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21. Oktober 2015

Plädoyer für eine bessere Führungskultur: Mehr Dialog, mehr Engagement

Seit Jahren klagen Deutschlands Arbeitgeber über den Mangel an Fachkräften. Ihr Problem ist in weiten Teilen hausgemacht. Sie selbst könnten viel unternehmen, damit Jobs wieder attraktiver werden. Wer nur an Geld denkt, ist auf dem Holzweg. Vielmehr geht es um eine neue Kultur, Teams zu führen.

Angestellte mit der richtigen Qualifikation und mit den richtigen Zielen sind das Kapital öffentlicher Apotheken. Haben Chefs ihr Team aufgebaut, liegt es an ihnen, Fachkräfte zu halten. Moderne Führungskonzepte setzen auf Wertschätzung, Anerkennung, auf die Übertragung von Aufgaben und auf die Berücksichtigung individueller Stärken – respektive Fort- und Weiterbildung. Geld spielt natürlich eine Rolle, wird Defizite in anderen Bereichen aber kaum kompensieren.

Alle ziehen am gleichen Strang 

Zu Beginn eine vermeintlich banale Frage: Kennen Sie als Angestellte oder Angestellter die Ziele Ihrer Apotheke? Und – falls nein – weiß Ihre Chefin oder Ihr Chef, wohin die Reise gehen soll? Das zeitintensive Tagesgeschäft lässt kaum noch Freiräume, um in Richtung Zukunft zu blicken. Genau das sollten gute Führungskräfte aber tun – im Idealfall sogar zusammen mit dem Team. Angestellte sind näher am Kunden, an Arztpraxen oder Pflegeheimen. Sie wissen, wo der Schuh drückt oder wo sich vielleicht neue Potenziale auftun. Eine positive Führungskultur zeichnet sich dadurch aus, neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen zu sein und operative, taktische, aber auch strategische Konzepte zu entwickeln. Bei der Umsetzung sollten Inhaber vor allem darauf achten, ausreichend viele Angestellte zu beteiligen.

„Net gschimpft isch globt gnug“ 

Eine positive Feedback-Kultur kommt als moderner Ansatz der Führung mit hinzu. Lief ein Aktionstag gut oder nahm die Zahl an Kunden weiter zu? Dann ruhig einmal das Team loben – nette Worte motivieren, auch beim nächsten Mal Höchstleistungen zu geben. Feedback gilt auch als Chance, das eigene Bild mit dem Fremdbild abzugleichen. Läuft eine Sache schief, was allzu menschlich ist, gilt es, Gründen auf die Spur zu gehen. Zwei Beispiele: Geben Vorgesetzte ihrer PKA die Schuld, „schon wieder eine Bestellung übersehen zu haben“, greifen Vorwürfe oder Wutausbrüche zu kurz. Ähnlich ist die Situation, sollte eine PTA ihr Pensum an Rezepturen nicht bewältigen, weil sie ständig in den Handverkauf gerufen wird. Haben tatsächlich Angestellte einen Fehler gemacht, lautet die Botschaft, daraus zu lernen. Aber vielleicht stehen Personaleinsatz und Arbeitsaufkommen nicht mehr in Relation zueinander. Dann gewinnen Inhaber eine wertvolle Erkenntnis, um ihren Betrieb zu optimieren.

Regelmäßig reden 

Gespräche sollten sich nicht nur auf kritische Situationen beschränken. Personalexperten raten, regelmäßige Gespräche im Betriebsablauf zu verankern: mindestens einmal pro Jahr, besser einmal pro Quartal. Formal sind Teambesprechungen oder Einzelgespräche üblich. So oder so heißt das Zauberwort Dialog. Gute Vorgesetzte geben Teammitgliedern die Möglichkeit, konstruktive Kritik zu äußern. In Einzelgesprächen berichten Kolleginnen und Kollegen, was gut oder schlecht lief, welche Ideen sie für die nächste Zeit haben oder wo individueller Fortbildungsbedarf besteht. Daraus lassen sich individuelle Zielvereinbarungen ableiten.

Freiräume für soziales Engagement  

Wer jetzt nur an Geld oder materielle Vorteile anderer Art denkt, übersieht einen gesellschaftlichen Trend: Mittlerweile bieten etliche Unternehmen Corporate Volunteering-Programme an. Zahlen der Bundesregierung zufolge gibt es bei drei Viertel aller Großunternehmen Möglichkeiten, sich zu engagieren. Bei MSD können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 20 Stunden pro Jahr sozial engagieren – im Rahmen ihrer Arbeitszeit. Corporate Volunteering ist nicht nur gut für das Image einer Firma, sondern motiviert Angestellte. Gleichzeitig bauen sie soziale Kompetenzen weiter aus: eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Unbezahlte Freistellungen für einige Wochen oder Monate sind als „Mini-Sabbatical“ auch nicht selten, um ein soziales Projekt zu begleiten. Wie wäre es beispielsweise, die Arbeit von „Apotheker ohne Grenzen“ zu unterstützen? Derartige Incentives motivieren Kolleginnen und Kollegen, weiterhin ihr Bestes für die Firma zu geben: ein Ansatzpunkt für öffentliche Apotheken.

Michael van den Heuvel

 

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