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17. Oktober 2014

Zahl der erwerbstätigen Rentner steigt: Von wegen Ruhestand

Demographische Analysen zeigen, dass Seniorinnen und Senioren immer häufiger arbeiten. Überraschend: Nur in manchen Fällen stecken finanzielle Notwendigkeiten dahinter. Viele Menschen gewinnen dem Job auch angenehme Seiten ab.

Neue Zahlen zum Arbeitsmarkt: Rund 4,5 Prozent aller Menschen über der Regelaltersgrenze sind erwerbstätig. In den letzten 20 Jahren hat sich die Beschäftigungsquote der Generation „65 Plus“ fast verdoppelt. Ein Ende dieser Tendenz zeichnet sich momentan nicht ab. So hatten im Jahr 2011 etwa 763.000 aller Über-64-Jährigen einen Job – das sind 13 Prozent mehr als in 2010.

Sinnstiftend oder existenzsichernd

Bei der Detailanalyse fallen Extrema auf. Viele der berufstätigen RentnerInnen sind extrem gut gebildet. Mit fast fünf Prozent haben unter ihnen beinahe vier Mal so viele Menschen promoviert als in der Gesamtbevölkerung. Schön und gut – auf der anderen Seite fehlt 15 Prozent aller älteren Erwerbstätigen ein Abschluss. Befragungen unterstreichen das Gefälle. Während ein Drittel aller Senioren den eigenen Lebensunterhalt vor allem über die Erwerbstätigkeit bestreitet, kommen zwei Drittel mit Renteneinkünften über die Runden. Wer nicht gezwungen ist, im Alter zu arbeiten, empfindet die Tätigkeit oft als sinnstiftend und schätzt, weiterhin Teil beruflicher Netzwerke zu sein. Befragte nennen Spaß an der Arbeit, Kontakt zu anderen Menschen sowie den Wunsch nach einer Aufgabe als Beweggründe.

Zweischneidiges Schwert

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das Thema nicht ohne Brisanz. In Deutschland fehlen gut ausgebildete Fachkräfte. Wer weiter arbeiten kann, ist deshalb gern gesehen. Menschen ohne Abschluss, die aus Existenznot heraus malochen, stehen in Konkurrenz zu jüngeren, oft leistungsfähigeren Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Ihnen war es oft nicht möglich, während der letzten Jahrzehnte Geld auf die hohe Kante zu legen. Ohne Job bliebe ihnen nur die Altersarmut – eine wenig erfreuliche Perspektive. Das muss nicht sein: Im Rahmen der tariflichen Altersvorsorge können Angestellte einen Teil ihres Gehalts sozialabgaben- und steuerfrei anlegen. Für Apothekenangestellte in allen Kammerbezirken außer in Nordrhein und Sachsen haben ADEXA und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) einen Arbeitgeberbeitrag tariflich vereinbart – und darüber hinaus einen Arbeitgeberzuschuss in Höhe der eingesparten Sozialversicherungsbeiträge von 20 Prozent des umgewandelten Betrags für alle, die Entgeltumwandlung betreiben.

Michael van den Heuvel

Quelle:

Jutta Schmitz: „Erwerbstätigkeit trotz Rente?“ und Heribert Engstler, Laura Romeu Gordo: „Arbeiten im Ruhestand“, in: Ernst Kistler, Falko Trischler (Hrsg.): „Reformen auf dem Arbeitsmarkt und in der Alterssicherung“, Edition der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf 2014

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