06. März 2024
Kommentar zum Internationalen Frauentag
Wenn man an die Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft und speziell in der Arbeitswelt denkt, ist Deutschland beileibe kein uneingeschränktes Vorbild. Bei der frühkindlichen und schulischen Bildung läuft es zwar noch gut. Aber dann fallen die jungen Frauen spätestens nach der beruflichen Ausbildung zurück, weil Erziehung und Strukturen, eigene und äußere Rollenbilder noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Im November 2023 gaben mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter, aber nur vier Prozent der Väter an, selber den überwiegenden Teil der Sorgearbeit zu leisten, heißt es bei der Hans-Böckler-Stiftung.
Ein Blick auf die Mindestlöhne, von denen Frauen (je nach Perspektive) überdurchschnittlich häufig profitieren bzw. betroffen sind, zeigt: Deutschland liegt europaweit nur im Mittelfeld, was die relative Höhe in Bezug auf die Einkommenssituation angeht. Und wegen der geringfügigen Erhöhung zum Jahresbeginn auf nur 12,41 Euro fallen wir sogar noch weiter zurück im Ländervergleich. Von der EU-Vorgabe, dass der Mindestlohn mindestens 60 Prozent des Medianlohns betragen soll, sind wir hierzulande noch weit entfernt.
Es ist daher zu hoffen, dass in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit nicht so quälend lange dauert wie hier in Deutschland. Und auch, dass es weder in Deutschland noch anderswo in Europa ein Zurück zu ultrakonservativen, frauenfeindlichen politischen Entscheidungen gibt. Das sollten Frauen auch bei den anstehenden Wahlen beachten.
Mit der Organisation in Gewerkschaften haben Frauen weltweit ein Mittel, um sich auf dem Arbeitsmarkt besser zu behaupten. Auch in diesem Fall ist in Deutschland noch viel Luft nach oben. Österreich und Skandinavien können hier als gute Vorbilder gelten!
Tanja Kratt
ADEXA-Bundesvorstand
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