14. Oktober 2024
Kommentar zum Deutschen Apothekertag 2024: Was macht die Apothekenberufe attraktiv?
Darf man in Zeiten eines extrem beschleunigten Apothekensterbens darüber diskutieren, wie man die Apotheken fit für die Zukunft (Zeithorizont 2040) machen sollte? Man kann nicht nur, man muss! Neben dem Engagement für die Gegenwart müssen die Weichen auch für die Langstrecke gestellt werden!
Sollte man in Zeiten, in denen – statt einer Honorarerhöhung – die von Minister Lauterbach anvisierten Einsparpotentiale beim Personal als Damoklesschwert über den Apothekenteams schweben, sollte man in solchen Zeiten darüber diskutieren, wie man die Apothekenberufe und die Ausbildung attraktiver macht? Auch hier gilt: Ja, man muss – und zwar dringend!
Schließlich sind die berufspolitischen Signale nicht nur an die derzeitige Spitze des BMG und die aktuelle Bundesregierung gerichtet. Sondern auch schon an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker, die die Parteiprogramme zur nächsten Bundestagswahl und die nächste Koalitionsvereinbarung schreiben werden und die die Gesundheitspolitik der nächsten Legislaturperiode prägen werden.
Daher war es eine vertane Chance, nicht per Antrag jetzt die zeitnahe Novellierung der Approbationsordnung einzufordern. Selbst wenn das BMG signalisiert, dass diese zurzeit keine Dringlichkeit besitzt, hat man doch eine Verantwortung gegenüber dem eigenen Berufsnachwuchs. Zumal auch mit der geplanten Änderung der EU-Berufsqualifikations-Richtlinie 2005/36/EG ein Zeitdruck entstanden ist, damit künftige Pharmazeutinnen und Pharmazeuten noch im europäischen Ausland als Apothekerin bzw. Apotheker arbeiten können.
Mit Blick auf die Filialleiterinnen und -leiter, die jetzt um ihre Aufstiegschancen bangen (gerade die Jüngeren, die sich nicht selbstständig machen wollen), ist es in der Vergangenheit versäumt worden, diese verantwortungsvolle Position klarer und auch tariflich eindeutig als angestellte Führungskraft zu positionieren. Insofern lag der Gedanke zur PTA mit Telepharmazie-Rückversicherung leider zu nahe. Wenn diese Aufstiegsmöglichkeit wegfällt, weil der Minister sich durchsetzt (und Inhaberinnen und Inhaber dann nur aufs Geld schielen statt auf das Plus an Kompetenzen), dann wird die Attraktivität des Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke für die Studierenden und Jungpharmazeutinnen weiter sinken.
Und was ist mit den PTA? Lockt eine duale Ausbildung über die Ausbildungsvergütung mehr junge Leute in die Apotheke? Gibt es überhaupt genug Ausbildungs- und Ausbilderkapazitäten? Ein entsprechender Antrag wurde nach ausgiebiger und kontroverser Diskussion zum Glück wie im Vorjahr abgelehnt. Keine Frage, dass Praxisbezug wünschenswert ist! Aber eine duale Ausbildung nach BBiG wäre eben ein Abstieg für den technischen Assistenzberuf und stünde ganz im Gegensatz zu den vielfältigen Tendenzen zu Akademisierung der Gesundheitsfachberufe im gesamten europäischen Raum. Hier sind andere Lösungen gefragt, um die finanzielle Situation der angehenden PTA zu stärken und wettbewerbsfähig machen. Vielversprechende Modellprojekte scheint es bundesweit genug zu geben! Und falls die Länder dabei finanziell mitmachen, umso besser. Was die Qualifikationen und Aufgaben der PTA in der Apotheke der Zukunft (pDL, Impfen etc.) angehen, wäre ein (duales) berufsbegleitendes Aufbaustudium allemal sinnvoller als eine duale Ausbildung für alle PTA. Aber, wie aus der Versammlung richtig angemerkt wurde: Die Ausbildungsvergütung allein reicht nicht aus, auch das spätere Gehalt muss attraktiv sein!
Die PKA gilt es ebenfalls zukunftsfit zu machen – und da hat jede Apotheke selbst viele Optionen: Fortbildungen zur erfolgreichen Nutzung von KI oder Social Media für die Apotheke müssen nicht erst in einer novellierten Ausbildungsordnung stehen. Das kann auch zwischen Kammern und Schulen organisiert werden. Wofür sind die Berufsbildungsausschüsse der Kammern da, wenn nicht für den Anstoß solch innovativer Ansätze – sofern es die Schulen nicht schon selbst umsetzen.
Es geht also um zukunftsfähige Inhalte (Stichworte Digitalisierung, klinische Pharmazie …). Es geht um mehr Kompetenzen (neue Präventionsleistungen …). Es geht um sichtbar attraktive, das heißt durch entsprechende tarifliche Standards ausgewiesene Gehälter und Arbeitsbedingungen für alle Berufe in der Apotheke!
Und nicht zuletzt geht es darum, die Apothekenberufe nicht auseinanderzudividieren! Sondern die Wertschätzung und Offenheit für die Wünsche und Sorgen, die man sich von der Gesundheitspolitik erwartet, auch in den Apothekenteams wie in den Interessenvertretungen zu leben.
Elfriede Hoffmann
ADEXA-Regionsvorstand Süd
Delegierte der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg
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