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01. Juli 2021

European Association of Pharmacy Technicians: Virtuelles EAPT-Treffen im Mai 2021

Der EAPT-Vorstand: v. l. Präsidentin Christina Durinck (Dänemark), Vizepräsident Cristiano Matos (Portugal), Gunilla Anderson (Schweden), Laura Lyons (Irland), Jutta Brielich (Deutschland), Anita Sveum Nilsen (Norwegen)

Aufgrund der Corona-Pandemie musste das EAPT-Meeting 2020 ausfallen. Und da die Situation im Frühjahr 2021 für ein Treffen mit Vertreter:innen aller Mitgliedsländer in Kroatien auch nicht günstiger war, fand stattdessen eine Zoom-Sitzung statt. Ein Bericht von Jutta Brielich:

Zum Glück sind mittlerweile alle Länder auf virtuelle Treffen vorbereitet und mit der nötigen Technik ausgestattet, so dass wir mit Spannung auf den Tag warteten: Halten die Internetverbindungen, klappt es mit den Zeitunterschieden und der Power-Point-Präsentation?  Nach ein paar kleinen anfänglichen Schwierigkeiten funktionierte alles reibungslos und es war ein tolles, informatives Treffen.

Mit dabei waren PTA-Kolleg:innen aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Kroatien, Norwegen, Portugal, Slowenien, Tschechien und Schweden. Und so konnten wir uns nach langer Zeit wieder in großer Runde austauschen. Natürlich fehlte das Klönen und Fachsimpeln außerhalb des offiziellen Teils, aber wir hoffen dafür auf das kommende Treffen in Kroatien 2022.

In der Zwischenzeit sind viele Vorhaben vom EAPT-Vorstand umgesetzt worden, zum Beispiel die Neugestaltung der Webseite eapt.info, die jetzt moderner und kompatibel mit Smartphone und Tablet ist, sowie der Umzug der Büroadresse und einige wichtigen  Änderungen der Statuten.

Impfungen in den europäischen Apotheken

Gestartet wurde auch eine Umfrage zu Impfungen in den Apotheken der EAPT-Länder: Wo und was wird geimpft, inwieweit sind die PTA involviert und wie läuft es ab?

Bisher konnten wir dabei nur Grippe- und Reiseimpfungen berücksichtigen. Wie es um die Corona-Impfungen steht, ist zurzeit noch nicht eindeutig, aber wir bleiben am Ball. Mehr dazu finden Sie auf www.eapt.info/research. Ganz neu ist auch ein Bericht einer norwegischen PTA-Kollegin, die in einer Krankenhausapotheke bei den Corona-Impfungen mitarbeitet: www.eapt.info/news.

Auch weitere Umfragen zur Arbeit und Ausbildung von PTA in den einzelnen Ländern sind auf unserer Webseite zu finden.

Corona-Einschränkungen

Alle Mitgliedsländer berichteten natürlich von den erschwerten Arbeitsbedingungen unter Corona, den Lieferengpässen bei Masken, Desinfektionsmitteln, Handschuhen und teilweise auch Arzneimitteln. Leitsysteme und Hygieneschutzwände wurden gebaut sowie diverse Schutzmaßnahmen umgesetzt. Jetzt gilt es überall, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen.

Es hörte sich alles sehr vertraut an und auch ich konnte über die hiesigen Schwierigkeiten in der Pandemie berichten, wie den langen Schlangen vor den Apotheken bei der Maskenabgabe.

Wahl des neuen Vorstands

Nach den Berichten aus den EAPT-Mitgliedsländern fand die Wahl zum neuen Vorstand statt. Eigentlich sollte die Wahl schon letztes Jahr stattfinden, musste dann jedoch verschoben werden. Solange blieb der alte Vorstand im Amt.

