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15. November 2015

Ergebnisse der Online-Umfrage: Flüchtlinge in der Apotheke

Unterstützung im Umgang mit Flüchtlingen in der Apotheke wünschten sich 67 Prozent der Teilnehmer einer Online-Umfrage von ADEXA. Kein Wunder, denn in vier von fünf der betreffenden Apotheken kommen seit diesem Sommer verstärkt Asylbewerber als Patienten bzw. Kunden in die Offizin.

An der bundesweiten Umfrage nahmen 134 Apothekenmitarbeiter aus allen 17 Kammerbezirken teil. Für 84 Prozent der Befragten waren Patienten mit Migrationshintergrund bzw. ohne deutsche Sprachkenntnisse allerdings nichts gänzlich Neues.

Nur bei einem von fünf Teilnehmern wurde in einer Teambesprechung mit dem Chef über die Beratung von Flüchtlingen gesprochen. Bei knapp fünf Prozent war es Thema in Einzelgesprächen mit ihrem Arbeitgeber. Bei immerhin jedem Zweiten wurde mit Kollegen darüber gesprochen. Bei 27 Prozent wurde diese Frage weder mit dem Chef noch im Team thematisiert.

Mündliche oder schriftliche Hinweise, Information oder Hilfestellungen haben lediglich 24 Prozent der Befragten von der Apothekenleitung erhalten.

Unterstützung gefragt

Die in den Fachmedien kursierenden Infos und Hilfsmittel wie Piktogramme oder mehrsprachige Fragebögen werden aber offenbar genutzt.  Außerdem werden auch eigene Aktivitäten der Teams genannt. So haben in einer Apotheke die PTA-Kolleginnen ein Piktogrammbuch erstellt mit verschiedenen Krankheitsbildern, wobei die Patienten sukzessive immer schlechter aussehen. So können die Flüchtlinge zeigen, wie es ihnen momentan geht.

Gewünscht werden darüber hinaus zum Beispiel Beipackzettel auf Arabisch als Download, aber auch Dolmetscher und Ansprechpartner in den Unterkünften. Klare Regeln des Gesetzgebers zur Kostenübernahme und Abrechnungshilfen sind wichtige Forderungen, denn Unklarheiten bei der Rezeptbelieferung sind ein weit verbreitetes Problem.

Wo im Team kaum Englisch als Fremdsprache vorhanden ist, werden auch Sprachkurse für Mitarbeiter gewünscht.

Hilfen wünschen sich die Angestellten sowohl von ihren Arbeitgeber als auch von Kammern und Verbänden, von ADEXA und dem BVpta, der ABDA, dem Bundesgesundheitsministerium und den Gesundheitsbehörden.

Willkommenskultur oder Diskriminierung?

Ein gutes Drittel der Befragten hat bisher weder von Kunden noch Kollegen ausländerfeindliche Bemerkungen oder gar einen abweisenden Umgang bei der Arzneimittelabgabe an Flüchtlinge wahrgenommen.

Von vereinzelten negativen Bemerkungen von Kunden berichteten immerhin rund 55 Prozent. Von einzelnen Kollegen haben schon 29 Prozent der Befragten im Gespräch solche Kommentare gehört.

Knapp vier Prozent antworteten, es gäbe auch eine Diskriminierung von Flüchtlingen im Handverkauf.

Selbst ehrenamtlich aktiv in der Versorgung von Flüchtlingen sind rund fünf Prozent der Teilnehmer. 36 Prozent helfen durch Sach- oder Geldspenden.

Typische Schwierigkeiten

Problematisch finden es Apothekenangestellte einerseits, wie sie mit Kunden umgehen sollen, die sich offen ausländerfeindlich äußern. „Manchmal würde ich die Kunden gern fragen, ob sie mal in ihrer Familien gefragt haben, wer nach dem Zweiten Weltkrieg selbst ein Flüchtling war. Ich denke, mehr als zwei Drittel würden dann rot werden und lieber nichts mehr sagen“, heißt es in einer der Antworten.

Aber auch sprachliche und kulturelle Unterschiede werden angesprochen, zum Beispiel Autoritätsprobleme als Pharmazeutin gegenüber manchen männlichen Asylbewerbern.

Wenn im Team Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund arbeiten, scheint die Atmosphäre insgesamt offener zu sein.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

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