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17. Juli 2020

Urlaubsgeld häufiger bei Tarifbindung: Neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung

Ob Angestellte Urlaubsgeld bekommen, hängt von mehreren Faktoren ab. Besonders wichtig ist dabei die Tarifbindung, berichten Forscher auf Basis einer Befragung. 

Laut WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung können sich bundesweit 44 Prozent aller Angestellten in der Privatwirtschaft über Urlaubsgeld freuen. Auf der Suche nach Faktoren, die hier eine Rolle spielen, haben Wissenschaftler zwischen August 2019 und Mai 2020 Daten von mehr als 53.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgewertet. Ihre Ergebnisse im Überblick:

     

  • Kolleginnen und Kollegen aus Ostdeutschland fanden auf ihrem Konto seltener Urlaubsgeld, verglichen mit Westdeutschland. Der Unterschied lag bei 32 Prozent versus 47 Prozent.
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  • Frauen hatten gegenüber Männern bundesweit das Nachsehen; 39 Prozent versus 47 Prozent erhielten Urlaubsgeld.
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  • Ob Angestellte Urlaubsgeld auf dem Konto finden, hängt auch von der Betriebsgröße ab (mehr als 500 Beschäftigte: 61 Prozent, 100 bis 500 Beschäftigte: 50 Prozent, weniger als 100 Beschäftigte: 34 Prozent).
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Die Autoren erklären ihre Ergebnisse mit der Tarifbindung: Im Osten greifen seltener Tarifverträge als im Westen. Und Frauen arbeiten häufiger als Männer in Branchen mit lückenhafter Tarifbindung. Nicht zuletzt gibt es in größeren Firmen eher Tarifverträge als in kleineren.

Alles in allem stellen die Forscher fest, dass sich Beschäftige mit Tarif (71 Prozent) häufiger als Kollegen ohne Tarif über Urlaubsgeld freuen als bei fehlender Tarifbindung.

Urlaubsgeld – besonders wichtig in Corona-Zeiten

Die Höhe des tarifvertraglich vereinbarten Urlaubsgeldes schwankt je nach Branche zwischen 155 und 2.513 Euro. Besonders gut zahlen Betriebe der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie, der Metallindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie, der Druckindustrie, des Versicherungsgewerbes und des Einzelhandels. Als Schlusslichter werden die Landwirtschaft sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe genannt. Die Autoren betonen, gerade in Corona-Zeiten sei Urlaubsgeld besonders wichtig, um sonstige Ausfälle abzumildern.

Im Apothekenbereich gibt es nach der tariflichen Regelung eine Sonderzahlung in Höhe eines tariflichen Bruttomonatsgehalts, die spätestens mit dem Novembergehalt gezahlt werden muss. Viele Betriebe teilen diese in zwei Beträge auf, von denen einer mit dem Juni-Gehalt als Urlaubsgeld gezahlt wird.

Michael van den Heuvel

Quelle

Urlaubsgeld stabilisiert Einkommen, Hans-Böckler-Stiftung, https://bit.ly/2OjMtmz

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