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24. April 2023

„Nachhaltige“ Vorträge in Kassel: Bericht vom ADEXA-Gewerkschaftstag und der Delegiertenversammlung

Bundesvorstand Andreas May begrüßte rund 70 ADEXA-Mitglieder (Foto ADEXA)
Die Teilnehmenden kamen aus dem ganzen Bundesgebiet (Foto ADEXA)
ADEXA-Juristin und Business Coach Christiane Eymers (Foto ADEXA)
Einfach mal ausprobieren, war der Rat der Kommunikationsexpertin (Foto ADEXA)
Daniela Hühold ist Public Affairs Consultant und berät auch die Apothekengewerkschaft (Foto ADEXA)
Lobbying sollte frühzeitig ansetzen, empfahl Hühold. (Foto ADEXA)
Aber auch im Gesetzgebungsverfahren gibt es noch Einflussmöglichkeiten (Foto ADEXA)
Hühold und May bei der Fragerunde zum Vortrag über erfolgreiches Lobbying (Foto ADEXA)
Claudia Peuke ist Apothekerin und vielgebuchte Referentin (Foto ADEXA)
Wie gelangt man von der Stressresilienz zu einer echten Resonanz? (Foto ADEXA)
Florian Giermann ist Mitautor des Buches "Die nachhaltige Apotheke" (Foto ADEXA)
Nachhaltigkeit kann für Apotheken ein Wettbewerbsfaktor sein (Foto ADEXA)
Der Klimawandel hat aber auch negative Folgen für Apotheken (Foto ADEXA)
Am Nachmitag gab es Führungen durch den Bergpark Wilhelmshöhe (Foto ADEXA)
Botanische und architektonische Highlights des Weltkulturerbes wurden erklärt (Foto ADEXA)
Auf der Delegiertenversammlung wurden langjährige Mitglieder geehrt (Foto ADEXA)

Passend zum Happy Earth Day stand am 22. April das Thema „Nachhaltigkeit im Apothekenalltag“ auf dem Programm des ADEXA-Fortbildungshighlights. Auch die anderen drei Vorträge werden wohl bei vielen der Teilnehmenden noch länger nachklingen: Es ging um Impulse für eine gelingende Kommunikation mit der Apothekenleitung, um den Umgang mit dem hohen Stresspegel (nicht nur) am Arbeitsplatz – und um einen Blick darauf, wie die Interessenvertretung der Apothekenangestellten in der Gesundheitspolitik mehr Gehör finden kann.

ADEXA-Bundesvorstand Andreas May begrüßte rund 70 ADEXA-Mitglieder zum 11. Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Kassel-Wilhelmshöhe zu Füßen des Bergsparks und der Herkulesstatue. Viele von ihnen blieben bis zum folgenden Tag, um auf der außerordentlichen Delegiertenversammlung am Sonntag mitzuwirken.

Klarheit ist die Basis

„Das kann ich nicht durchsetzen“ oder „Mein Chef spricht nicht“ – diese beiden Aussagen von Mitgliedern sind ganz typisch, wenn die Juristinnen in der ADEXA-Rechtabteilung zu arbeitsrechtlichen Fragen beraten. Das berichtete Christiane Eymers, Fachanwältin für Arbeitsrecht, in Kassel. Sie betonte daher, dass man sich nicht als Bittsteller fühlen dürfe, wenn man einen Anspruch aus seinem Arbeitsvertrag durchsetzen will. Da helfe auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt: „Sie als Apothekenangestellte sind super gesucht!“

Als Vorbereitung auf ein Gespräch solle man sich Infos einholen, sein Ziel klar definieren und das mulmige Gefühl in den Griff bekommen, das viele in solchen Situationen befällt. Um verhandeln zu könne, müsse man sich sein Minimal- und sein Maximalziel bewusst machen. Auch eine „Nichteinigungsalternative“ gelte es zu überlegen, bevor man in die Kommunikation einsteigt.

Arbeitgeber sollten sich dagegen über die Bitte um ein Gespräch freuen: „Ein Mitarbeiter, der das Gespräch sucht, ist besser als einer, der kündigt.“

Vom Spielball zum Mitspieler

Politik braucht und will Lobbying, also Fachwissen von außen, so Daniela Hühold in ihrem Vortrag über die strategische Einflussnahme auf politische Prozesse im Gesundheitswesen. Hühold ist Public Affairs Consultant bei der von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft. Gleichzeitig sind Abgeordnete auch selbst Interessenvertreter – zum Beispiel derjenigen ihres Wahlkreises innerhalb ihrer Fraktion und auch derjenigen ihrer Partei im politischen Wettstreit von Parteien untereinander. Nicht zuletzt: Lobbying braucht klare Regeln; ein Instrument dafür ist das Lobbyregister beim Deutschen Bundestag (www.lobbyregister.bundestag.de).

Generell gelte für eine erfolgreiche Interessenvertretung: „Wir können nur gute Arbeit machen, wenn wir die Prozesse kennen.“ Die Referentin erläuterte den Politikzyklus von der Problemdefinition und dem Agenda-Setting über den gesamten Gesetzgebungsprozess bis hin zur Evaluation und Revision gesetzlicher Regelungen.

