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31. August 2019

Europa-Treffen 2019 der PTA in Schweden

Die Teilnehmer*innen beim EAPT-Treffen in Stockholm im April 2019 (Foto: EAPT)
Stockholm im April 2019 (Foto Jutta Brielich)
Die historische Eulen-Apotheke in Stockholm (Foto Jutta Brielich)

Seit fast 30 Jahren nimmt ADEXA an den Europa-Treffen der EAPT teil und seit 2017 auch als Mitglied im EAPT-Vorstand.  Diese Meetings finden abwechselnd in den europäischen Partnerländern statt. Dieses Jahr waren drei ADEXA-Vertreterinnen in Stockholm zu Gast. EAPT-Vorstandsmitglied Jutta Brielich berichtet:

Die Kolleginnen des „Farmaciforbundet“, in der schwedischen Gewerkschaft „Unionen“ zuständig für die PTA,  haben das Treffen organisiert und perfekt begleitet. Die Gewerkschaft hat ein großes Bürohaus mit Veranstaltungsräumen in Stockholm, wo wir tagen und auch die Kantine nutzen konnten. Das Treffen fand im April statt und strahlender Sonnenschein begrüßte uns.

Diesmal waren Kolleginnen und Kollegen aus neun Ländern anwesend. PTA aus England, Finnland, Frankreich, Irland, Norwegen, Portugal, Slowenien und Schweden informierten uns über die neuesten Entwicklungen in ihren Ländern und stellten die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vor.
Wie immer war es ein sehr informatives, lebendiges und diskussionsreiches Treffen. Wir konnten uns über unsere Erfahrungen als PTA austauschen, die Lage der Apotheken in den einzelnen Ländern besprechen, über die überall bestehenden Lieferengpässe schimpfen und über die Berufsausbildung diskutieren. Wir haben dabei viele Gemeinsamkeiten, aber auch große Unterschiede im Beruf der PTA in den einzelnen Ländern entdeckt.

Wer ist die EAPT?

Die European Association of Pharmacy Technicians ist 1989 aus einer lockeren Verbindung  verschiedener europäischer Verbände und Gewerkschaften hervorgegangen. 1992 wurde das erste „Committee“ gegründet, das seit 2010 als eingetragener Verein unter dem Namen EAPT offiziell weitergeführt wird.
Ziel der EAPT ist es, die PTA in ihrer beruflichen Rolle zu stärken, um den Patienten einen qualifizierten, effektiven und sicheren Service hinsichtlich des Umgang mit Arzneimitteln und Gesundheit  auf europäischer Ebene zu gewährleisten. Wir stellen Vergleiche über die Arbeitssituation und die Ausbildungsinhalte der PTA in den verschiedenen europäischen Ländern an, sprechen regelmäßig mit verschiedenen internationalen Organisationen. Wir stellen die wichtige Rolle der PTA in der Apotheke dar und haben eine Reihe von Publikationen auf unserer Webseite veröffentlich: www.eapt.info

Vorstandstreffen

Am ersten Tag trafen sich die Vorstandsmitglieder. Durch den Streik der Fluglinie SAS konnte unsere Vorsitzende Christina Durinck aus Dänemark leider nicht am Treffen teilnehmen, so dass wir über WhatsApp und Skype versuchten, die wichtigsten Tagesordnungspunkte zu klären.
Am Abend trafen wir uns dann mit allen übrigen TeilnehmerInnen zum Welcome-Dinner.

In großer Runde

Am nächsten Tag ging es früh los, um die vielen Tagesordnungspunkte zu besprechen. Nach dem Bericht des Vorstandes wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zur Ausbildung der PTA vorgestellt, über die EAPT-Webseite gesprochen, Finanzen geklärt, Beschlüsse gefasst und wir lauschten den spannenden Berichten aus den einzelnen Ländern.

Die Aufgaben der PTA sind in vielen Ländern mit weniger Verantwortung als bei uns in Deutschland  verbunden. Die PTA darf dann teilweise keine Rezepte selbstständig beliefern oder Patienten zu Rx beraten. Rezepturen gibt es oft kaum noch. Berichtet wurde auch, dass Approbierten PTA als Konkurrenz ansehen und versuchen, ihre Aufgaben zu beschneiden. Einige Länder kämpfen mit hoher Arbeitslosigkeit bei den PTA, andere, wie auch bei uns, leiden unter einem PTA-Mangel.

Berichte aus den anderen Ländern

In Finnland wurde die Niederlassungsfreiheit geändert. Dadurch können landesweit wieder mehr Apotheken eröffnet. Doch das Ziel, mehr Apotheken in ländlichen Gebieten anzusiedeln, ist bisher nicht erreicht worden. Die meisten neuen Apotheken wurden in Großstädten und attraktiven Lagen eröffnet. Jetzt wird überlegt, die Neueröffnung einer Apotheke an die Eröffnung einer Zweigapotheke auf dem Land zu koppeln.

