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05. Oktober 2015

Kommentar zum Deutschen Apothekertag: Leistungsgerechte Vergütung – für wen?

Mit der Honorierung von Apothekenleistungen – den bestehenden (Fixpauschale, BtM, Rezeptur) wie den künftig auszubauenden (Medikationsmanagement) – hat sich der Deutsche Apothekertag 2015 ausführlich beschäftigt. Sie war Thema der Eröffnungsreden, der Diskussionsrunde mit den drei Vertretern der Landes- und Bundespolitik und zahlreicher Anträge der Hauptversammlung. Ja, und auch die Mitarbeiter wurden erwähnt, denen man als Apothekeninhaber gerne eine höhere Vergütung zukommen lassen wolle ...

Wenn es dann aber etwas konkreter wurde, wie im Antrag zur tariflichen Entlohnung von Fachapothekerinnen und -apothekern, wurde es der Hauptversammlung  zu heiß. (Letztlich kein Wunder, denn nach der Zahlenlogik der ABDA-Struktur sind 2015 mehr als zwei Drittel der Delegierten selbstständig.) Dabei ging es ja gar nicht um die Festlegung auf bestimmte Summen, sondern um ein Signal an diejenigen, die durch entsprechende Qualifizierung einen besonderen Beitrag an der Apothekenleistung haben. Fakt ist: Ein großer Teil der Anträge beim DAT hat im Grunde nur einen Appell-Charakter – und genauso war auch dieser Antrag zu verstehen. Solch ein Appell hätte der Hauptversammlung mit Blick auf die geforderte Ausweitung der pharmazeutischen Kompetenzen sehr gut zu Gesicht gestanden. Die Kritik, dass sich die Delegierten damit in die Tarifautonomie einmischen würden, ist salopp gesagt totaler Humbug. Genau wie bei Anträgen an den Gesetzgeber oder an die Krankenkassen wäre es auch hier die Sache der Tarifparteien gewesen, diesen Appell in ihren Verhandlungen zu würdigen oder auch nicht. Besonders unfair empfinde ich es, dass der Antragstellerin nicht einmal die Gelegenheit gegeben wurde, den Antrag zunächst zu begründen. Dies ist schade, denn ansonsten war der Umgang miteinander sachlich und von guter Diskussionskultur geprägt. Es bleibt leider der bittere Nachgeschmack, dass zwar stundenlang über alle Einzelheiten der Honorierung der Apotheken gesprochen wird, aber die Angestellten dabei weitgehend außen vor bleiben.

Auch die von ABDA-Vize Mathias Arnold als „Foto-Finish“ bezeichnete Abstimmung über Maßnahmen zur besseren Transparenz von in den Ausschuss verwiesenen DAT-Anträgen machte deutlich, dass der Föderalismus in der Standespolitik oft eher Hemmschuh ist als Innovationsmotor. Statt eine einheitliche Lösung für alle 34 Mitgliedsorganisationen anzubieten, wird nun jede MO das Rad neu erfinden dürfen, um das Informationsbedürfnis der Delegierten (und von interessierten nichtdelegierten Mitgliedern) zu befriedigen. Ja, es gibt Kammern, die dies schon in Angriff genommen haben. Aber nicht jede Kammer und jeder Verband hat die gleichen Ressourcen, nicht jede auch das gleiche Transparenzverständnis. Aus Solidarität mit den weniger gut Informierten wäre eine  Annahme des Antrags sinnvoll gewesen. Das gilt auch deshalb, weil die Zahl von Anträgen zugenommen hat, die nicht vom Vorstand einer Kammer bzw. eines Verbandes kommen, sondern von engagierten einzelnen Delegierten gestellt werden. (Diese Tendenz ist im Übrigen sehr zu begrüßen.) Mein Wunsch: Wenn sich 49,5 Prozent der Delegierten für solch eine zentrale Verbesserung aussprechen und 50,5 Prozent dagegen, sollte man sich als ABDA nicht auf der hauchdünnen Mehrheit zurücklehnen, sondern Anstrengungen unternehmen, um das Votum der anderen Hälfte aufzunehmen.

Elfriede Hoffmann
Delegierte der LAK Baden-Württemberg
ADEXA-Landesvorsitzende Baden-Württemberg


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