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21. September 2015

Weiblich, über 60, hochmotiviert: Jobstudie untersucht Potenziale von Angestellten

Frauen, aber auch ältere Beschäftigte beiderlei Geschlechts, zeigen die höchste Motivation im Job. Das hat eine kürzlich veröffentlichte Studie ergeben. Die Kehrseite: Nach wie vor werden Kolleginnen schlechter entlohnt als Kollegen.

Motivation, Gehalt und Arbeitszufriedenheit – diese zentralen Parameter hat Ernst & Young (EY) in der „EY Jobstudie 2015“ untersucht. Marktforscher befragten dafür mehr als 2.200 Arbeitnehmer. Darunter waren 52 Prozent Frauen und 48 Prozent Männer. Sie arbeiteten in der freien Wirtschaft (54 Prozent), im öffentlichen Dienst (39 Prozent) oder in Verbänden beziehungsweise sonstigen Organisationen (7 Prozent). Die Stichprobe war auch hinsichtlich der Altersverteilung repräsentativ.

Wirklich glücklich?

Generell zufrieden mit ihrer Arbeit sind 61 Prozent der Angestellten bis 20 Jahre. Danach geht es erst einmal abwärts auf 50 Prozent bei den 31- bis 40-Jährigen und steigt dann wieder an. Ab 61 Jahren erreicht die Arbeitszufriedenheit dann wieder besonders hohe Werte (68 Prozent).

Ein Blick auf die Branchen: Besonders zufrieden sind Arbeitnehmer in Verbänden (62 Prozent Zufriedenheit), während die freie Wirtschaft mit 53 Prozent vergleichsweise schlechter abschneidet.

Im Sektor Telekommunikation und IT arbeiten nur 41 Prozent wirklich gerne. Der Gesundheitsbereich liegt mit 50 Prozent im guten Mittelfeld. Auf den Spitzenpositionen befinden sich Unternehmensdienstleister (54 Prozent), Automobilhersteller (56 Prozent) und die Bauwirtschaft (63 Prozent).

Mit dem Gehalt zufrieden?

Allerdings sind deutlich weniger Arbeitnehmer im Gesundheitsbereich auch mit ihrem Gehalt zufrieden. Hier kommt die Branche nur auf 33 Prozent und liegt damit auf dem vorletzten Platz – noch hinter Telekommunikation/IT (36 Prozent) und dem Handel (37 Prozent). Das Schlusslicht bildet die Land- und Forstwirtschaft (21 Prozent), Spitzenreiter ist die Automobilindustrie mit 50 Prozent zufriedenen Beschäftigten.

Auch die Höhe des Salärs spielt natürlich eine Rolle: Mit bis zu 20.000 Euro Bruttoeinkommen waren lediglich 34 Prozent zufrieden, mit 41.000 bis 60.000 Euro immerhin 40 Prozent, und mit 81.000 bis 100.000 Euro schon 68 Prozent. Der Wermutstropfen: Frauen verdienen im Durchschnitt mehr als ein Fünftel weniger als Männer. Während er im Durchschnitt 42.000 Euro brutto auf dem Konto findet, bekommt sie nur 33.000 Euro.

Eine Frage der Motivation

Unter allen Befragten war der Anteil hochmotivierter Frauen generell höher (37 Prozent), verglichen mit ihren männlichen Kollegen (32 Prozent). Die Zahl der besonders motivierten Arbeitnehmer steigt von der Altersgruppe bis 20 Jahre mit lediglich 26 Prozent an – bei Angestellten über 61 sind es sogar 40 Prozent. Einen eindeutigen Effekt zwischen steigendem Gehalt und Motivation sieht man – anders als bei der Zufriedenheit – nur bei den Top-Einkommen über 100.000 Euro Bruttojahresverdienst. Dort bezeichnen sich 65 Prozent als hochmotiviert. In der Einkommensklasse zwischen 81.000 bis 100.000 Euro liegt der Anteil der Hochmotivierten bei 35 Prozent, bei Gehältern von 61.000 und 80.000 bei 44 Prozent. Darunter sind es 31 bis 34 Prozent. Ein gutes Verhältnis zu Kollegen und eine spannende Tätigkeit sind der Befragung zufolge wichtiger als hohe Zahlungen.In der Gesundheitsbranche bezeichneten sich insgesamt 30 Prozent der Befragten als hochmotiviert, was im Branchenvergleich dem unteren Mittelfeld entspricht.

Beitrag zum Unternehmenserfolg

Auf die Frage „Finden Sie, dass Sie mit Ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten?“ antworteten 89 Prozent der Studienteilnehmer mit Ja. Mit 82 Prozent etwas weniger sehen ihre Arbeit auch entsprechend gewürdigt.

Michael van den Heuvel

Quelle: EY Jobstudie 2015 - Motivation, Gehalt und Arbeitszufriedenheit

 

Arbeitgeber auf die Schulbank - Ein Kommentar von ADEXAs Erster Vorsitzender Barbara Neusetzer

Dass speziell ältere Kolleginnen und Kollegen, aber auch Frauen generell, die höchste Motivation im Job haben, sollte Arbeitgeber zu denken geben. Gerade die Mitarbeiter 60+ stehen bei Chefs nicht unbedingt im Fokus, um es vorsichtig zu formulieren. Und die Frauen sind zwar im Apothekenbereich zahlenmäßig überrepräsentiert – auf das Gehaltsniveau wirkt sich das aber negativ aus.

Den Gender Pay Gap sowie den Abstand zwischen Frauen- und Männerbranchen kritisieren wir als Gewerkschaft Jahr für Jahr. Die EY-Studie zeigt, dass dieses Problem weiter besteht.

Doch warum ist jede/r zweite Angestellte in jüngeren Jahren mit seinem bzw. ihrem Job unzufrieden? Die Forscher haben in ihrer Studie nicht nach den Gründen gefragt. Aus gewerkschaftlicher Erfahrung könnte es im Apothekenbereich an fehlenden Aufstiegschancen und ständig sich erhöhenden Anforderungen bei gleichzeitig niedrigen Gehältern liegen, in anderen Branchen auch an einer schlechten Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Es ist an der Zeit für Arbeitgeber, umzusteuern! Von motivierten und zufriedenen Arbeitnehmern profitiert jeder Betrieb!

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