Es gibt einen neuen Vorstandposten beim EAPT: Medien- und Pressearbeit. Die anderen Posten sind geblieben. Die Wahl verlief sehr schnell und alle Kandidaten wurden einstimmig gewählt bzw. wiedergewählt:

     

  • Präsidentin: Christina Durinck, Dänemark
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  • Vizepräsident: Cristiano Matos, Portugal
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  • Finanzen: Gunilla Anderson, Schweden
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  • Sekretärin: Laura Lyons, Irland
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  • Medien: Jutta Brielich, Deutschland
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  • Vorstandsmitglied: Anita Sveum Nilsen, Norwegen
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Der neue Vorstand hat sich viel vorgenommen, die nächsten virtuellen Vorstandstreffen sind schon geplant und wir sind zuversichtlich, dass wir trotz Corona alles umsetzen können.

Wiedersehen im Jahr 2022

Das nächste Treffen ist im kommenden Jahr in Kroatien geplant und wir hoffen natürlich, dass uns nicht die nächste Katastrophe dazwischenkommt.

Berichte aus den Ländern

Dänemark

Durch die Pandemie gab es viele Online-Fortbildungen und Telefonkonferenzen. In den Apotheken wurde gegen Corona geimpft und PTA waren mit der Konfektionierung des Impfstoffes und mit dem Impfen beschäftigt. Die dänischen PTA haben einen großen Teil zur Bewältigung der Krise beigetragen; das wurde auch von offizieller Stelle mehrfach anerkannt.

Die Gesundheitsämter und Ministerien hatten aber auch kaum Zeit, sich um andere Probleme zu kümmern. So wurde die Ausbildung der PTA nicht aktualisiert und auch das Ziel, PTA als Bachelor anerkennen zu lassen, musste erst einmal zurückgestellt werden.

Finnland

Die Arbeit von finnischen PTA ist nicht vergleichbar mit unseren Aufgaben als PTA in Deutschland. In Finnland dürfen PTA keine Arzneimittel abgeben und beraten, sondern sind meist mit der Warenwirtschaft und an den Kassen beschäftigt. Die Ausbildung entspricht eher derjenigen der deutschen PKA, allerdings weniger umfangreich, und wird zurzeit online absolviert.

Die Kolleginnen und Kollegen der finnischen PTA-Gewerkschaft haben große Schwierigkeiten, neue Mitglieder zu gewinnen, und es gibt kaum PTA, die sich engagieren wollen.

Frankreich

Die EAPT-Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich gehören der Vereinigung der Krankenhaus-PTA an. Sie wollen die Ausbildung fördern und haben die Anerkennung der PTA im Krankenhaus  als Bachelor beantragt. Für die PTA in öffentlichen Apotheken gibt es noch keine entsprechende Initiative und auch keinen Verband oder eine Gewerkschaft, die ihre Interessen vertritt.

Wegen der fehlenden offiziellen Registrierung des Berufes gibt es auch keine zuverlässigen Zahlen, wie viele PTA in den französischen Apotheken arbeiten. In den Krankenhausapotheken sind es etwa 6.500 bis 7.500 PTA, in den öffentlichen Apotheken ca. 35.000 bis 40.000. Klar ist jedoch: Es herrscht ein Fachkräftemangel.

Irland

Auch in Irland gibt es zurzeit keine Organisation für PTA aus öffentlichen Apotheken. Die irischen PTA beim EAPT kommen aus dem Krankenhaus. PTA in Irland sind nicht registriert und gehören offiziell nicht zum Gesundheitsdienst. Beides möchte die Vereinigung NAHPT natürlich ändern und ist dazu im Gespräch mit dem Gesundheitsministerium.

Während der Corona-Pandemie sind irische PTA auch in den Impfzentren mit der Konfektionierung des Impfstoffes beschäftigt.

Kroatien

Die Kollegin aus Kroatien berichtete von den schweren Erdbeben Ende 2020, die auch Teile der Stadt Zagreb betroffen haben. Viele Apotheken in den Erdbebengebieten wurden zerstört und dadurch viele PTA und Apotheker:innen arbeitslos. Die kroatische Vereinigung versuchte, die Verluste für die Angestellten aufzufangen, und stellte ein umfangreiches Hilfsprogramm auf die Beine.
Kroatien war außerdem stark von der Corona-Pandemie betroffen; mittlerweile sind aber viele geimpft und die Lage entspannt sich. Leider gibt es viele Impfverweigerer, auch unter den Apothekenangestellten.

