22. April 2024

Schlechte Arbeitsbedingungen: ein Nährboden für rechtsextreme Einstellungen - WSI-Analyse untersucht Gründe des Rechtsrucks

Sorgen um die Alterssicherung oder den eigenen Lebensstandard, aber auch mangelnde Mitsprache am Arbeitsplatz und die ungenügende Anerkennung der beruflichen Leistungen sind bei Anhängern der AfD überdurchschnittlich ausgeprägt. Das zeigt eine empirische Untersuchung des WSI. Damit würden schlechte Jobs die Demokratie untergraben, mahnt WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.

Sind Zukunftssorgen und „Erfahrungen sozialer Desintegration“ für das hohe Wählerpotential der AfD (mit)verantwortlich? Ja, sagt die Soziologin in ihrer Analyse. „Oft verbinden sich Bedrohungs- und Verlustgefühle dann mit migrationskritischen bis -feindlichen Stereotypen, die insbesondere AfD-Stammwählerinnen und -wähler sehr oft vertreten.“

Wer die gesellschaftlichen Veränderungen nicht versteht und sich ihnen ohne Mitgestaltungsmöglichkeiten ausgeliefert sieht, sei anfälliger für antidemokratische Einstellungen. Aber auch finanzielle Aspekte spielten hier eine wichtige Rolle, so Kohlrausch. Denn die Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben gerade bei Menschen mit niedrigem Einkommen zu besonderen Belastungen geführt – und damit die Sorgen um den eigenen Lebensstandard befeuert.

Für die wichtige Rolle der Arbeitsbedingungen auf die politischen Einstellungen gibt es Belege in diversen Untersuchungen: So tendieren die Beschäftigten in Betrieben mit einer Arbeitnehmervertretung weniger zu rechten Parteien. Ähnliches gelte für Arbeitnehmende, denen „ihre Arbeit langfristig ein sicheres und ausreichendes Einkommen garantiert“ und die über ihren Beruf soziale Anerkennung erhalten.

Trotz solcher Befunde werde die Bedeutung von betrieblichen Strukturen und Arbeitsbedingungen in den gesellschaftlichen und politischen Debatten häufig vernachlässigt, kritisiert Kohlrausch. Wichtige Bausteine gegen das Erstarken rechter Positionen seien die Stärkung der Tarifbindung und eine grundlegende Reform des Betriebsverfassungsgesetzes, rät die Expertin.

Quelle: Böckler Impuls 05/2024

Worum sich Wählerinnen und Wähler große Sorgen machen

Quelle: Böckler Impuls 05/2024

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