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12. September 2022

Erwartungen und Botschaften: Interview mit ADEXA-Bundesvorstand Andreas May zum Deutschen Apothekertag 2022

Beim Deutschen Apothekertag in München diskutieren die Delegierten aus den 17 Apothekerkammern und 17 Apothekerverbänden diesmal über ein besonders dickes Antragspaket. ADEXA-Chef Andreas May fasst zusammen, was die Mitglieder und Aktiven der Apothekengewerkschaft dabei besonders interessiert – und was für Botschaften an die Bundespolitik nötig sind.

Herr May, welche Erwartungen hat die Apothekengewerkschaft an den diesjährigen Deutschen Apothekertag in München? Was bewegt die angestellten Apothekerinnen und Apotheker, aber auch die anderen Berufsgruppen bei ADEXA?

Andreas May: Beginnen wir gleich mit dem apothekerlichen Berufsnachwuchs: Hier erwarten wir eine spannende und vielleicht auch kontroverse Diskussion über die geforderte Novellierung der Approbationsordnung und über das entsprechende Positionspapier des Runden Tisches, bei dem auch ADEXA mitgewirkt hat. Aufgrund der überraschenden Ablehnung der Eckpunkte durch den BPhD, der ja ebenfalls beim Runden Tisch vertreten war, ist noch einmal besonderer Gesprächsbedarf entstanden. Ich wünsche mir, dass sich hieraus keine längeren Verzögerungen ergeben, sondern die offenen Fragen und Probleme in der Diskussion mit dem BMG und im Gesetzgebungsprozess konstruktiv geklärt werden.

Auch den Antrag zu einer dreijährigen dualen Ausbildung für PTA sowie einen weiteren zur Vergütung der schulischen PTA-Ausbildung werden wir mit Interesse verfolgen. Das gilt auch für das Thema „Gesundheitslots:innen in der Apotheke“.

Und dann sind wir sehr gespannt, wie die Delegierten über den Antrag aus Schleswig-Holstein zu einem „Mitarbeiterpakt“ diskutieren werden – hier sollen die finanziellen Grundlagen für höhere Gehälter von PTA und PKA gelegt werden. Ich gehe aber davon aus, dass sich der angesprochene Gesetzgeber wie üblich – unter Verweis auf die Tarifautonomie – aus der Mitverantwortung für das niedrige Gehaltsniveau in den Apotheken ziehen würde.

Nicht zuletzt begrüßt ADEXA, dass sich der Deutsche Apothekertag 2022 auch mit dem Themenkomplex Klimaschutz und Nachhaltigkeit befassen wird. Dieser Sommer hat gezeigt: Alle Lebensbereiche sind vom Klimawandel betroffen, auch hier in Deutschland! Wenn die Apotheken einen Beitrag leisten können und alle in den Apothekenteams sensibilisiert sind und mitmachen – auch privat –, wäre das aus unserer Sicht existenziell wichtig.

Welche Botschaften sollte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aus München mitnehmen?

May: Die Honorierung der Apotheken ist zurecht ein Schwerpunkt der Antragsberatung. Das sollte der Minister auch schon vorab bemerkt haben. Und mir ist wichtig, dass er begreift: Es zählen nicht Worte, sondern Taten! Sein Dank für die Leistungen in der Pandemie kann nicht ernst genommen werden, wenn fast im gleichen Atemzug von Einsparungen durch eine Erhöhung des Kassenabschlags die Rede ist.

Apothekeninhaber:innen wie Angestellte sind zudem von der hohen Inflation und Energiepreissteigerungen betroffen.

Aber auch die Gefahren, die von Großkonzernen im In- und Ausland für die flächendeckende Versorgung durch die Vor-Ort-Apotheken drohen, muss der Minister auf dem Schirm haben. Präsenzapotheken sind Teil unserer kritischen Infrastruktur, nicht die Versender aus Holland oder der Schweiz. Dazu gehört auch das Problem der Lieferengpässe, bei dem wir Anstrengungen der deutschen und europäischen Politik erwarten, um hier gegenzusteuern.

Und wie bewertet ADEXA das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung? Ist das für Apothekenteams relevant?

May: Das Paket enthält für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einige Entlastungen, die wir aus Gewerkschaftssicht begrüßen:

So können Betriebe ihren Mitarbeitenden künftig eine steuerfreie und sozialabgabenfreie Zusatzzahlung bis zu 3.000 Euro auszahlen. Wir wissen zwar von der Corona-Prämie, dass nur ein Teil der Apothekenleitungen von solchen Angeboten Gebrauch macht. Aber es würde in der jetzigen Situation vielen Angestellten helfen, besser durch den Winter zu kommen.

Steuerzahler sollen außerdem bereits ab 2023 ihre Rentenbeiträge voll absetzen können. Und die Einkommenssteuersätze werden durch ein Inflationsausgleichsgesetz gesenkt.

Bei den Midijobs wird die Obergrenze ab 1.1.2023 auf monatlich 2.000 Euro erhöht. Das könnte zumindest kurzfristig positiv wirken. Inwiefern das langfristig der richtige Weg ist, gerade mit Blick auf die Altersvorsorge, ist eine andere Frage.

Und ob die Einmalzahlungen für Rentner:innen in Höhe von 300 Euro und von 200 Euro für Studierende und Berufsfachschüler:innen ausreichen, um die drastischen Preissteigerungen im Energiesektor aufzufangen, wage ich zu bezweifeln. Immerhin sind diese Gruppen jetzt überhaupt mit berücksichtig.

Von der Strompreisbremse werden hoffentlich Apotheken ebenso wie Angestellte privat profitieren. Für manche im Apothekenteam könnte auch der geplante Nachfolger des 9-Euro-Tickets für die Fahrt zur Arbeit eine gewisse Entlastung bedeuten; allerdings durch den deutlich höheren Preis längst nicht so stark wie im Sommer und von vielen erhofft.

Last but not least: Was haben Sie für die Expopharm geplant und was wünschen Sie sich?

Unser Messeteam freut sich schon lange auf diese erste Expopharm, die wieder in Präsenz stattfindet. Es gibt schon viele Gesprächstermine, aber auch Aktionen und Angebote am Messestand. Diesmal geht es unter anderem auch um unsere neue AG PKA Praxis.

Wir möchten zeigen: ADEXA hat offene Ohren für die Fragen, Sorgen und Anregungen der Angestellten und des Berufsnachwuchses. Und wir sind die einzige Interessenvertretung für alle Apothekenberufe – sowohl tariflich als auch berufspolitisch.

Fragen: Sigrid Joachimsthaler


ADEXA auf der Expopharm

Das ADEXA-Messeteam freut sich auf Ihren Besuch an Stand A16 in Halle C1.
Weitere Infos unter www.adexa-online.de/aktuelles/termine und www.expoharm.de


Treffen der vier Berufsgruppen bei ADEXA

Am 9. Oktober finden in Hamburg die Treffen der vier ADEXA-Berufsgruppen statt. Dort tauschen sich aktive und interessierte Mitglieder der Apothekengewerkschaft über aktuelle Themen aus. Außerdem finden für die Leitung der Berufsgruppe PKA Neuwahlen und für die Berufsgruppe PI/Apthekerassistent:innen eine Nachwahl statt.

 

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