anrechnungszeiten wie Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit sowie durch geringfügige Beschäftigung mit Verzicht auf Versicherungsfreiheit aufbauen, gelten als „aktiv Versicherte“. Hier hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten der Abstand zwischen Männern und Frauen deutlich verringert. Denn die Erwerbstätigkeit von westdeutschen Frauen ist gestiegen. In Ostdeutschland war der Unterschied im gesamten Zeitraum nur sehr gering ausgeprägt.

Von den aktiv versicherten Frauen waren 60 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt; bei den Männern waren es 70 Prozent.

Rentenhöhe

Frauen erhalten deutlich geringere Renten als Männer: Im Schnitt beziehen sie rund 550 Euro Altersrente – und damit nur etwa halb so viel wie Männer, die 1.017 Euro bekommen. Bei Neurentnern im Jahr 2012 fällt die Differenz zwischen Frauen und Männern mit 370 Euro zwar geringer aus. Allerdings erhalten hier die männlichen Neuzugänge mit 899 Euro auch deutlich weniger als der Durchschnitt.

Bei allen Rentenarten (Alters-, Erwerbsminderungs- und Witwenrente) erhalten ostdeutsche Frauen höhere Leistung als Frauen in Westdeutschland. Bei der Altersrente waren es im Jahr 2012 bei Neuzugängen 753 Euro (Ost) versus 493 Euro (West).

Betrachtet man die Alters- und Erwerbsminderungsrenten, so erhalten Rentnerinnen nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen nur etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent), bezogen auf Männer. Bei den Rentenneuzugängen ist dieser Abstand im Bundesdurchschnitt auf ein gutes Drittel gesunken. Auch hier gibt es aber wieder große Unterschiede zwischen Frauen in Ost (88 Prozent) und West (60 Prozent).

Erwerb von Rentenansprüchen

Rentenansprüche werden durch die jährlich gesammelten Entgeltpunkte erworben. Auch hier liegen Frauen gegenüber Männern zurück: Pro Versicherungsjahr kommen sie nur auf etwa drei Viertel der Entgeltpunkte, bei der Altersrente sogar nur auf 71 Prozent. Auch hier ist der geschlechtsspezifische Abstand im Westen deutlich größer als in Ostdeutschland. Außerdem nimmt er in Westdeutschland seit 2005 sogar wieder zu!

Renteneintritt und Bezugsdauer

Frauen und Männer gehen nahezu im gleichen Alter in Rente (Altersrente: 63,9 vs. 64,0 Jahre). Etwas größer ist der Unterschied bei den Erwerbsminderungsrenten: im Schnitt 50,1 Jahren bei den Frauen gegenüber 51,4 Jahren bei Männern.

Ostdeutsche Frauen gehen mit durchschnittlich 61,8 Jahren früher in Altersrente als westdeutsche mit 64,1 Jahren. Dies liegt daran, dass sie aufgrund längerer Erwerbstätigkeit auch schneller die Voraussetzungen für die abschlagsfreie „Frauenrente“ mit 60 Jahren erfüllt hatten.

Seit 1995 ist die Rentenbezugsdauer bei Männern wie Frauen um drei Jahre gestiegen. Der Abstand zwischen den Geschlechtern blieb dagegen mit circa fünf Jahren etwa gleich. 2012 waren es 21,3 Jahre bei Frauen und 16,7 Jahre bei Männern.

Bezug mehrerer Rentenarten 

Fast ein Drittel der Frauen bezieht mehr als eine Rentenart – häufig kommt zusätzlich zur eigenen Altersrente noch eine Witwenrente. Bei den Männern erhält nur einer von zwanzig eine Mehrfachrente.

Kindererziehungszeiten

Von den Neurentnern im Jahre 2012, die Kindererziehungszeiten geltend machen konnten, waren 99 Prozent Frauen (knapp 3.000 Männer zu rund 257.300 Frauen). Auch ist der Anteil, den die Erziehungszeiten am Rentenbetrag ausmachen, bei Frauen höher. Dieser sinkt jedoch insbesondere bei westdeutschen Frauen durch den zunehmenden Umfang der Berufstätigkeit: von 13,3 Prozent im Jahr 2005  auf 9,5 Prozent im Jahr 2012. Bei Frauen in Ostdeutschland betrug der Anteil zuletzt nur 4,3 Prozent.

