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19. November 2020

Offener Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Spahn,

als Gewerkschaft für die öffentlichen Apotheken und damit als berufspolitische Interessenvertretung der rund 146.000 Apothekenangestellten in Deutschland blicken wir mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen im Apothekenbereich.

Für uns zeichnen sich zwei Problemfelder ab, ein bestehendes und ein neues:

1. Das bestehende Problem betrifft die ungleichen Wettbewerbsbedingungen von ausländischen Versendern und inländischen Apotheken. Mit dem VOASG ist diese Unwucht zwar verringert, aber keineswegs behoben. Denn: Gleichpreisigkeit ist nur für die GKV vorgesehen. Und in Bezug auf künftige Verbesserungen beim Verbraucherschutz wie den Temperaturkontrollen von Arzneimitteln durch den Versandhandel ist nicht geregelt, wie und von wem dies kontrolliert werden soll.

2. Mit der Einführung des E-Rezeptes droht die sinnvolle Trennung von Verordnung und Rezeptbelieferung aufzuweichen – und wirtschaftliche Interessen gefährden die freie Wahl der Apotheke. Der Einfluss der ausländischen Versender wird noch weiter gestärkt, die wirtschaftliche Lage von unabhängigen Vor-Ort-Apotheken wiederum geschwächt – und damit die Versorgung der Patient*innen sowie heimische  Arbeits- und Ausbildungsplätze! Wenn bei der Telematik-Struktur des E-Rezeptes eine Tochter des Schweizer DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose Group den zentralen E-Rezept-Dienst mit ausgestaltet, sind aus unserer Sicht massive Interessenskonflikte vorprogrammiert.

Sehr geehrter Herr Minister, Sie loben die Leistungen der Präsenzapotheken in der Pandemie. Dieses Lob erscheint den Apothekenangestellten allerdings vor dem Hintergrund Ihrer Gesetzesvorhaben und der Realität des Gesundheitsmarktes kaum glaubwürdig.

Sorgen Sie bitte dafür, dass die Arzneimittelversorgung nicht von ausländischen Großkonzernen abhängig wird, sondern weiter in der Hand von den heimischen Apothekenteams liegt, die hier ihre Steuern zahlen! Die der hiesigen Aufsicht unterliegen! Die sich als Heilberufler*innen verstehen! Und die nicht Gewinnmaximierung als oberstes Ziel ansehen!

Mit freundlichen Grüßen
   
Andreas May        Tanja Kratt
    – ADEXA-Vorstand –

 

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