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02. Juli 2016

Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016: „Mit gutem Beispiel vorangehen“

Zur guten Führung gehört auch, in puncto Vereinbarkeit von Beruf und Familie selbst ein Vorbild zu sein. Gerade männliche Beschäftigte nehmen Elternzeit und Teilzeit eher wahr, wenn ihnen dies von Vorgesetzen vorgelebt wird. Insgesamt schätzen Unternehmen und Arbeitnehmer die Familienfreundlichkeit unterschiedlich hoch ein.

Der aktuelle Unternehmensmonitor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums mit Erhebungsstand 2015 zeigt: 83 Prozent der befragten Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen halten es für eine Selbstverständlichkeit, dass man in ihrem Betrieb Job und Familie gut unter einen Hut bekommt. Von den Mitarbeitern sehen dies aber nur rund 60 Prozent genauso. Auch bei der Frage nach gleichen Entwicklungschancen für Beschäftigte mit und ohne familiäre Pflichten liegt die Wahrnehmung um rund 20 Prozentpunkte auseinander.

Warum die Unternehmenskultur in diesem Punkt so unterschiedlich erlebt wird, könnte an folgenden vier Kriterien liegen:

  • Es hapert an der Kommunikation: Die Mitarbeiter werden nicht ausreichend und regelmäßig über die bestehenden gesetzlichen Ansprüche und betrieblichen Angebote informiert.
  • Die Angebote beschränken sich – tatsächlich oder vermeintlich – auf bestimmte Teile der Belegschaft.
  • Die Angebote decken sich nicht mit den Bedürfnissen der Belegschaft – zum Beispiel, weil die Unternehmensführung nicht regelmäßig nach den Wünschen der Beschäftigten fragt und die Mitarbeiter nicht in die Gestaltung der Angebote eingebunden werden.
  • Die Führungskräfte bestärken die Arbeitnehmer nicht darin, familienfreundliche Maßnahmen in Anspruch zu nehmen.

Besonders letzteres wirkt sich offenbar stark auf die Arbeitszufriedenheit aus: Wenn das Management die Beschäftigten nicht entsprechend bestärkt, liegt der Anteil unzufriedener und eher unzufriedener Beschäftigter bei 27 Prozent. In Firmen, die praktizierte Vereinbarkeit unterstützen, liegt er nur bei rund 5 Prozent.

Das Thema ist auch Jüngeren und Singles wichtig!

77 Prozent der Geschäftsleitungen und Personalmanager finden das Thema Familienfreundlichkeit für ihr Unternehmen (eher) wichtig. Dabei geht es um Aspekte wie Mitarbeitergewinnung oder Motivationssteigerung.  Einer familienfreundlichen Unternehmenskultur messen sie dabei vor allem für berufstätige Eltern bzw. Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen eine hohe Bedeutung zu – eine Einschätzung, die von diesen beiden Gruppen auch geteilt wird.

Auffällig ist dagegen die Diskrepanz, wenn es um Beschäftigte ohne Kinder und zu pflegende Familienangehörige geht: Nur 43 Prozent der Firmen halten das Thema auch für diesen Teil der Belegschaft für (eher) wichtig. Bei den betreffenden Mitarbeitern, meist Jüngere und Alleinstehende, sind es aber 81 Prozent! Wer attraktiv für den Berufsnachwuchs sein bzw. Fluktuationen zum Zeitpunkt der Familiengründung vermeiden will, darf diesen Aspekt also nicht vernachlässigen.

Väter fördern durch Vorbild

Familienfreundlichkeit muss immer stärker auch die männlichen Beschäftigten in den Fokus stellen. „Das Gelingen einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung in den Familien steht und fällt damit, dass auch Männer Angebote zur Vereinbarkeit erhalten und nutzen“, schreibt Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) in ihrem Vorwort zum Unternehmensmonitor. Hier kommt es offenbar besonders auf das Vorbild der männlichen Führungskräfte an. Elternzeit nehmen nur drei Prozent der Väter, wenn das Management es ihnen nicht vormacht, gegenüber rund 16 Prozent in Betrieben, wo es die Führungskräfte vorleben. Ähnliches gilt für den Anteil an Männern, die in Teilzeit arbeiten.

Was begünstig Familienfreundlichkeit?

Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Job und Familie sind häufiger in Betrieben mit folgenden Charakteristika: 50 und mehr Beschäftigte, hoher Anteil an Frauen und an Hochqualifizierten sowie eine insgesamt jüngere Belegschaft. „Für die öffentlichen Apotheken, die sich die Vereinbarkeit seit langem auf die Fahnen schreiben, macht die Untersuchung deutlich: Zwischen der eigenen Einschätzung als Inhaber und der Bewertung durch die Mitarbeiter können große Unterschiede bestehen“, sagt ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Stücken-Neusetzer. „Es ist daher nötig, sein Team regelmäßig nach den Wünschen und Anforderungen zu fragen. Solche Teamsitzungen zählen laut Tarifvertrag selbstverständlich als Arbeitszeit. Mit einem Betriebsrat kann man seine Angestellten auch gut an der Planung von möglichst passgenauen Maßnahmen beteiligen. Und auch wenn manche gesetzlichen Ansprüche erst für größere Betriebe gelten, wird es im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte immer wichtiger, auch freiwillige Angebote zu machen.“

Dr. Sigrid Joachimsthaler

Quelle

Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016 als PDF: http://bit.ly/296YwzU 

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