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14. September 2023

Mobbing am Arbeitsplatz. Tipps von ADEXA: So können Sie sich wehren

Auch in öffentlichen Apotheken kommt Mobbing immer wieder vor. Minou Hansen, Rechtsanwältin und Business Coach bei ADEXA, hat bei einem Webinar wichtige Strategien für Angestellte zusammengefasst.

Mobbing kann zu Schlafstörungen, Magenschmerzen, Bluthochdruck und weiteren Symptomen führen. Bei gesundheitlichen Beschwerden ist medizinische oder psychologische Hilfe erforderlich. Doch gegen das Mobbing können – und sollten – Sie selbst aktiv werden.

Was ist Mobbing?

Nicht jeder Konflikt am Arbeitsplatz ist als Mobbing zu betrachten. Hansen zitiert eine frühe Definition von Heinz Leymann (1931 bis 1999). Der Psychologe und Mobbing-Forscher beschreibt Mobbing als „konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen“, bei der „die angegriffene Person unterlegen ist, und von einer oder zwei Personen systematisch, oft und während längerer Zeit mit dem Ziel (oder dem Effekt) des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet“.

Eine prägnante Beschreibung kommt vom Bundesarbeitsgericht. Demnach sei Mobbing das „systematische Anfeinden, Schikanieren oder Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte“.

Hansen weiß: „Die Abgrenzung normaler Konflikte zum Mobbing kann schwierig sein.“ Sie benennt einen „Geschehensprozess“, also viele einzelne Handlungen, die für sich genommen nicht als Mobbing einzustufen sind – in ihrer Gesamtheit aber schon. Ziel sei es, die Betroffenen aus dem Job zu drängen: gerade auch für Chefin oder Chef ein Problem in Zeiten des Fachkräftemangels. „Umso wichtiger ist, dass die Apothekenleitung darauf reagiert“, sagt Hansen.

Umgehend reagieren

Sind Angestellte selbst von Mobbing betroffen, sollten sie rasch handeln und nicht in der Situation verharren. „Wichtig ist, frühzeitig einzuschreiten und sich zur Wehr setzen“, weiß Hansen. Denn: „Je länger ein Konflikt andauert, desto größer sind in der Regel die – auch gesundheitlichen – Folgen für Betroffene.“

Viele Menschen tun sich jedoch schwer, spontan auf unvermittelte Angriffe zu reagieren. Aber nach den ersten Vorfällen lohnt es sich, vorbereitet zu sein und beispielsweise nachzufragen: „Habe ich richtig verstanden, dass du eben … gesagt hast?“ In solchen Formulierungen sieht Hansen mehrere Vorteile. Vielleicht lässt sich ein Sachverhalt klären und es war tatsächlich ein Missverständnis. Falls nicht, machen Sie deutlich: „Achtung, so gehst du nicht mit mir um.“

Wenn sich die Vorfälle häufen, rät Hansen zur direkten Konfrontation: „Mir ist aufgefallen, dass (…). Ich bin nicht damit einverstanden, dass du mich so behandelst. Wenn du das nicht abstellst, werde ich andere Schritte ergreifen!“

Leiten Sie Maßnahmen auf betrieblicher Ebene ein

Zeigen erste Schritte keinen Erfolg, bleibt noch, die Apothekenleitung oder die Filialleitung einzubinden. „Arbeitgebende sind verpflichtet, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen“, berichtet Hansen. „In Zeiten des Fachkräftemangels werden sie alles daransetzen, Angestellte nicht zu verlieren.“

Doch wie geht man dabei vor? Die ADEXA-Juristin empfiehlt, Vorgesetzte um ein Gespräch zu bitten. Zum Termin sollten betroffene Angestellte Notizen mitnehmen und die Vorfälle möglichst präzise dokumentieren, etwa in Form eines Mobbing-Tagebuchs. Das Wort „Mobbing“ kann – und sollte – fallen.

Gut zu wissen: Reagieren Chefin oder Chef nicht, kann Mobbing im Betrieb Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche nach sich ziehen. Der Anspruch richtet sich gegen die Apothekenleitung, unabhängig von der genauen Konstellation.

Je nach Situation können auch Selbsthilfegruppen oder ein Coaching sinnvoll sein. 

Sie beobachten eine Mobbing-Situation: Wie sollten Sie reagieren?

Auch bei Mobbing-Situationen gegen Dritte, die Angestellte nur beobachten, sollten sie rasch handeln. Ansonsten bestärkt dies eine mobbende Person („Die anderen sind auch meiner Meinung“) und schwächt die betroffene Person („Es scheinen alle der gleichen Meinung zu sein“).

Es sei nicht nötig, Partei zu ergreifen, sagt Hansen. „Es ist aber erforderlich, Haltung zu zeigen!“ Zum Beispiel mit folgender Aussage: „Ich möchte nicht, dass wir im Team so miteinander umgehen.“ Auch hier bleibt als wichtige Option, die Apothekenleitung einzubinden.

Wenn alle Stricke reißen

Nicht immer führt die Konfrontation von Mobbenden oder das Gespräch mit Vorgesetzten zu nachhaltigen Änderungen. Wichtig ist, auf die eigene physische und psychische Gesundheit zu achten. Dazu gehört auch, zu erkennen, dass sich eine toxische Situation wohl nicht verändern wird.

Als letzte, womöglich effektivste Maßnahme bleibt Angestellten, den Arbeitsplatz zu wechseln. In Zeiten des Fachkräftemangels suchen viele Apotheken Approbierte, PTA oder PKA. Wagen Sie den Schritt in Ihrem eigenen Interesse!

Mobbingsprechstunde für Mitglieder

Jeden Donnerstag von 15:00 bis 17:00 Uhr berät Rechtsanwältin Minou Hansen ADEXA-Mitglieder zum Thema Mobbing unter Tel. 0 40/80 03 08 17.

Michael van den Heuvel

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