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26. Juni 2017

Der ADEXA-Vorstand zum neuen Gehaltstarifvertrag und künftigen Tarifzielen

Tanja Kratt, Leiterin der ADEXA-Tarifkommission, und ihr Vorstandskollege Andreas May nehmen zum neuen Gehaltstarifvertrag Stellung. Foto ADEXA
Der neue Gehaltstarifvertrag gilt rückwirkend zum 1. Juni 2017 für alle Berufsgruppen in allen Kammerbezirken mit Ausnahme von Nordrhein und Sachsen.
Auch die Ausbildungsvergütungen für PharmaziepraktikantInnen, PKA-Azubis und Pharmazeuten im Praktikum wurden um 2,5 Prozent erhöht.

Rückwirkend zum 1. Juni wurden Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 2,5 Prozent angehoben. Eine Bewertung des neuen Gehaltstarifvertrages und ein tariflicher Ausblick der ADEXA-Vorsitzenden Tanja Kratt und Andreas May:

ADEXA: Frau Kratt, an Sie als Leiterin der ADEXA-Tarifkommission die erste Frage: Sind Sie mit dem Abschluss zufrieden?

Tanja Kratt: Uns ist es trotz anhaltender Diskussionen um die Rx-Preisbindung und ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel gelungen, einen für alle Seiten fairen Kompromiss zu verabschieden. Mit Rücksicht auf die – wieder einmal! – unsichere wirtschaftliche Situation der öffentlichen Apotheken haben wir bewusst zu Beginn des Jahres keinen Druck auf die Arbeitgeberseite ausgeübt.  Eine noch längere Hängepartie wäre aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demotivierend gewesen und auch für die Apotheken generell nicht gut. Denn sie müssen ja weiterhin für Angestellte aller Berufsgruppen attraktiv bleiben.

ADEXA: Herr May, was würden Sie Apothekeninhabern entgegnen, die über die 2,5 Prozent als unangemessen klagen?

Andreas May: Die Inhaber investieren mit dieser Gehaltserhöhung ins Personal und damit in die Zukunft der eigenen Apotheke. Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass der Abschluss zu hoch läge. Die wirtschaftliche Situation hat sich – sieht man einmal von der Konkurrenz der ausländischen Versandapotheken ab – hierzulande gerade leicht verbessert. Die Mitarbeiter müssen davon auch profitieren.

ADEXA: Die Gehaltserhöhung ist diesmal linear für alle …

Kratt: Ja, uns war wichtig, dass alle Berufsgruppen gleichmäßig von Gehaltserhöhungen profitieren. Gerade weil die Arbeitgeber das ADEXA-Konzept zur Honorierung von Fort-und Weiterbildung abgelehnt haben, von dem besonders die langjährigen Mitarbeiter profitiert hätten.

Die außerordentliche Förderung des Berufsnachwuchses und der Berufsanfänger in der letzten Tarifrunde war zwar wichtig, um den Arbeitsplatz Apotheke attraktiv und konkurrenzfähig zu halten. Allerdings müssen die Leistungen erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eben auch stetig angemessen honoriert werden. Das ist uns mit dem neuen Abschluss aus meiner Sicht gelungen.

ADEXA: Der Tarifvertrag gilt nicht für das ganze Bundesgebiet …

Kratt: Nein, denn im Kammerbezirk Nordrhein läuft der aktuelle Gehaltstarifvertrag noch bis Ende des Jahres. Wir werden ihn im September kündigen und dann auch zügig Gehaltsverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft TGL führen, damit es zum Jahresbeginn 2018 einen neuen Vertrag für Nordrhein gibt.

May:  Für Sachsen gibt es ja schon seit langem keine Tarifbindung mehr, nachdem sich der Arbeitgeberverband 1997 aus dem ADA und damit aus dem Flächentarifvertrag verabschiedet hatte. Die gute Nachricht: Am 28. Juni gibt es ein Gespräch von SAV-Spitze und ADEXA-Tarifkommission, um für die Zukunft eigene tarifliche Modelle für Sachsen auszuloten.

ADEXA: Noch einmal zurück zu dem vorhin genannten Konzept für die Honorierung von Fort- und Weiterbildung: Ist das als nicht durchsetzbar abgehakt?

Kratt: Nein, ganz sicher nicht. Dafür gibt es diverse Gründe. Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dienen ausschließlich dem Arbeitsplatz Apotheke und werden für das Image und gesundheitspolitische Standing der öffentlichen Apotheken immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es gilt daher auch, verstärkt Anreize zu setzen. Und der stetig wachsende Fachkräftemangel wird dafür sorgen, dass die Arbeitgeber sich noch stärker um hoch qualifiziertes Personal bemühen müssen. Übertarifliche Bezahlung allein sendet dafür keine ausreichenden Signale aus, zumal sie für den potentiellen Nachwuchs und für aktuell Beschäftigte keine verlässliche und vor allem keine sichtbare Honorierung darstellt.    

ADEXA: Was steht sonst noch auf der Wunsch- bzw. Forderungsliste für die Zukunft?

May: Für mich hätte eine tarifliche Einstufung für Filialapothekenleiter eine hohe Priorität. Hier besteht derzeit leider viel zu viel Spielraum nach unten.

Kratt: Ich hoffe sehr, dass die geplanten Gespräche mit dem Arbeitgeberverband in Sachsen dahin führen, dass für beide Seiten – also Arbeitgeber und Angestellte – wieder eine tarifliche Basis geschaffen kann, von der alle profitieren werden. 

 

Den aktuellen Tarifvertrag finden Sie hier

 

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