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27. August 2017

Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - Teil 1: Das BauA-Projekt im Überblick

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat im Mai 2017 ein umfangreiches Forschungsprojekt zum Thema Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt abgeschlossen und die Ergebnisse veröffentlicht. Zentrales Ziel war es, zur Gestaltung guter Arbeitsbedingungen beizutragen. Wir möchten in einer Serie grundlegende Erkenntnisse der Studie und Empfehlungen zur Gestaltung der Arbeitswelt vorstellen.

Psychische Erkrankungen von Arbeitnehmern haben an Bedeutung zugenommen und werden häufiger in der Öffentlichkeit diskutiert. Die Komplexität der Aufgaben nimmt zu, Beschäftigte werden mit anderen Belastungen konfrontiert als früher. Dabei soll die Arbeit das wichtigste Kriterium erfüllen: Sie soll menschengerecht gestaltet sein. Eine Tätigkeit gilt laut Gesellschaft für Arbeitswissenschaft dann als human, wenn sie weder die körperliche noch die geistige Gesundheit beeinträchtigt, den Qualifikationen des Beschäftigten entspricht, die Entfaltung individueller Potentiale und Kompetenzen ermöglicht und die Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt.

Die Zahl der Arbeitsunfälle nimmt ab

Während sich der Arbeitsschutz früher vor allem auf die Verhütung von Arbeitsunfällen konzentrierte und sich in dieser Hinsicht erfolgreich etabliert hat, wird die Beurteilung der psychischen Gefährdung von Arbeitgeberseite noch häufig außer Acht gelassen. Psychische oder psychosomatische Erkrankungen entwickeln sich schleichend. Die Ursachen sind oft nicht direkt ersichtlich und multifaktoriell bedingt, die Behandlung ist dagegen langwierig und schwierig.

Ressourcen und Stressoren

Als Risikofaktoren für die psychische Gesundheit gelten sogenannte Stressoren. Diese können je nach Situation mehr oder weniger belastend wirken. Andere Faktoren, die sogenannten Ressourcen, haben ein hohes Potential, die negative Wirkung von Stressoren zu kompensieren. Dennoch gibt es Stressoren, die sich langfristig betrachtet nicht vollständig durch potentielle Ressourcen abmildern lassen.

Bestimmte Faktoren werden als „zentrale Ressource“ bzw. „zentrale Stressoren“ bewertet. Als zentrale Ressource kann der Tätigkeitsspielraum betrachtet werden, als zentrale Stressoren dagegen Arbeitsintensität, Emotionsarbeit und atypische Arbeitszeiten.

Langfristige negative Folgen im Fokus

Die Folgen psychischer Belastung äußern sich auf unterschiedlichen Ebenen und betreffen keineswegs nur die Seele oder die Psyche. Eine Differenzierung nach kurzfristigen und langfristigen Folgen ist dabei ein wesentlicher Punkt der Betrachtung.

Im Fokus stehen meist die langfristigen Folgen, die sich dauerhaft negativ auf die Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken. Diese negativen Effekte sollten ganzheitlich erfasst und betrachtet werden: Zu berücksichtigen sind als mögliche Folgen sowohl Muskel-Skelett-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychosomatische Beschwerden sowie die subjektive Arbeitszufriedenheit und Motivation der Arbeitnehmer.

Arbeitsbedingungsfaktoren

Im BAuA-Projekt wurden sogenannte „Arbeitsbedingungsfaktoren“ nach vier Themenfeldern differenziert:

  • Arbeitsaufgabe
  • Führung und Organisation
  • Arbeitszeit
  • technische Faktoren.

Es handelt sich dabei um Aspekte, die im Zentrum politischer Diskussionen zur psychischen Gesundheit von Arbeitnehmern stehen und/oder aktuell in der Öffentlichkeit intensiv thematisiert werden wie beispielsweise Stress und Burn-Out. Mit dem Faktor „Arbeitsaufgabe“ befasst sich Teil 2 der Serie.

Tatiana Dikta, B.Sc. Psych. & PTA

Quelle:

I. Rothe, L. Adolph, B. Beermann, M. Schütte, A. Windel, A. Grewer, U. Lenhardt, J. Michel, B. Thomson, M. Formazin:
Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Wissenschaftliche Standortbestimmung. 
1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017

Online unter www.baua.de

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