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07. Juni 2024

Statement von ADEXA-Bundesvorstand Andreas May zum Tag der Apotheke bei der Pressekoferenz am 6.6.2024 in Berlin

ADEXA – Die Apothekengewerkschaft vertritt die Angestellten in den Vor-Ort-Apotheken im gesamten Bundesgebiet – also angestellte Apothekerinnen und Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA), Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) und einige weitere Berufsgruppen. Wir sind eine DGB-unabhängige Gewerkschaft, die in diesem Jahr übrigens bereits ihr 70-jähriges Bestehen feiert.

Wie Sie wissen, stehen die Apotheken und ihre rund 150.000 Beschäftigten derzeit vor großen Herausforderungen. Unter anderem erleben wir eine starke Abwanderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in andere Branchen, zum Beispiel in die Industrie oder Verwaltung. Das liegt daran, dass dort deutlich höhere Gehälter bei attraktiveren Arbeitsbedingungen gezahlt werden können.
Damit verstärkt sich für die Präsenzapotheken der demographisch bedingte Fachkräftemangel – und die ohnehin hohe Belastung der Mitarbeitenden in den Apothekenteams nimmt stetig zu.

Gehälter und Tarifverhandlungen

Die Gehälter in den öffentlichen Apotheken hinken schon seit vielen Jahren im Vergleich mit anderen Branchen hinterher. Eine PTA bekommt im 1. Berufsjahr aktuell einen tariflichen Stundenlohn von 13,98 Euro. Eine PKA bekommt 12,46 pro Stunde Einstiegsgehalt, eine angestellte Apothekerin 22,51 Euro pro Stunde. Das sind die Tariflöhne von 2023 bei einer 40-Stunden-Woche im größten der drei Tarifbereiche.

Warum 2023? Fakt ist, dass unsere Tarifverhandlungen für das Jahr 2024 seit letztem Herbst stagnieren – und zwar in 16 der 17 Kammerbezirke. Wir haben, auch mit Blick auf die hohe Inflation der letzten Zeit, bundesweit 10,5 % mehr Gehalt gefordert, für das Tarifgebiet Nordrhein 11,5 %. Doch die Arbeitgeberverbände sehen sich derzeit außerstande, überhaupt höhere Gehälter zu vereinbaren. Das hat in Nordrhein dazu geführt, dass die PKA-Berufseinsteigerinnen mit 12,24 Euro in diesem Jahr schon unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro liegen!

Erhalt der Arbeitsplätze

Neben den Tarifgehältern und anderen tariflichen Arbeitsbedingungen geht es auch um den Erhalt von wohnortnahen Arbeitsplätzen. Denn: Das Apothekensterben verläuft immer schneller! Auch betriebsbedingte Kündigungen nehmen zu. Eine von drei betroffenen Kolleginnen bekommt dann mit Glück eine neue Arbeitsstelle in der Nähe, die sich mit ihrer Kinderbetreuung vereinbaren lässt. Die zweite Kollegin wandert in eine andere Branche ab. Und die dritte geht vorzeitig in den Ruhestand.

Von den Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten, insbesondere in ländlichen Regionen, will ich hier gar nicht reden.

Als Gewerkschaft für die noch verbleibenden Betriebe ist uns wichtig: Die Apotheken brauchen dringend mehr Geld von der Politik! Sie brauchen vor allem eine angemessene, dynamische Vergütung von den Krankenkassen für die tägliche, unverzichtbare Leistung der Apothekenteams! Damit ADEXA endlich auskömmliche Gehälter und tarifliche Arbeitsbedingungen verhandeln und abschließen kann!

Personalzulage von 80 Cent pro Rx-Packung

Ich möchte Ihnen dazu unsere Forderung für eine gesetzliche Personalzulage für Apothekenangestellte darlegen, die wir Minister Lauterbach für die bevorstehende Apothekenreform vorgeschlagen haben:

     

  • Im Jahr 2022 hatten die Apotheken Personalkosten in Höhe von 10,3 % des Nettoumsatzes.
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  • Der durchschnittliche Nettoumsatz pro Apotheke betrug 3,225 Millionen Euro. Eine Lohnerhöhung von 10 % erfordert somit einen zusätzlichen Rohertrag von 1,03 % des Nettoumsatzes. Dies entspricht ca. 33.200 Euro für eine durchschnittliche Apotheke.
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  • Bei ca. 18.000 Apotheken (Stand Anfang 2023) sind dies ca. 600 Mio. Euro. Bezogen auf rund 760 Millionen Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel ergeben sich 80 Cent pro Packung.
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ADEXA schlägt daher ein Plus von 80 Cent pro Rx-Packung als Personalzuschlag für die Apotheken vor. Auf diese Weise könnten die Gehälter um ca. 10 % angepasst werden.

Referentenentwurf zur Apothekenreform

Noch eine Bemerkung zu dem erwarteten Referentenentwurf des BMG für eine Reform des Apothekenbereichs. Von den Änderungen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach bisherigem Kenntnisstand plant, wären die Mitarbeitenden in den Apotheken besonders betroffen. Sie sind diejenigen, die hier im Fokus stehen müssen.

Als Gewerkschaft werden wir die Interessen der Angestellten in den Gesetzgebungsprozess einbringen. Ein wichtiger Punkt: Die PTA sind nach ihrer jetzigen Ausbildung weder in der Lage noch willens, eine Arzneimittelabgabestelle zu leiten – ich will in diesem Zusammenhang bewusst nicht von Apotheke sprechen. Außerdem ist auch die PTA mittlerweile ein Mangelberuf. Dieser Vorschlag ist also aus mehreren Gründen keine Lösung gegen das Apothekensterben.

Aber egal wie der politische Prozess abläuft: Wir werden etwaige unvermeidliche Umbrüche in der Apothekenlandschaft gemeinsam mit der Standesvertretung gestalten.

Statement für die Pressekonferenz am 6. Juni 2024 zum Tag der Apotheke

Andreas May
ADEXA-Bundesvorstand

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