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20. Januar 2022

Drei Fragen an den ADEXA-Vorstand zur aktuellen Tarifsituation

Herr May, wie sind die Reaktionen der ADEXA-Mitglieder auf den Tarifabschluss mit dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) ausgefallen?

Andreas May: Der Abschluss von ADEXA und ADA ist auf eine große Zustimmung gestoßen – nicht nur bei Apothekenangestellten, sondern sogar auch bei vielen Apothekenleitungen. Denn es ist ja nicht so, dass Inhaberinnen und Inhaber ihren Mitarbeitenden kein höheres Gehalt gönnen würden. Manche blicken natürlich mit Sorgen auf ihre Zahlen. Denn es war ein ungewöhnlich hoher Sprung gerade bei PKA und PTA.

Aber ich höre viel Konsens, dass die Tariferhöhung mit Blick auf die Attraktivität der Arbeitsplätze und den Fachkräftemangel wichtig war. Und man kann damit die Politik jetzt zu einer höheren Honorierung der Apotheken drängen. Ich hoffe sehr, dass der DAV und die ABDA diese Steilvorlage bei Verhandlungen auch nutzen werden.

Genauso wichtig finde ich aber, wie die Nichtmitglieder reagieren: nämlich sehr viele mit einem Neueintritt, damit sie von der Tarifbindung profitieren. Der gute Abschluss macht deutlich, wie wichtig die Gewerkschaft für die eigene Interessenvertretung ist – und dass Tarife eben nicht vom Himmel fallen. In diesem Zusammenhang möchte ich den ehrenamtlichen Mitgliedern unserer Tarifkommission auch ein ganz besonderes Lob aussprechen für ihren Einsatz!

Was sagen Sie zu dem Vorwurf des BVpta, man hätte eigentlich 20 Prozent mehr für die PTA in den unteren Berufsjahresgruppen erreichen müssen, damit das Gehalt zeitgemäß ist?

May: Das Statement des BVpta-Vorstandes verkennt die tarifpolitischen Realitäten. Ein Verband, der selbst keine Tarifverhandlungen führt, kann die Hintergründe schwerlich nachvollziehen. Außerdem widerspricht es auch den ersten Jubelmeldungen des BVpta nach dem Abschluss in den Online-Medien, die fast so klangen, als wenn der BVpta selbst das Plus von 200 Euro erzielt hätte.

Natürlich wünschen wir uns für alle Angestellten noch deutlich mehr. Der Tarifvertrag soll ja auch eine Untergrenze markieren – und wirtschaftlich gut aufgestellte Apotheken bieten häufig mehr. Aber ohne eine bessere Finanzierung durch die Krankenkassen müssen wir auch tarifpolitisch Bodenhaftung bewahren.

Und was kommt als nächstes?

May: Verständlicherweise haben die ADEXA-Mitglieder aus Nordrhein und Sachsen nachgehakt, warum es für sie noch keinen zeitgleichen Abschluss gab. Diese Ungeduld kann ich gut nachvollziehen und auch teilen. Denn nicht nur Arbeitgeber und Steuerbüros brauchen Planungssicherheit für 2022 – das gilt eben auch für Beschäftigte, Azubis und Praktikant:innen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir in Kürze zunächst Zahlen für Nordrhein und dann auch das Vertragswerk für Sachsen vorstellen können.

Mit dem ADA sollen auch noch in diesem Jahr Punkte im Bundesrahmentarifvertrag neu verhandelt werden. Dieses Regelwerk muss stärker an die aktuellen Herausforderungen auf dem Apothekenarbeitsmarkt und die Interessen von Beschäftigten – gerade der jüngeren Generationen – angepasst werden, damit sich der Fachkräftemangel nicht verschärft.

 

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