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20. Oktober 2023

Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt in Ost und West: WSI-Studie zum 33. Jahrestag der Deutschen Einheit

Wie steht es um die berufliche Gleichstellung in West und Ost? Eine aktuelle Studie zeigt: In Ostdeutschland ist der Abstand zwischen Frauen und Männern bei 15 von 22 Indikatoren kleiner als in Westdeutschland. Das ist meist, aber nicht in jedem Fall positiv.

Für die Studie, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung im Vorfeld des 3. Oktober 2023 vorlegt hat, wurden die aktuell verfügbaren Daten zu Themen wie Erwerbsbeteiligung, Arbeitszeit, Bezahlung, Führungspositionen oder Altersabsicherung ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigten weiterhin klar erkennbare Geschlechterungleichheiten zu Ungunsten von Frauen, schreibt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI. Meist seien diese „etwas ausgeprägter in Westdeutschland und etwas abgeschwächter in Ostdeutschland“. Kohlrausch: „Unter dem Strich ist der Osten bei einigen wichtigen Aspekten der Gleichstellung also etwas fortschrittlicher.“

Dass berufstätige Frauen in Ostdeutschland etwas weniger Rückstand auf die Männer hätten, sei allerdings nicht immer eine gute Nachricht, heißt es vom WSI. Das betrifft insbesondere die geschlechtsspezifische Lücke bei den Bruttostundenverdiensten, betont Kohlrausch. Denn hier macht sich der geringere Verdienst von Männern im Osten gegenüber westdeutschen Arbeitnehmern bemerkbar.

Hier einige der 22 Indikatoren im Überblick:

     

  • Erwerbsquote von Frauen: Ost 74 %, West 71,5 %
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  • „Modernisiertes Ernährermodell“ bei Paaren mit Kindern (= Mann Vollzeit, Frau Teilzeit): Ost 42,9 %, West 71,7 %
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  • Ganztagsbetreuung: Ost 40,8 % (Kinder < 3) bzw. 73,4 % (3- bis 6-Jährige); West 14,8 % bzw. 41,4 %
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  • Teilzeitquote Frauen: Ost 33,2 %, West 47,8 %
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  • Durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Frauen: Ost 33,9 Std., West 30 Std.
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  • Differenz gegenüber Männern bei der Arbeitszeit: Ost 4,6 Std., West 8,4 Std.
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  • Frauen nur mit Minijob: Ost 8,6 %, West 15,1 %
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  • Niedrigeinkommen unter 2.000 Euro bei Vollzeit (Frauen): West 10 %, Ost 12 %
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  • Monatliches Bruttoeinkommen über 5.000 Euro (Frauen): West 18,4 %, Ost 15,0 %
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  • Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst von Frauen: West 20,30 Euro, Ost 18,24 Euro
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  • Gender Pay Gap: Ost 6,9 %, West 18,9 %
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  • Geschlechtsspezifische Rentenlücke: Ost 16 %, West 39 %
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  • Durchschnittliche Höhe der Altersrenten von Frauen: Ost 1.082 Euro, West 737 Euro
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  • Anteil von Frauen in Führungspositionen: Ost 31 %, West 26 %
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  • Anteil von Frauen in der zweiten Führungsebene: Ost 46 %, West 39 %
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  • Frauenanteil unter allen Beschäftigten: Ost 44 %, West 43 %
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Was ist zu tun?

Um die Gleichstellung in puncto höherer Einkommen bundesweit wirksam zu fördern, fordern die Forschenden eine Stärkung der Tarifbindung. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört auch die finanzielle Aufwertung von frauendominierten Berufen im Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitsbereich, um diese für beide Geschlechter attraktiver zu machen. Es gelte außerdem, mehr Arbeitsplätze in kurzer Vollzeit zu schaffen (liegt meist bei 30-32 Wochenstunden) und sich von der derzeitigen Vollzeit- bzw. Überstundenkultur zu verabschieden. Auch mehr Mitsprache für Beschäftigte bei der Dauer und Lage ihrer Arbeitszeit und die Förderung von Führungspositionen aufgeteilt in zwei Teilzeitstellen sind weitere Vorschläge.    

Quellen:

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