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22. März 2016

Verlängerung der PTA-Ausbildung? Runder Tisch sucht einen Konsens

Am 17. März trafen sich in Berlin Vertreter von ADEXA und BVpta, PTA-Schulen, Kammern und Verbänden sowie ABDA, um als Runder Tisch eine gemeinsame Position zur Neuordnung der PTA-Ausbildungs- und Prüfungsordnung zu erarbeiten. Für die Mehrheit der Teilnehmer wäre ein Konsens bei einer zweijährigen Schulzeit und einem einjährigen Praktikum mit begleitendem Unterricht und verpflichtender tariflicher Ausbildungsvergütung denkbar. Junge PTA in oder kurz nach der Ausbildung favorisieren laut Online-Umfrage von ADEXA dagegen zu 53 % eine Verlängerung der Schulzeit. Insgesamt sind 80 % dafür, dass die Ausbildung auf drei Jahre verlängert wird.

Teilnehmer des Zweiten Runden Tischs in Berlin (Foto: ADEXA)
Teilnehmer des Zweiten Runden Tischs in Berlin (Foto: ADEXA)

Zum Auftakt der von ADEXA initiierten Veranstaltung wurden die Ergebnisse zweier Umfragen vorgestellt: Dr. Frank Dombeck von der Apothekerkammer Niedersachsen präsentierte Zahlen, die bei ausbildenden Apothekern, PTA-Lehrkräften, fertigen PTA und PTA-Schülern erhoben wurden*. 60 % der Schüler befürworten „unbedingt“ eine Ausweitung auf drei Jahre, bei den fertigen PTA sind es 51 % und bei den Apothekern 73 %.  Ablehnende Stimmen sind jeweils deutlich in der Minderheit. Anders sieht es bei den befragten Lehrkräften aus: Hier sind 77 % gegen eine Verlängerung.

Im Anschluss erläuterte Michaela Freudenfeld, die Leiterin des ADEXA-Referats Schulen & Unis, wie die über 900 Teilnehmer einer bundesweiten Online-Umfrage (PTA-Schülerinnen, PTA-Praktikantinnen und junge PTA kurz nach ihrer Ausbildung) ihre Ausbildung bewerten und sich zur Ausbildungsverlängerung geäußert haben.

Obwohl 68 % der Befragten Schulgeld zahl(t)en (54 % über 150 Euro bis 300 Euro), spricht sich die Mehrheit für eine Verlängerung auf drei Jahre durch sechs weitere Monate Schulzeit aus. 21 % favorisieren ein längeres Praktikum. 6 % ist es egal, welcher Teil der Ausbildung verlängert würde. Nur 14 % lehnen eine Verlängerung ab. Ihnen gegenüber stehen insgesamt 80 % der Befragten, die drei Jahre für sinnvoll und nötig halten. 69 % geben an, die Zeit zum Bewältigen des Lernstoffs sei zu kurz.

Positionen der Institutionen

Hinsichtlich der Gründe, die eine Novellierung erforderlich machen, waren sich die Teilnehmer des Runden Tisch weitgehend einig: Zum einen sind es Veränderungen in den Tätigkeiten der PTA und bei den Rahmenbedingungen der öffentlichen Apotheken. Zum anderen ist es der drohende Fachkräftemangel, der nur durch eine Steigerung der Attraktivität von Ausbildung  und Beruf abgewendet werden kann. Auch der Wunsch nach bundeseinheitlichen Rahmenlehrplänen ist weit verbreitet.

Was die Länge der Ausbildung angeht, hatte dagegen eine Abfrage vor der Veranstaltung ein sehr heterogenes Meinungsbild ergeben – so wie auch schon beim ersten Runden Tisch. Dabei haben sich vier alternative Modelle herauskristallisiert:

a)      Kontra jegliche Verlängerung: Hier soll lediglich durch Kürzung und Neustrukturierung Platz für neue Lerninhalte geschaffen werden.

b)      Pro Verlängerung der Schulzeit: Sechs Monate mehr Schule sollen Kapazität für neue Inhalte schaffen.

c)       Pro Verlängerung des Praktikums ohne zusätzlichen Unterricht: Damit soll die Praxis gestärkt werden, ohne dass Schüler länger Schulgeld zahlen.

d)      Pro Verlängerung des Praktikums, aber zur Qualitätssicherung bei begleitendem Unterricht z. B. durch Kammer oder Schulen.

Da sich der heterogene Eindruck auch in der Diskussion in Berlin bestätigte, wurden die Widerstände der Vertreter gegen die vier relevanten Vorschläge zur Neuordnung ermittelt. Die höchste Akzeptanz und die niedrigsten Widerstände gab es für Variante d. Allerdings wurde auch klar, dass ABDA/BAK und einzelne Kammern sich an das Votum der ABDA-Mitgliederversammlung gebunden fühlen und insofern keinen Spielraum für einen anderslautenden Konsens sehen – im Gegensatz zu den Interessenvertretern der PTA, die eigentlich eine Verlängerung der Schulzeit wünschen.

Lerninhalte und Öffentlichkeitsarbeit

Am Nachmittag wurde in zwei Arbeitsgruppen außerdem über die Imagewerbung für den PTA-Beruf diskutiert  und die bisherigen Lerninhalte auf den Prüfstand gestellt. Dabei gab es viel Übereinstimmung, welche Fächer reduziert werden können oder ganz entbehrlich sind und wo Inhalte aufgestockt bzw. ergänzt werden müssen.

ADEXA bedankt sich herzlich bei Reinhild Berger für die empathische Moderation der Veranstaltung. 

Dr. Sigrid Joachimsthaler

Umfrage Kammer Niedersachsen: 107 Schüler, 75 PTA, 128 Apotheker, 39 Lehrer/Schulleiter

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