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23. Juni 2018

Steter Tropfen höhlt den Stein - Kommentar zu Jens Spahns Auftritten auf Facebook-live

Zweimal hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bereits per Facebook-live-Video Fragen zu seinen Plänen für die Gesundheitsberufe beantwortet. Zweimal hat er dabei auch den Apothekenbereich gestreift. Auf die Frage von PTA und ADEXA-Beiratsmitglied Michaela Jäger hat er am 18. Juni auch noch einmal zur Dauer der PTA-Ausbildung Stellung bezogen. Die PTA-Reform soll in dieser Legislaturperiode kommen, so Spahn, und zu dieser Modernisierung gehöre auch die Überprüfung der Ausbildungslänge. Außerdem würde geschaut, wie es mit einer Ausbildungsvergütung aussehe.

Wenige Tage vor dieser Live-Schaltung hatte ich mit der Arbeitsebene des Ministeriums das Thema PTA-Ausbildungsnovellierung ein weiteres Mal telefonisch diskutiert. Der Minister war offensichtlich gut gebrieft, was diese Problematik angeht. Man sieht: Es lohnt sich, am Ball zu bleiben und auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen aktiv zu sein. Haupt- und Ehrenamt bei ADEXA ergänzen sich auch in dieser Hinsicht sehr gut! Danke!

Spahn erwähnte in diesem Zusammenhang auch die bereits geführten Gespräche mit Apothekerverbänden. Wichtig sind aber – neben ABDA und BAK – auch ADEXA und der BVpta als PTA-Interessenvertreter. Wir können uns leider nicht – das zeigt die Erfahrung – darauf verlassen, dass die Wünsche der Berufsgruppe PTA von der apothekerlichen Standesvertretung ausreichend, geschweige denn optimal vertreten werden. Deren Tendenz zum Weiter-so-wie-bisher ist nicht zielführend, wo es um große, ja existenzielle Herausforderungen für die inhabergeführten, öffentlichen Apotheken geht. Und die PTA sind nun einmal die deutlich größte Berufsgruppe in den Teams. Da muss die Ausbildung mehr leisten als in den vergangenen Jahrzehnten, als die wirtschaftliche Situation der Apotheken noch unkritisch war, die Patienten noch wenig nach Selbstmedikation fragten und Begriffe wie Medikationsmanagement, QMS und AMTS noch Fremdwörter oder bestenfalls ferne Visionen waren.

Wer mit anderen Gesundheitsakteuren auf Augenhöhe kommunizieren soll, der sollte nicht das Schlusslicht bei der Ausbildungsdauer bilden. Wenn andere Gesundheitsfachberufe eine dreijährige Ausbildung vorweisen, sind die 2,5 Jahre für die PTA unverständlich kurz. PKA lernen auch drei Jahre! Wir sind guten Mutes, den Minister und das Fachreferat mit den Argumenten aus der ADEXA-Berufsgruppe PTA von einer wirklich umfassenden Reform überzeugen zu können!* Das Schulgeld ist nach den Plänen der GroKo jedenfalls kein Hinderungsgrund mehr. Spahn hat zweimal sehr deutlich angekündigt, dass es für die PTA wie für die anderen Gesundheitsfachberufe entfallen soll.

Ob die ABDA die Interessen der Apothekenteams insgesamt optimal vertritt, darf derzeit auch bezweifelt werden. Mit dem Honorargutachten und dem Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes sind den Apotheken in den letzten sieben Monaten zwei fette Kuckuckseier ins Nest gelegt worden. Und die ABDA hält einfach den Schnabel. (Mit dem immer fetter werdenden Jungvogel vom EuGH kämpfen die Apotheken auch noch – bisher ohne Erfolg.)

Natürlich wird hinter den Kulissen der eine oder andere Faden gezogen, davon bin ich überzeugt. Aber das Bild in den eigenen Reihen ist einfach ungenügend, die Informationspolitik ist miserabel und die Verunsicherung unter Inhabern wie Mitarbeitern riesig. Statt rechtzeitig Vorbereitungen für gemeinsame, öffentlichkeitswirksame Aktionen zu starten, setzt man auf Plakate … Derweil schreien diverse Arbeitgeber im Netz nach ADEXA und wollen unsere Streikkasse für einen politischen Streik zweckentfremden. Ja, wo sind wir denn eigentlich?

Liebe Arbeitgeber, wendet Euch bitte an Eure gewählte Standesvertretung und schickt nicht Eure Angestellten vor. Natürlich würden wir als Gewerkschaft mitmachen, wenn es eine groß angelegte, gemeinsame Aktion gäbe. Aber ansonsten gilt: Streik ist ein tarifpolitisches Instrument und keine politische Demonstration. Wer mit uns demonstrieren will, muss sicherstellen, dass alle Arbeitgeber mit ihren Angestellten an diesem Punkt an einem Strang ziehen.

Andreas May
ADEXA-Vorstand

 

Warum ist eine neue PTA-Ausbildung nötig?

Zwei ADEXA-Umfragen unter PTA und dem PTA-Berufsnachwuchs haben gezeigt: Eine sehr deutliche Mehrheit von 77 bzw. 80 Prozent spricht sich für eine Verlängerung von zweieinhalb auf drei Jahres aus. Denn die Zeit in der Schule ist zu knapp und die praktische Ausbildung in der Apotheke leider allzu oft einseitig oder lückenhaft, um ausreichend für die Prüfung und den anspruchsvolle PTA-Beruf vorbereitet zu sein. Auch das unterstreichen die Umfrageergebnisse.

Ob die zusätzliche Zeit im Praktikum oder in der Schule verbracht werden sollte, darüber gibt es vor allem auf berufspolitischer Ebene und im Lehrpersonal seit Jahren Diskussionen. Die befragten PTA äußern sich eindeutig: Über die Hälfte wünscht sich eine Schulzeitverlängerung! Knapp unter einem Viertel der Befragten befürwortet eine Verlängerung des Praktikums. Auch dieses Ergebnis deckt sich mit der ersten Umfrage von 2016.

Beide Umfragen sind noch vor dem Hintergrund der vielfach hohen Schulgelder zu betrachten. Wenn die Große Koalition ihre Ankündigung wahr macht und das Schulgeld abschafft, würde die Zustimmung zu einer verlängerten schulischen Ausbildung sicher noch einmal steigen.

Mehr zur PTA-Ausbildungsnovellierung und den Umfragen finden Sie hier.

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