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15. September 2014

ADEXA-Umfrage 2014: 83 Prozent der Teilnehmer aus Sachsen unter Bundestarif bezahlt

Es sind keineswegs nur die Pharmazieingenieure, die in Sachsen untertariflich bezahlt werden. Bei den PTA, die an der ADEXA-Umfrage 2014 teilgenommen haben, bekommen sogar 87 Prozent weniger als die im übrigen Bundesgebiet vereinbarten 13 Tarifgehälter. Und selbst zwei Drittel der Approbierten gaben an, beim Gehalt und/oder bei der Sonderzahlung schlechter als die tarifgebundenen Kollegen aus den anderen Kammerbezirken vergütet zu werden.

Aus Sachsen haben fast 200 Apothekenangestellte aller Berufsgruppen an der diesjährigen ADEXA-Umfrage zu Arbeitsbedingungen und Zufriedenheit teilgenommen. Davon waren knapp zwei Drittel ADEXA-Mitglieder. Die Umfrage wurde online auf der ADEXA-Website und schriftlich über die ADEXA-Mitgliederzeitung Spektrum durchgeführt.

Mit etwa zehn Prozent der Gesamtteilnehmer sind die sächsischen Angestellten bei der Umfrage gut repräsentiert.

Es liegt nicht an den PI

Von den PKA, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, erhalten 83 Prozent weniger Gehalt, als es der Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) vorsieht. Bei den PI sind es 81 Prozent.

Und das sind in allen Berufsgruppen nicht etwa nur Abweichungen um wenige Prozent: So erhalten selbst einige PTA mit langjähriger Berufserfahrung nur 60 oder 65 Prozent des ADA-Tarifgehaltes, eine Apothekerin liegt bei 72 Prozent und ein PhiP bei 67 Prozent.

Der Sächsische Apothekerverband (SAV) war vor 16 Jahren aus dem ADA ausgetreten und hat seitdem den Abschluss von Tarifverträgen verweigert.

Dazu ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer: „SAV-Geschäftsführer Dr. Ulrich Bethge hat im Mai in einem Radio-Interview den Austritt damit begründet, dass die PI im Vergleich zu den PTA besonders teuer gewesen seien. Wegen der PI-Schule in Leipzig gab es damals in Sachsen tatsächlich vergleichsweise viele PI. Das hat sich aber inzwischen mehr als relativiert, da die Anzahl der PI kontinuierlich gesunken ist und viele wegen Erreichen des Rentenalters bereits ausgeschieden sind. Laut ABDA gab es 2013 bundesweit lediglich noch 6.946 PI (inklusive der Apothekerassistenten). Und der Gehaltsabstand war und ist unter anderem durch ihre Vertretungsbefugnis auch angemessen. Die aktuellen Zahlen zeigen außerdem, dass in allen Berufsgruppen in Sachsen untertarifliche Gehälter häufig vorkommen, obwohl die Ertragslage der Apotheken in Sachsen nicht schlechter ist als im restlichen Bundesgebiet. Es reicht also nicht, wenn die SAV-Spitze – nach eigenen Angaben – den ADA-Tarif als Orientierung empfiehlt.“

Tanja Kratt, Leiterin der ADEXA-Tarifkommission ergänzt: „Der einzelne Arbeitnehmer ist gegenüber seinem Arbeitgeber in einer schwächeren, weil abhängigen Position. Sowohl das Grundgesetz als auch die aktuelle Regierung sehen deshalb das Tarifsystem als notwendiges Korrektiv, das es zu stärken gilt. Auf freiwilliger, unverbindlicher Basis lassen sich einheitliche Arbeitsbedingungen nicht durchsetzen. Es gibt sicherlich diverse Arbeitgeber in Sachsen, die tariflich bezahlen, aber leider kann man auch nicht von einzelnen schwarzen Schafen sprechen, die davon nach unten abweichen. So lange es keine Tarifabschlüsse für Sachsen gibt, werden die fairen, Tarif zahlenden Chefs immer von den unter Tarif zahlenden diskreditiert.“

Letztlich ist aus Sicht von ADEXA auch der gesetzliche Mindestlohn eine Folge des weit verbreiteten Abschieds von Arbeitgebern aus dem Flächen- bzw. Branchentarif.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

Mehr zum Thema Sachsen:

MDR-Interview zum fehlenden Tarifvertrag in Sachsen

Offener Brief an den Sächsischen Apothekerverband

Ergebnisse der ADEXA-Umfrage 2012 für Sachsen

 

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