Die Kollegin aus Frankreich berichtete über die Initiative, das Impfen in Apotheken zu erlauben, sowie die Schwierigkeiten, die PTA-Ausbildung staatlich zu regulieren und eine offizielle PTA-Berufserlaubnis einzuführen. Für PTA in Krankenhaus, Industrie und Militär ist der Prozess schon weit fortgeschritten, für die PTA in öffentlichen Apotheken wurden noch keine Fortschritte erzielt. Grund ist die dadurch zu erreichende höhere Qualifikation und damit verbundene höhere Bezahlung, die Apothekenleiter nicht leisten wollen.

Auch in Irland kämpfen PTA immer noch um ihre Anerkennung und Registrierung. Außerdem gibt es Bedenken wegen des Brexit und den zu erwartenden Lieferengpässen. Die Kolleginnen aus dem Krankenhaus kämpfen mit „Securepharm“: Auch dort läuft es noch nicht rund und es gibt viele Fehlermeldungen. Für die PTA in öffentlichen Apotheken gibt es zurzeit keine Organisation, die ihre Interessen vertritt. Es fehlen Ehrenamtliche, die mit viel Engagement wieder eine Organisation aufbauen wollen.

In Norwegen gibt es momentan sehr viele kleine Apotheken und einen großen Personalmangel, besonders bei den ApothekerInnen. So können viele von Regierung und Kammer geplante Programme (Aufklärung der Patienten, Patientenschulungen, Beratungen, Messen von Blutdruck, Blutzucker usw. ) zurzeit nicht umgesetzt werden.

In Portugal haben die Kollegen ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für PTA auf die Beine gestellt, was sehr gut angenommen wird.
Da Rezepte in Portugal nur noch auf elektronischem Weg in die Apotheke kommen, gab es zuerst Probleme mit dem Datenschutz, die mittlerweile hoffentlich gelöst sind. Untersuchungen zeigen, dass aufgrund der Probleme beim Scannen des neuen Fälschungsschutzes und der Verifizierung viel weniger Zeit für die Patienten bleibt.
Auch gibt es immer noch Probleme mit der Anerkennung des Diploms für PTA. Da in Portugal Wahlen anstehen, passiert im Moment leider nichts diesbezüglich.

In Schweden wird überlegt, das Gesetz, das PTA verbietet, Rezepte zu beliefern, wieder aufzuheben; der Grund ist ein Mangel an ApothekerInnen. So sollen PTA nach einer bestandenen Prüfung Rezepte beliefern dürfen. Allerdings müssen sie vor der Abgabe erst von einer Apothekerin bzw. einem Apotheker abgezeichnet werden.

In den skandinavischen Ländern wird ein großer Lieferengpass an Medikamenten erwartet, wenn der Brexit kommt. Schweden verfügt über keine ausreichende eigene Industrie und Ressourcen, um ohne Importe aus England auszukommen. Das Gleiche berichteten die Kolleginnen aus Norwegen.

Seit Juni 2019 müssen sich in Slowenien alle Angestellten in medizinischen und pharmazeutischen Berufen registrieren lassen. Das soll auch für die PTA gelten. Bisher werden allerdings nur die ApothekerInnen registriert. Es gibt nur sehr wenige private Apotheken und da genug Geld im Gesundheitssystem vorhanden ist, werden in den staatlichen Apotheken nur ApothekerInnen eingestellt. PTA werden Stellen weggenommen und so ist in Slowenien ein großer Rückgang an PTA zu verzeichnen. Viele PTA gehen aus der Apotheke heraus, der Beruf hat an Attraktivität verloren und die Zukunft ist ungewiss.

Im Vereinigten Königreich (UK) wurde ein neuer Vorstand des PTA-Verbandes APTUK gewählt, der teilweise andere Ziele verfolgt als der bisherige Vorstand. So wird wohl auch die Mitarbeit beim EAPT wegfallen, denn die britischen Kolleginnen wollen sich stärker um die Ausbildung und ihre nationalen Probleme kümmern. Da Tess Fenn aus England dem EAPT-Vorstand angehört, hoffen wir, dass sie bis zur nächsten Wahl 2020 dabei bleibt.
PTA sind mittlerweile offiziell anerkannt und registriert. Die Erhaltung der PTA-Erlaubnis muss jedes Jahr wiederholt werden, einige Hausarbeiten zu verschiedenen Themen sind vorzulegen und die Registrierung kostet jedes Jahr ca. 130 Euro.
Es gibt neue Kurse zur Qualifikation der PTA, unter anderem zur Rezeptbelieferung, zur Arzneimittelkunde, zum Risikomanagement und zur Gesundheitsvorsorge.
Wie es allerdings mit dem Gesundheitssystem nach dem Brexit weitergehen wird, steht in den Sternen; es wird das Schlimmste befürchtet.

Jutta Brielich
ADEXA-Berufsgruppe PTA

 

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