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31. Mai 2017

Neue Energie tanken: Warum die Pausengestaltung so wichtig ist

Arbeitspausen stellen eine wichtige Regenerationsquelle im Arbeitsalltag dar und sind gesetzlich vorgeschrieben. Sie dienen nicht nur der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, sondern helfen uns auch, die Leistungsfähigkeit und die Motivation zu steigern.

Insbesondere Beschäftigte im Gesundheitswesen geben an, die Pausen häufig ausfallen zu lassen. Als Grund heißt es, dass die Pause nicht in den Arbeitsablauf passt oder dass der Arbeitsanfall zu groß ist. Insbesondere dort, wo die psychische Belastung am Arbeitsplatz hoch ist, kommt also die Erholung zu kurz. Und diejenigen, die eine Pause  am nötigsten hätten, lassen diese weg.

Gesetzliche Bestimmungen

Das Bundesurlaubsgesetz und das Arbeitszeitgesetz halten für Berufstätige die Rahmenbedingungen für die Erholung fest. Eine mindestens 30-minütige Pause soll spätestens nach sechs Stunden ununterbrochener Tätigkeit erfolgen. Arbeitet ein Mitarbeiter länger als neun Stunden am Tag, ist eine Pause von mindestens 45 Minuten einzulegen. Die Pausen dürfen generell gestückelt werden: Statt einer langen können zwei oder drei kürzere Unterbrechungen eingelegt werden.

Je später die Pause im Laufe des Arbeitstages genommen wird, desto größer ist der Erholungsbedarf, der kompensiert werden muss. Studien zufolge sind die physischen und psychischen Belastungen geringer, wenn die Mittagspause um zwei Kurzpausen ergänzt wird. In einigen Apotheken wird bereits eine vorbildliche Pausenkultur gepflegt und den Mitarbeitern sowohl eine kurze Frühstückspause als auch eine Kaffeepause am Nachmittag erlaubt.

Ausgleich und Distanz

Die Pause sollte vor allem die Gelegenheit bieten, sich von der Arbeitsaufgabe mental zu distanzieren, um neue Kraft zu schöpfen. Aktivitäten in der Pause sollten im Gegensatz zu der Arbeitsaufgabe stehen: Sitzende Tätigkeiten sollten durch Bewegung „ausgeglichen“ werden, Tätigkeiten, die die ständige Bewegung und langes Stehen erfordern, werden optimalerweise durch Ruhe und Entspannung kompensiert.

Sorgen Sie für eine abwechslungsreiche und gesunde Kost in der Pause. Seien Sie kreativ und offen für neue gesunde Rezepte. Snacks, die sich gut zu Hause vorbereiten lassen und unkompliziert mitzunehmen sind, können den Erholungswert der Pause steigern. Pausen sind aber deutlich effektiver, wenn neben der Nahrungsaufnahme auch anderen Aktivitäten nachgegangen wird.

Biologischer Rhythmus

Die Aktivität unseres Nervensystems schwingt in einem 90-minütigen Zyklus: 70 Minuten dauert ein Zyklus, in dem eine konzentrierte Arbeit möglich ist, danach folgt ein 20 Minuten langer passiver Zustand, in dem die Ressourcen wieder regeneriert werden. Es ist aber weder notwendig noch möglich, die Arbeit für 20 Minuten zu unterbrechen. Empfehlenswert ist es, im Team zu reflektieren und zu überlegen, wie diese Erkenntnis genutzt werden könnte, um die Ressourcen des Teams optimal zu nutzen und im Laufe des Tages die Akkus nicht nur während der Pause, sondern noch im Prozess aufzuladen. Eine der denkbaren Ideen ist das rotierende Arbeiten: Kolleginnen im Handverkauf können beispielsweise für 20 Minuten eine HV-Pause einlegen und dafür einige Back-Office-Aufgaben übernehmen: die Warensendung verbuchen, die Plausibilitätsprüfung übernehmen, eine Bestellung aufgeben oder ein Telefonat erledigen und so ihre Aufmerksamkeit für kurze Zeit auf andere Aufgaben lenken.

