10. Januar 2025
Karenztage: das falsche Konzept. Ein Kommentar von Bundesvorstand Tanja Kratt
Gesundheit ist ein hohes Gut, wer wüsste das besser als die Apothekenteams. Ob man gesund oder krank ist, hängt von den Genen ab, von der jeweiligen Lebensphase, den Arbeitsumständen und nicht zuletzt vom Einkommen. Armut gilt als Gesundheitsrisiko, ebenso privater und vor allem auch beruflicher Stress. Die Art der Tätigkeit kann zu typischen Berufskrankheiten führen oder auch zum Burnout. Schniefnasige Kinder bringen Keime aus der Kita oder Schule heim und stecken ihre Eltern an …
Beim Thema Gesundheit sollte man daher weder mit Strafen für Kranke noch mit Vergünstigungen für Gesunde hantieren, wie es zuletzt die FDP vorschlug. Wer (unverdient) gesund ist, hat seine „Belohnung“ schon erhalten. Wer (ebenso unverdient) krank ist, darf nicht noch obendrein durch Verdienstausfall bestraft werden.
Trotzdem hat der vermeintlich hohe Krankenstand in Deutschland im Vorfeld der Bundestagswahlen wieder einmal zu Forderungen geführt, den ersten Krankheitstag als Karenztag ohne Lohnfortzahlung zu stellen. Das ist auch insofern infam, als die Gründe für die vermehrten Krankentage offenbar nicht weiter hinterfragt werden und verfügbare Instrumente der Arbeitgebenden gegen möglichen Missbrauch bereits existieren. Dafür muss man weder das Prinzip der solidarischen Krankenversicherung antasten noch Beschäftigte in niedrigen Gehaltsgruppen dazu zwingen, sich aus Angst vor dem Verdienstausfall krank zur Arbeit zu schleppen. Die Kolleginnen und Kollegen sind froh, wenn sie nicht auch vom Norovirus oder der frischen Corona-Infektion erwischt werden.
Übrigens sagen selbst die Krankenkassen und der Ärztepräsident, dass die Umstellung auf die elektronische Krankmeldung, aber auch Corona und andere Atemwegserkrankungen sowie chronische Krankheiten für den Anstieg der Krankentage verantwortlich sind. Die telefonische Krankschreibung ist dagegen ebenso wenig schuld wie eine vermeintlich laxe Arbeitsmoral der GenZ.
Nicht zuletzt sollte der Fachkräftemangel und die damit eingehende Belastung der Apothekenteams beachtet werden.
Wer auf ein gesundes, leistungsstarkes und motiviertes Team setzt, der sollte jetzt besser mit betrieblichen Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung starten.
Tanja Kratt
ADEXA-Bundesvorstand
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