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14. April 2015

PI-Fachgruppentreffen am 28. März in Nürnberg: Vorhersehbares Ende zweier Apothekenberufe

Ende März trafen sich Mitglieder der ADEXA-Fachgruppe für Pharmazieingenieure und Apothekerassistenten in Nürnberg. Dort wurde über die Entwicklung der beiden Berufsgruppen gesprochen und Perspektiven für die nichtapprobierten pharmazeutischen Angestellten diskutiert.

Dagmar Carsten, aktives Fachgruppenmitglied und selbst Apothekerassistentin, referierte über die Entstehung ihres Berufes. Aus dem Buch „Frauen in der Pharmazie“ von Beisswanger et al. zitierte sie interessante Passagen.

Bis zur Neuordnung der Approbationsordnung im Jahr 1971 musste vor dem Pharmaziestudium eine zweijährige Lehre in der Apotheke und anschließend ein pharmazeutisches Vorexamen absolviert werden. Eigentlich mussten die „Vorexaminierten“  unmittelbar danach mit dem Studieren beginnen. Doch gerade Frauen blieben oft in der Apotheke „hängen“, weil es vor und während des zweiten Weltkriegs dort an männlichen Fachkräften fehlte. Daher wurde es den weiblichen Vorexaminierten 1939 erlaubt, ihr Studium für sechs Jahre zurückzustellen.

Auch nach dem Krieg war die Situation der überwiegend weiblichen Vorexaminierten nicht rosig: Als billigere Arbeitskräfte als die Approbierten wurden sie einerseits gern beschäftigt, stellten aber auch eine unliebsame Konkurrenz für die studierten Pharmazeuten dar.

1968 wurden die PTA als neue Berufsgruppe etabliert und die Vorexaminierten gerieten damit zum „Auslaufmodell“. Mit der geplanten Gleichstellung mit den PTA sollte ihnen sogar die Vertretungsbefugnis wieder genommen werden, wogegen sie sich allerdings vor dem Verfassungsgericht erfolgreich zur Wehr setzten. 1973 wurde nach zähem Ringen gesetzlich festgelegt, dass die sogenannten „vorgeprüften Apothekeranwärter“ die Berufsbezeichnung „Apothekerassistent/in“ führen und den Apotheker vier Wochen im Jahr vertreten dürfen. Nun gehen bald die letzten Apothekerassistentinnen in den wohlverdienten Ruhestand und der Beruf ist dann Geschichte.

Parallelen im Osten

Auch in der ehemaligen DDR war nach dem Zweiten Weltkrieg in den staatlich geführten Apotheken nicht ausreichend Personal vorhanden und es herrschte ein ökonomischer Druck. Man benötigte Apotheker und zu deren Unterstützung weiteres Fachpersonal. So konnten Vorexaminierte sich als Apothekenassistenten qualifizieren – das war ein mittlerer pharmazeutischer Beruf ähnlich den westdeutschen PTA, für den ein zweijähriges Studium an einer Ingenieurschule absolviert werden musste.

Ab 1972 wurde dann in Leipzig mit der Ausbildung von Pharmazieingenieuren (PI) begonnen. Diese konnten nach einem dreijährigen Studium die Leitung von Ausgabestellen übernehmen. Auch durften sie vorübergehend den Apothekenleiter vertreten. Noch zu DDR-Zeiten gab es Pläne, den PI-Beruf in einen Pharmazeutischen Assistenzberuf umzuwandeln. Doch bevor ein entsprechender Ausbildungslehrgang startete, kam die Wiedervereinigung – und es begann auch in Ostdeutschland die Ausbildung von PTA.

Nun mussten die PI um ihre Vertretungsbefugnis kämpfen, da man ihre gute und breite Ausbildung nicht wertschätzte. Durch konsequenten Einsatz konnte man die Gleichstellung mit den Apothekerassistenten und damit eine Vertretungsbefugnis von vier Wochen erringen.

Es gab also trotz der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme viele Parallelen in der Entwicklung der Berufsbilder.

Blick nach vorn: PTA im Fokus

Auch die PI verschwinden nun langsam aus dem öffentlichen Apothekenbild. Im Jahr 2003 gab es noch rund  9.600 Kolleginnen (inkl. Apothekerassistenten), 2013 waren es laut ABDA 6.846. Es dauert daher wohl keine zwanzig Jahre mehr, bis die letzten PI in Rente gehen.

Mit Blick in die Zukunft lässt sich festhalten: Der PTA-Beruf ist ein interessanter und schöner Beruf, aber für viele junge Menschen, die sich noch entwickeln wollen, nach der bisherigen Ausbildungsordnung eine Sackgasse.

PI hatten nach dem Fachschulabschluss direkt die Möglichkeit, ein Studium zur Pharmazie aufzunehmen. Dies wurde auch von einigen genutzt. Es wäre nun endlich an der Zeit, den PTA-Beruf mit einer Ausbildungsnovellierung auf einen Weg mit neuen Perspektiven zu bringen.

Birgit Engelmann
Leiterin der Fachgruppe PI

 

Literatur zum Thema:               

  • Frauen in der Pharmazie, Deutscher Apotheker Verlag 2001
  • 45 Jahre Pharmazie in Deutschland Ost,  7b DIREKT Apothekenservice 
  • Ein mühsamer Weg – Frauen in der Pharmazie (DAZ 51, 2012; DAZ 4, 2014; DAZ 7, 2013)

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