Kurzfristige gesundheitliche Risiken

Ausgefallene Pausen schlagen sich häufig in verstärkter Müdigkeit, körperlicher und psychischer Erschöpfung sowie Nervosität nieder. Insbesondere bei Berufsgruppen, die viel Emotionsarbeit leisten müssen, kann Nervosität und Unruhe die Qualität der Arbeit sehr mindern. Nicht selten plagen die Betroffenen auch Schlafstörungen und sie können nachts keine Ruhe finden, was den Körper und die Psyche am folgenden Tag zusätzlich belastet. Durch die Übermüdung können schnell Fehler als Folge auftreten.

Auch wenn die Pause offiziell genommen wird, diese aber nicht zur Erholung genutzt wird, sondern um andere liegengebliebene Arbeiten zu erledigen, ist der Nutzen der Arbeitsunterbrechung fraglich. Wird ein Durcharbeiten ohne erholsame Pause zum Dauerzustand, sind auch langfristig gesundheitliche Folgen zu befürchten.

Smartphone und Webnutzung in der Pause

Inzwischen haben die elektronischen Medien vollen Einzug ins Leben gefunden. Tatsächlich können sie eine willkommene Ablenkung und Erholung bieten. Viele Studien bestätigen, dass insbesondere bei jungen Personen kurzes Surfen im Internet die kreative Leistung positiv beeinflussen und die Konzentrationsfähigkeit wieder herstellen kann. Vor allem, wenn die Beschäftigten emotional und physisch erschöpft sind, kann sich das sogenannte Cyberloafing (engl. to loaf: bummeln, trödeln, faulenzen) positiv auf die Erholung auswirken.

Generell zeigen Studien sowohl positive als auch negative Effekte der Nutzung neuer Medien in der Pause. Wenn die Nutzung das Abschalten von Arbeitsinhalten in der Pause ermöglicht, ist gegen diese<s>r</s> Form der mentalen Distanzierung nichts anzuwenden.

Pausenmanagement in der Apotheke

Apothekenmitarbeiter haben häufig festgelegte Pausenzeiten, die sich entweder nach den Öffnungszeiten der Apotheke richten oder in enger Absprache mit den Teamkollegen festgelegt werden müssen. Dennoch sollten die Zeiten nach Möglichkeit auch die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter und der Kollegen berücksichtigen, um das regenerative Potenzial optimal auszuschöpfen. Beispielsweise könnten Mitarbeiter, die  eine Frühstückspause benötigen, die Mittagspause entsprechend kürzen und eine kurze Pause schon am Vormittag einplanen. Auch wenn die Apotheke in der Mittagspause geschlossen ist, ist es häufig möglich, einige liegengebliebene Arbeiten zu übernehmen. Es hat sogar den Vorteil, dass Arbeiten ohne störende Unterbrechungen erledigt werden können, da gerade häufige Unterbrechungen einer Aufgabe als potentielle Stressoren gelten, die aber durch derartiges Pausenmanagement gemildert werden könnten.

Regenerationsoptimum finden

Ein Team zeichnet Diversität aus: Die Mitarbeiter sind unterschiedliche Persönlichkeiten und haben individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen zum Thema Pause und Entspannung. Während sich viele bestens entspannen können, in dem sie sich während der Pause mit den Kollegen unterhalten, suchen andere Ruhe und Abstand von Kollegen, gehen alleine spazieren, hören Musik oder telefonieren mit Freunden. Im eigenen Interesse sollte jeder für sich die individuelle, optimale Regenerationsquelle herausfinden, um nicht am Ende des Tages kraftlos und erschöpft  dazustehen.

Tatiana Dikta, B. SC. Psych.

Stressmanagementtrainerin und PTA

 

Pausenregelung im Bundesrahmentarifvertrag

§ 3 Arbeitszeit

2. […] Während der Pausenzeiten kann der Mitarbeiter seinen Aufenthaltsort frei bestimmt. Zeiten, die der Mitarbeiter auf Anweisung des Apothekeninhabers in der Apotheke verbringen muss, sind Arbeitszeit.

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