Riesterrente und staatliche Förderung

Von der staatlichen Förderung bei der Riesterrente profitieren Frauen in etwas höherem Maße als Männer; auch haben sie deutlich häufiger Anspruch auf Kinderzulage(n). Bei Frauen beträgt der Förderanteil am Gesamtbeitrag 38 Prozent, bei Männern im Schnitt gut 16 Prozent. Hintergrund sind die niedrigeren weiblichen Erwerbseinkommen, bei denen die Förderung stärker ins Gewicht fällt.

Betriebliche Altersversorgung

In Betriebsrentensystemen erfasst sind in der westdeutschen Privatwirtschaft deutlich weniger Frauen als Männer (31 vs. 46 Prozent); in Ostdeutschland ist das Verhältnis insgesamt niedriger, aber ausgeglichen.

Seit 2001 hat aber bei beiden Geschlechtern der Anteil derjenigen zugenommen, die Ansprüche auf eine Betriebsrente erwerben.

Von den heutigen Rentnerinnen bekommen nur 6 Prozent eine Rente aus einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge (Stand 2011); bei Männern sind es 25 Prozent. In Westdeutschland ist der Abstand zwischen Frauen und Männern noch stärker ausgeprägt (8 vs. 31 Prozent); in Ostdeutschland beziehen generell nur sehr wenig Rentner eine Betriebsrente.

Frauen erhalten im Schnitt 204 Euro Betriebsrente, Männer mit 574 Euro fast das Dreifache.

Von Leistungen einer Zusatzversicherung im öffentlichen Dienst profitieren dagegen gleich viel Frauen wie Männer (je 10 Prozent). Hier sind die Unterschiede mit 250 Euro für Rentnerinnen zu 392 Euro bei Betriebsrentnern auch etwas niedriger.

Entgeltumwandlung

Die Entgeltumwandlung  – d. h. die Altersvorsorge in Form steuer- und sozialabgabenfreier Beiträge aus dem Bruttogehalt von Arbeitnehmern – wird von Frauen seltener genutzt als von männlichen Arbeitnehmern. Allerdings war 2010 der Anteil derer, die diese Form der betrieblichen Altersvorsorge nutzten, bei Frauen wie Männern noch recht gering (20 vs. 24 Prozent). Frauen wandeln pro Jahr im Schnitt knapp 1.200 Euro um, Männer knapp 1.500 Euro. Aufgrund des geringeren weiblichen Erwerbseinkommens ist der Anteil am Gehalt allerdings mit 3,4 Prozent relativ höher als bei Männern mit 2,8 Prozent.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

Quelle: WSI GenderDatenPortal

 

Kommentar

Auftrag an die Arbeitgeber

Die Zahlen sind deprimierend: Wer als Frau mit der eigenen Rente auskommen muss, hat in Deutschland immer noch schlechte Karten. Ganz besonders sind die alten Bundesländer betroffen. Aber auch im Osten ist nicht alles eitel Sonnenschein. Hier ist es besonders um die zweite Säule des Rentensystems, die betriebliche Altersversorgung, schlecht bestellt. In diesem Fall trifft es auch die männlichen Arbeitnehmer.

Für den Apothekenbereich gilt: Die Gehälter sind nicht hoch, die Erwerbsbiografien der weiblichen Mitarbeiter oft lückenhaft und durch Teilzeitarbeit geprägt. Da kann sich jeder ausrechnen, was im Rentenalter herauskommt: zu wenig! Private Vorsorge ist in solchen Fällen oft nicht möglich. Die tarifliche Altersvorsorge ist da ein richtiger, aber kein hinreichender Baustein. Die Apothekeninhaber tragen eine unternehmerische Verantwortung, dass in den Apothekenberufen, insbesondere auch den nichtapprobierten, die Altersarmut nicht zur Norm wird.

Tanja Kratt
ADEXA, Zweite Vorsitzende

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