Der Koalitionsvertrag sei für die Antizipierung von Gesetzesinitiativen sehr wichtig, allerdings für die Regierungsparteien letztlich nicht bindend. Hühold empfahl, auf die relevanten politischen Akteure zuzugehen, solange man noch nichts Konkretes von ihnen wolle: „Make friends before you need them.“

Im dauerhaften „Katastrophenmodus“

Stress ist die Reaktion auf eine Bedrohung, so Apothekerin Claudia Peuke in ihrem Vortrag nach der Mittagspause. Und: Er ist immer von einer messbaren Reaktion begleitet. Ob eine Situation als bedrohlich und damit stressig empfunden wird, hängt aber von unserer eigenen Bewertung ab. Unterscheiden müsse man zwischen schnellen und langsamen Stressreaktionen: Im ersten Fall reagieren Nervensystem und Körper nur kurz – das führt noch nicht zu einer Erkrankung. Anders bei langandauerndem Stress. Hier kann sich die Cortisol-Konzentration im Blut erhöhen: ein Messwert, der zu Sicherung von Stress- und Burnout-Diagnosen hilft.

Für Apothekenangestellte typisch sei ein Perfektionismus, der zu einem erhöhten Stresslevel führen kann, weil man sich selbst damit unter Druck setzt.

Häufig seien moderne Menschen auch auf einen dauerhaften „Katastrophenmodus“ geschaltet. In diesem Zustand sind Möglichkeiten der Reflexion und der inneren Ruhe nicht möglich. Therapeutische Optionen können hier unterstützen, es brauche aber auch die eigene Bereitschaft, etwas zu ändern. Dabei helfen Fragen wie „Was tut mir gut?“  oder „Wie möchte ich in 5, 10 oder 20 Jahren leben?“

Letztlich müsse man aus dem Kampf gegen etwas in die Prozesse für etwas kommen: für eine positive Grundhaltung, für Selbstentwicklung, für die stärkende Wirkung menschlicher Kontakte. Die Referentin schloss mit einem Plädoyer für die „Lobbyarbeit“ im eigenen Gehirn: Viele Verknüpfungen und „Netzwerkpartner“ können dazu führen, dass die neuronale Plastizität lange erhalten bleibt. 

Nachhaltigkeit: Wie kommt man ins Machen? 

5-6 Prozent der Klima-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gesundheitswesen, berichtete Florian Giermann. Er ist Mitautor von „Die nachhaltige Apotheke“ aus dem Deutschen Apotheker Verlag. Zusätzliche Motivation für Nachhaltigkeit sieht der Autor in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit für Apotheken, die sich um Klimaschutz bemühen. Nicht nur Kunden, sondern auch die Politik interessiere sich für nachhaltige Apotheken, so Giermanns eigene Erfahrung. Das Motto müsse also lauten: „Tue Gutes und sprich darüber“. Denn letztlich habe Nachhaltigkeit auch im Apothekenbereich drei Säulen:

     

  • Ökologie: ein respektvoller Umgang mit der Gesundheit
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  • Soziales: bei der sozialen Nachhaltigkeit sei auch die Gewerkschaft wichtig  
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  • Ökonomie: Gewinne seien wichtig für Mitarbeitende und für Investitionen 
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Um eine Apotheke klimaneutral zu machen, gelte der Dreiklang „Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren“. Neben vielen Ideen rund um Energie, Mobilität, Abfall und Sondermüll, dem tatsächlichen und dem virtuellen Wasserverbrauch, Nachhaltigkeits-Apps etc. betonte Giermann auch die Notwendigkeit von Klimaberatung in der Apotheke. Bestimmte Patientengruppen seien besonders empfindlich für Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze, Ozon oder die längeren Pollenflugzeiten. Außerdem könne man auch darauf hinweisen, dass zum Beispiel Dosieraerosole und Pulverinhalatoren einen unterschiedlichen CO2-Abdruck aufweisen.

Durch das Weltkulturerbe zu Füßen des Herkules

Im Anschluss an die Vorträge ging es für die Interessierten in drei geführten Spaziergängen durch den Bergpark Wilhelmshöhe. Bei schönstem Sonnenschein wurden seltene Bäume und die historischen Anlagen und Wasserkaskaden in der 560 Hektar großen UNESCO-Weltkulturerbestätte bewundert. Ein erfrischender und wohltuend grüner Abschluss für einen rundum gelungenen Gewerkschaftstag!

Satzungsänderungen am Sonntag

Bei den Satzungsänderungen, die am Sonntagvormittag auf der außerordentlichen Delegiertenversammlung in Kassel diskutiert wurde, ging es um die Aufgaben- und Anforderungsprofile diverser Wahlämter bei ADEXA. Damit soll die Gremienarbeit gestärkt und mehr Transparenz für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten geschaffen werden. Dies ist auch mit Blick auf die im September in allen vier ADEXA-Regionen anstehenden Regionalen Vollversammlungen wichtig. Dann werden die Regionsvorstands- und Beiratsmitglieder sowie die ADEXA-Delegierten für die Amtsperiode 2024-2026 gewählt. Die neue Satzung finden Sie hier: weiter.

In einer anschließenden Sitzung wurden Themen rund um Mitgliederwerbung und die öffentliche Sichtbarkeit der Apothekenangestellten besprochen.

Sigrid Joachimsthaler

 

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