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16. Dezember 2016

TK-Stressstudie 2016: Perfektionsanspruch und ständige Erreichbarkeit belasten

Gestresst zu sein ist zu einem gewissen Statussymbol geworden: Personen, die angeben, im Stress zu sein, sind beschäftigt, fühlen sich unentbehrlich und gebraucht. Dennoch wird ein Dauerstress negativ assoziiert und als belastend empfunden.

Stress ist ein Konstrukt und das Stresserleben sehr individuell. In Abhängigkeit von unserer Erfahrung reagieren wir auf ein Ereignis mehr oder weniger gelassen oder besorgt.

Die Techniker Krankenkasse hat in ihrer aktuellen Stressstudie die Stressoren von 1.200 Studienteilnehmern unter die Lupe genommen. Etwa vierzig Prozent der Befragten fühlen sich selten oder nie gestresst. Doch der überwiegende Anteil der befragten Personen gibt an, manchmal oder gar häufig gestresst zu sein.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Im Vergleich zur vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2013 hat das Stressempfinden bei Männern leicht zugenommen: 58 Prozent geben inzwischen, an unter Stress zu leiden.

Der Anteil der gestressten Frauen ist dagegen auf dem gleichen Level von 63 Prozent geblieben. Männer fühlen sich insbesondere durch die ständige Erreichbarkeit unter Druck und nennen ihren Beruf als den häufigsten Stressauslöser. Frauen sehen als Stressor überdurchschnittlich häufig den eigenen hohen Anspruch, alles im Job und zu Hause perfekt im Griff zu haben. Darüber hinaus nennen Frauen häufiger als Männer Probleme und Konflikte mit Nahestehenden als Stressfaktor. Trotz der hohen Stressbelastung bewerten jedoch Frauen, laut dieser Studie, ihre Gesundheit tendenziell besser als Männer.

Altersunterschiede

Die meisten Stresszustände kennen die 30 bis 39-Jährigen: Hier geben 82 Prozent an, unter Stress zu sein. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der zuvor hohe Stresspegel: Zwei von drei Befragten in dieser Altersgruppe fühlen sich gestresst. Die letzten Jahre des Erwerbslebens (ab dem 60. Lebensjahr) scheinen noch gelassener zu sein: In dieser Altersgruppe berichtet nur jeder Zehnte von häufigem Stress.

Soziales Engagement als Entspannung

39 Prozent der befragten Frauen sehen ein Ehrenamt oder soziales Engagement als Entspannungsstrategie; und diese Aktivität wird mit dem Alter zunehmend beliebter. Auf Platz zwei der beliebten Entspannungsstrategien steht das Faulenzen; es ist bei Frauen genauso beliebt wie bei Männern. Dagegen bilden Shopping und Computerspiele die Schlusslichter in der Rankingskala.

Mehr Stress bei Vollzeit als bei Teilzeit

Stress wird von Vollzeitbeschäftigten häufiger empfunden als bei den Teilzeitbeschäftigten. Hohes Arbeitspensum, Termindruck, Unterbrechungen und Störungen bei der Arbeit, mangelnde Anerkennung werden häufig als Stressfaktoren bei der Arbeit genannt.

Teilzeitarbeitende füllen neben ihrer Berufstätigkeit häufig noch andere Rollen aus, sie kümmern sich um Haushalt, Kinder oder Angehörige. Trotz des engeren Zeitrahmens, der ihnen zur Verfügung steht, um alle Aufgaben zu erledigen, geben „nur“ 46 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Arbeitsüberlastung an. Im Gegensatz dazu klagen 69 Prozent der Vollzeitbeschäftigten über zu viel Arbeit. Auch bei Stressoren wie mangelnder Anerkennung, Termindruck oder Unterbrechungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Teilzeitbeschäftigte geben an, weniger gestresst zu sein, als Vollzeitbeschäftigte. Die Anzahl der am Arbeitsplatz verbrachten Stunden erhöht demnach den Stresslevel.

Kinder helfen beim „Abschalten“

Häufig kreisen die Gedanken auch in der Freizeit oder im Urlaub um die Arbeit und den damit verbundenen Stress. Statt die regenerative Wirkung der Pausen zu nutzen, laufen im Körper die mentalen Stressprozesse weiter. Etwa 38 Prozent der Befragten können abends oder am Wochenende nicht richtig abschalten. Dabei kommen Personen, die mit Kindern im Haushalt leben, an ihren freien Tagen besser auf andere Gedanken als Kinderlose. Kinder könnten in dieser Hinsicht als Gesundheitsressource betrachtet werden, so die Autoren der Studie.

Stress und Krankheit

Stress ist häufig ein Co-Faktor bei der Entstehung diverser Erkrankungen. Hektik und Zeitmangel begünstigt ungesunde Verhaltensweisen wie schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen oder Medikamenteneinnahme. Muskelverspannungen und Rückenschmerzen nennen 66 Prozent der Gestressten als häufigste Beschwerde. Auch Erschöpfung, Schlafstörungen und Nervosität werden bei Personen, die oft Stress empfinden, häufiger genannt als bei Personen, die sich nicht gestresst fühlen.

Stressprävention und Stressmanagement

Die Verbesserung der Rahmenbedingungen bei der Arbeit sehen die Autoren der Studie als einen wichtigen Aspekt. Der zweite Punkt ist jedoch die Eigenverantwortung: Informationen zum Thema Stress und das Erlernen von Entspannungsstrategien gehören zu den von Krankenkassen unterstützten Stresspräventionsprogrammen, die in der Regel allen gesetzlich Versicherten offen stehen.

Stressmanagementseminare bei ADEXA

Im Rahmen der von ADEXA angebotenen Stressmanagementseminare werden Mitglieder in das Thema Stress eingeführt und über diverse Stresspräventionsmaßnahmen informiert.

Tatiana Dikta B.Sc. Psychologie & Stressmanagementtrainerin

 

Quelle:

TK-Studie 2016, Entspann dich Deutschland. TK-Stressstudie 2016

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