11. Oktober 2019

ABDA und Bundesrat: Gestern hui – heute pfui? Ein Kommentar von Andreas May

Das PTA-Reformgesetz liegt derzeit im Bundesrat; heute sollen Ländervertreter darüber abstimmen. Im Vorfeld haben sich mehrere Fachausschüsse, u.a. der Gesundheitsausschuss, mit Jens Spahns Regelwerk befasst. Und sie fanden etliche Defizite. 

Einer der wichtigsten Aspekte ist aus meiner Sicht die Ausbildungsdauer. Fachgremien im Bundesrat fordern, die Ausbildung auf mindestens drei Jahre zu verlängern. Sie stellen sich damit hinter die Forderung von ADEXA und vom BVpta – aber gegen die ABDA. 

In einer Stellungnahme* schreiben Standesvertreter: „Aus unserer Sicht führen die Empfehlungen der Ausschüsse nicht zu einer Steigerung der Attraktivität der Ausbildung und des Berufs der PTA. Wir haben vielmehr die Sorge, dass die Ausbildung der PTA an Stringenz verliert, sie unnötig kompliziert wird und damit für alle Beteiligten aufwändig gemacht wird, ohne dass daraus ein adäquater Zugewinn resultiert.“

Eine durchaus überraschende Wendung: Noch beim Thema Rx-Versandverbot lobten ABDA-Vertreter die Expertise der Ländervertreter. Und auf einmal ist es mit der Kompetenz der Fachausschüsse dahin. Die ABDA glaubt, zu wissen, was Apothekerinnen und Apotheker brauchen, entfernt sich aber mehr und mehr von ihrer Basis.

Das haben nicht nur etliche Diskussionen beim letzten Apothekertag gezeigt – viele Kolleginnen und Kollegen halten nach wie vor am Rx-Versandverbot fest, wie ursprünglich im Koalitionsvertrag vereinbart. Die ABDA ließ sich darauf nur halbherzig ein. Spahns Apothekenstärkungsgesetz gilt aber bei vielen Kolleginnen und Kollegen als fauler Kompromiss.

Ähnlich verwundert mag man jetzt auf die ABDA-Stellungnahme reagieren. In Zeiten des Fachkräftemangels brauchen wir gut ausgebildete PTA. Dass es inhaltliche Defizite gibt, steht außer Frage. Mit etwas Kosmetik werden wir das Problem nicht lösen. Sägen Apothekenleiterinnen und -leiter ihren eigenen Ast ab? Und tragen sie die Entscheidung der ABDA wirklich mit? Daran hat zumindest ADEXA erhebliche Zweifel.

Andreas May
ADEXA-Vorstand

*Quelle: https://bit.ly/33mqUai

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