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25. September 2015

Weitere Verzögerung beim Gehaltstarif: Arbeitgeber spielen auf Zeit

Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) hat einen Terminvorschlag der Gewerkschaft für Ende September abgelehnt, bei dem über die Forderungen und Vorschläge der ADEXA-Tarifkommission gesprochen werden sollte. Damit verzögert sich ein Neuabschluss des zum 1.7.2015 gekündigten Gehaltstarifvertrages weiter zulasten von Mitarbeitern und Berufsnachwuchs.

Zuerst müssten die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung der Mitglieder auf einer Mitgliederversammlung Ende Oktober diskutiert werden, so der Arbeitgeberverband. „Der ADA spielt auf Zeit – und das nicht zum ersten Mal“, kritisiert ADEXAs Zweite Vorsitzende Tanja Kratt. Die Leiterin der ADEXA-Tarifkommission vermisst kreative Vorschläge der Arbeitgeber, wie man in der augenblicklichen Lage die Arbeit der Mitarbeiter besser vergüten kann.

Natürlich sieht auch die Gewerkschaft, dass die Politik die Apothekenhonorierung seit Einführung der Notdienstpauschale nicht weiter erhöht hat. Doch schon damals wurde die Pauschale als „Strukturkomponente“ in den allgemeinen Topf geworfen und nur ein kleiner Teil an die Nachtnotdienst leistenden Mitarbeiter weitergegeben. „Das Plus bei den Gehältern von einem Plus beim Apothekenhonorar abhängig zu machen, ist daher ein leeres Versprechen – und außerdem eine schlechte Strategie gegenüber der Politik.“ Denn gestiegene Personalkosten für immerhin rund 136.000 Angestellte sind das beste Argument, das man als Branche gegenüber dem Gesundheits- und dem Wirtschaftsministerium hätte.

Tanja Kratt: „Letztlich sind es in erster Linie die Inhaber, die die Verhandlungen mit der Regierung führen. Die Mitarbeiter haben in der Standesvertretung so gut wie keinen Einfluss, sondern können nur staunen und schaudern über die oft unprofessionell wirkende Lobbyarbeit von DAV und ABDA. Ausbaden sollen sie die fehlenden Ergebnisse dann aber zusammen mit ihren Chefs.“

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

Von der Politik abgeschaut

Ein Kommentar von Tanja Kratt

Die Arbeitgeber fordern von der Politik gern Planungssicherheit. Auch eine Dynamisierung gehörte zum Forderungskatalog des DAV und der ABDA. Doch was ist mit den eigenen Angestellten? Auch als Mitarbeiterin und Mitarbeiter ist Planungssicherheit wichtig. Wie sieht die Realität aus? Fehlanzeige! Die Arbeitgeber verzögern Verhandlungen und Abschluss schon seit dem Frühjahr. Zwar sind die Preissteigerungen zurzeit nicht groß, so dass sich die Reallohnverluste noch in Grenzen halten. Aber man beachte: Zum einen waren die Gehälter schon immer auf einem zu niedrigen Niveau für die anspruchsvolle Arbeit. Und zum zweiten sind sie aktuell im Wettbewerb der Branchen um Nachwuchs und Fachkräfte  nicht konkurrenzfähig! Hier muss schleunigst nachgebessert werden. Wenn man aber schon die regelmäßigen Schritte der Tariferhöhungen auslässt, weil es angeblich keine Spielräume gibt, wie will man dann in einigen Jahren auf das dann notwendige, deutliche Plus kommen? Diese Kurzsichtigkeit, dieses Hinhalten bis zum bitteren Ende haben sich die Arbeitgeber offenbar von der Politik abgeschaut.

Was der ADEXA-Tarifkommission noch sauer aufstößt, ist die völlig Fantasielosigkeit der Arbeitgeber: Wenn man meint, wenig zu verteilen zu haben, braucht man eben etwas mehr Ideen, etwas mehr Kreativität, um seinen Mitarbeitern trotzdem ein attraktives Angebot machen zu können. Dass der ADA hier überhaupt keine Signale setzt, ist das wirkliche Armutszeugnis.

 

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