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10. Juni 2022

Ungleiche Belastung: Ein Kommentar von ADEXA-Bundesvorstand Tanja Kratt zur Inflation

„Den Gürtel enger schnallen“, das müssen in diesen Zeiten wieder deutlich mehr Menschen: der Pharmaziestudierende, der von den Eltern keinen Inflationsausgleich on top bekommt. Die alleinerziehende PKA, die bis Februar gerade so hinkam und sich nun wieder den Kinobesuch mit der Tochter spätestens in der zweiten Monatshälfte verkneifen muss. Der PTA, der seine Doppelhaushälfte noch abbezahlt und für den längeren Arbeitsweg auf das Auto angewiesen ist. Und auch die getrenntlebende Apothekerin, die sich ihre eher geringe Rente aus der langen Teilzeittätigkeit jetzt mit einem Minijob aufbessert. Boten und Reinigungspersonal dürften in den meisten Fällen ebenso unter den heftigen Preissteigerungen leiden. Viele Einsparmöglichkeiten bestehen nicht, wenn man schon vor der aktuellen Krise die Sonderangebote beim Discounter genutzt hat und Urlaube – nicht nur coronabedingt – Wunschträume bleiben mussten.

Apothekenleitungen haben verschiedene Optionen, um Existenzsorgen in ihrem Team zu begegnen. Dem PTA könnte ein Tankgutschein das Leben erleichtern. Der PKA hilft eine vorerst bis Jahresende befristete monatliche Inflationszulage. Dem Pharmaziestudierenden, der Arzneimittel austrägt, hilft vielleicht die Kostenübernahme von Fachliteratur.

Oder hat sich nicht doch das ganze Team eine Einmalzahlung verdient? Wenn Geld darüber entscheidet, ob man geht oder bleibt, dann ist die Gehaltsfrage eben doch wichtig für die Apotheken. Denn sie brauchen sowohl Nachwuchs und Wiedereinsteiger:innen als auch erfahrene Teamplayer, die nicht wegen der besseren Verdienstaussichten in andere Bereiche wechseln.

Und ja, natürlich haben auch Sie als Inhaberin oder Inhaber jetzt höhere Betriebskosten. Es hilft dann meist, dies offen zu kommunizieren und anschließend im Team mögliche Lösungen zu diskutieren.

Auch bei den Rahmentarifverhandlungen ist Offenheit und Fantasie von beiden Seiten gefragt. Denkverbote helfen gerade in Krisen nicht weiter. Es ist Zeit für neue Ideen und moderne, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, aber auch Zeit für den Abschied von unattraktiven alten Zöpfen wie der 13-Prozent-Regelung bei den Notdiensten.

Tanja Krat

ADEXA-Bundesvorstand

 

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