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07. Dezember 2014

WSI-Studie zeigt Vorteile für tarifgebundene Arbeitnehmer: Tarifgehälter sind höher – auch branchenunabhängig

„Tarif lohnt sich immer“, so der Titel eines aktuellen Beitrags im Newsletter der Hans-Böckler-Stiftung. Im Schnitt erhalten Tarifbeschäftigte demnach mindestens um ein Fünftel höhere Stundenlöhne als Arbeitnehmer, die nicht nach Tarifvertrag bezahlt werden.

15,84 Euro pro Stunde verdient ein deutscher Arbeitnehmer im Schnitt ohne Tarifvertrag*. Mit einem Branchentarifvertrag sind es 19,01 Euro (plus 20 Prozent), mit einem Firmentarifvertrag sogar durchschnittlich 19,81 Euro (plus 25 Prozent).

Dabei ging WSI-Forscher Marc Amlinger auch der Frage nach, ob die Unterschiede wirklich auf der Tarifbindung beruhen – oder ob in Branchen und Firmen mit besonders guter Finanzsituation überdurchschnittlich häufig Tarifverträge abgeschlossen werden.

Tatsächlich kommt Amlinger zu dem Ergebnis, dass Tarifbeschäftigte spürbar profitieren, auch wenn man betriebliche Effekte wie Branche, Standort und Größe, Geschlechterverteilung etc. herausrechnet. Das gilt aber auch für Arbeitnehmermerkmale wie Dauer der Betriebszugehörigkeit, Mann oder Frau, Ausbildung, Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, befristet versus unbefristet.

Sprich, wenn betriebliche und personelle Einflüsse „rechnerisch neutralisiert werden“, bleibt bei Branchentarifgehältern ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber tariflosen Beschäftigungsverhältnissen, bei Firmentarifverträgen beträgt die Differenz 8,2 Prozent.

ADEXA-Umfrage bestätigt die Ergebnisse

„Die Tendenz dieser Analyse können wir auch für den Apothekenbereich bestätigen“, sagt die Leiterin der ADEXA-Tarifkommission, Tanja Kratt. „Bei unserer Umfrage im Frühjahr 2014 haben sich viele Nichtmitglieder beteiligt, so dass wir die Gehälter von (in der Regel) tarifgebundenen Mitgliedern und (vielfach) nicht tarifgebundenen Nichtgewerkschaftsmitgliedern vergleichen konnten. 62 Prozent der Mitglieder bekommen eine übertarifliche Bezahlung, aber nur 53 Prozent der Nichtmitglieder. Unter Tarif bezahlt werden dagegen mit 29 Prozent deutlich mehr Nichtmitglieder als Mitglieder (18 Prozent). Und eine ungekürzte jährliche Sonderzahlung erhalten 63 Prozent der Mitglieder, aber nur 54 Prozent der Nichtmitglieder.“ Mehr zu dieser Auswertung lesen ADEXA-Mitgliedern Anfang Januar in der nächsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift Spektrum.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

* Privatwirtschaftliche Firmen ab 10 Beschäftigten

Quelle: Böckler-Impuls 19/2014

 

Kommentar:

Sächsische Mitarbeiter brauchen Sicherheit! 

Der Sächsische Apothekerverband (SAV) formiert sich in diesen Tagen neu. Vorstandswahlen stehen im Dezember an. Ein neuer Geschäftsführer wurde nach zwei vergeblichen Anläufen gefunden.

1997 trat der SAV aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) aus. Seit dieser Zeit waren weder Arbeitgeber tarifgebunden noch – unfreiwillig – die Mitarbeiter. Die Gehaltssituation der langjährig Angestellten kann man mittlerweile als desaströs bezeichnen.

Das Blatt beginnt sich allerdings zu wenden. Mehr und mehr Apothekenleiter in Sachsen haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. Der sächsische Fachkräftemangel ist mit Sicherheit eine Folge der Tarifflucht!

Die Empfehlung des SAV an seine Mitglieder, sich an Tarifgehältern zu orientieren, greift da zu kurz! Angestellte brauchen Sicherheit und nicht nur „Empfehlungen“.

Tanja Kratt
ADEXA, Zweite Vorsitzende

 

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