Die kroatischen Kolleginnen und Kollegen sind dabei, die PTA-Ausbildung zu verbessern und sie von allgemeinbildenden Schulen in spezielle PTA-  und Gesundheitsberufsschulen zu verlegen. So soll eine höhere Wertschätzung und Bezahlung erreicht werden.

Norwegen

Die PTA in den norwegischen Apotheken waren im letzten Winter unter anderem damit beschäftigt, die Bevölkerung gegen Grippe zu impfen. Damit konnte die Anzahl der Geimpften um 20 Prozent gesteigert werden.

Die Arzneimittelversorgung in Norwegen ist fast komplett auf den Import angewiesen. Pandemie und Brexit führten dies zu großen Problemen in der Arzneimittelbelieferung und dadurch zu einer starken Belastung der Apothekenangestellten.  Viele Apotheken sind von der schwächelnden Wirtschaft betroffen, was sich auch auf die Tarifverhandlungen auswirkt.

Portugal

Nach einem anfänglichen Run auf die Apotheken im Jahr 2020 war es später auf Grund des Lockdowns sehr ruhig. Die Apotheken haben ihre Öffnungszeiten reduziert und den Botendienst ausgeweitet. Die Verordnungen in Portugal kommen zu 95 Prozent als elektronische Rezepte in die Apotheken.

Auch in Portugal wird in den Apotheken auf Corona getestet, außerdem kann man auch auf HIV und Hepatitis B und C testen sowie die bei uns üblichen Tests durchführen lassen. Ferner ist im Gespräch, dass man sich künftig in der Apotheke auch gegen Corona impfen lassen kann.

Slowenien

Auch in Slowenien gab es viele Probleme mit der Beschaffung von Desinfektionsmitteln, Masken und Corona-Tests. Außerdem gab es viele Probleme, wer wann geimpft werden kann und welche Priorisierungen gelten. Die meisten dieser Schwierigkeiten sind mittlerweile gelöst.

Schweden

Die schwedische Gewerkschaftskollegin berichtete über den schwedischen Sonderweg ohne Lockdown. Es wurden sehr schnell die notwendigen Schutzmaßnahmen in den Apotheken getroffen  und so konnte die Ansteckungsrate des Apothekenpersonals auf ein Minimum reduziert werden.  Am Anfang der Pandemie kam es in schwedischen Apotheken zu großen Hamsterkäufen. Schweden ist ähnlich wie Norwegen stark abhängig vom Import aus Europa und Großbritannien und viele Patienten hatten Angst, ihre Medikamente nicht zu bekommen. So wurde schnell eine Verordnung erlassen, dass jeder Patient nicht mehr als einen Dreimonatsbedarf an Medikamenten erhalten kann. Durch die Pandemie hat der Internethandel  mit Medikamenten stark zugenommen, leider auch mit gefälschten oder unwirksamen Medikamenten.

Apotheken in abgelegenen Gegenden  dürfen demnächst in ihren Räumen eine Corona-Impfung anbieten, die allerdings von einem Arzt oder einer Krankenschwester verimpft werden muss.

Tschechien

Auch die PTA-Vereinigung in Tschechien hatte für 2020 viel geplant. Leider musste alles ins Wasser fallen und auch ein Gespräch mit dem Ministerium über eine neue Ausbildung, bessere Qualifikation und Anerkennung als Gesundheitsberuf  ist ausgefallen. Es gab große Probleme mit der Ausbildung der PTA, da viele Schulen geschlossen hatten und  kein Online-Unterricht stattfand.

Jutta Brielich
ADEXA-Berufsgruppe PTA und EAPT-Vorstand

 

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