16. Januar 2016
Monitor „Fachkräftesicherung und -bindung“: Hoch engagiert, aber wechselwillig
Egal ob Kleinbetrieb oder Großkonzern: In den kommenden Jahren wird es für alle Unternehmen schwierig, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das Bundesarbeitsministerium hat zu diesem Themenkomplex kürzlich einen Forschungsbericht vorgestellt, der sich mit den Bindungsstrategien der Firmen und Wechselgründen der Beschäftigten befasst.
Für den Forschungsbericht wurden aktuelle Daten einer repräsentativen, deutschlandweiten Betriebs- und Beschäftigtenbefragung ausgewertet, dem sogenannten Linked Personnel Panel. Durchgeführt wurde das Monitoring vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Agentur für Arbeit, vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sowie von Wissenschaftlern der Uni Köln. Hier einige Ergebnisse im Überblick:
Die Perspektive der Betriebe
Eine strategische Personalplanung zahlt sich aus: Betriebe, die 2012 Personalpläne nutzten, hatten 2014 weniger Probleme, Fachkräfte einzustellen.
Bei der Besetzung von Stellen legen Unternehmen – wenig erstaunlich – besonderen Wert auf fachliche und persönliche Kompetenzen.
Für die langfristige Bindung von Mitarbeitern bewerten Arbeitgeber das allgemeine Betriebsklima und die Bezahlung als besonders wichtig.
Auf der Suche nach guten Vorgesetzten
Die Wechselwilligkeit hält sich in Grenzen: Über zwei Drittel der Arbeitnehmer haben im letzten Jahr nie über einen Stellenwechsel nachgedacht. Allerdings gibt es hier Unterschiede: Gerade die höher gebildeten und besonders engagierten Kräfte sowie leitende Angestellte suchen häufiger aktiv nach einem anderen Arbeitsplatz, heißt es in dem Bericht. Außerdem würden sie auch öfter von anderen Arbeitgebern angesprochen.
Wechselwilligen Mitarbeitern schweben vor allem eine höhere Bezahlung und bessere Zusatzleistungen vor. An zweiter und dritter Stelle werden veränderte Arbeitsinhalte und bessere Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten genannt. Diejenigen, die wirklich wechseln, geben als wichtigste Begründung bessere Vorgesetzte an (76 Prozent!), zweitens faire Behandlung durch Kollegen und Vorgesetzte sowie drittens veränderte Arbeitsinhalte. Bessere Entwicklungschancen und bessere Bezahlung folgen mit immerhin 66 bzw. 61 Prozent auf Rang vier und fünf. Führungsqualitäten sind also für die langfristige Bindung von Fachkräften offenbar das A und O!
Wer mit seiner Arbeit zufrieden ist und sich mit seinem Betrieb verbunden fühlt, dessen Wechselrisiko ist vergleichsweise niedrig. Mitarbeiterbefragungen können hier ein „wichtiges Prognosetool für Fluktuation“ darstellen, so die Autoren. Anders sieht es mit einem hohen Engagement aus: Es ist offenbar kein Garant für hohe Bindung ans Unternehmen – eher umgekehrt!
Dr. Sigrid Joachimsthaler
Quelle: BMSA: Forschungsbericht 459 „Fachkräftesicherung und -bindung“ (Download unter www.bmas.de)
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