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09. Juli 2020

Corona-Bonus: Erst 11 Prozent haben profitiert. Zwei Umfragen, zwei unterschiedliche Ergebnisse

 

An der ADEXA-Umfrage zum Corona-Bonus in Apotheken haben sich mittlerweile mehr als 2.500 Angestellte beteiligt. Die Ergebnisse weichen deutlich von denen des Apothekenkonjunktur-Index (Apokix) des Instituts für Handelsforschung Köln ab, die auf Antworten von rund 200 Apothekenleitungen beruhen.

Anfang April hatten ADEXA und der Arbeitgeberverband ADA für die steuer- und sozialabgabenfreie Bonuszahlung bis 1.500 Euro geworben, um Apothekenteams für ihre Leistung und besondere Belastung in der Pandemie zu würdigen.

Mogelpackung nicht erlaubt!

Voraussetzung für den abgabenfreien Bonus ist, dass diese Leistung zusätzlich zum vertraglich vereinbarten Gehalt gewährt wird. Es ist beispielsweise nicht möglich, die tarifliche Sonderzahlung „umzuwidmen“, denn diese gehört bei Geltung des Bundesrahmentarifvertrages (BRTV) zum regulären Gehalt. Auch tarifliche Mehrarbeitszuschläge können nicht als Corona-Bonus ausgezahlt werden.

Seit Mai läuft eine entsprechende Umfrage. Hier die bisherigen Ergebnisse:

Mit Stand vom 29. Juni hatten von 2.510 Apothekenangestellten erst knapp 11 Prozent einen Bonus bekommen. Bei 2,4 Prozent der Befragten war eine Corona-Prämie angekündigt. Bei weiteren 2,2 Prozent der Teilnehmenden wollte die Apothekenleitung eine Bonuszahlung von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen.

Die große Mehrheit (75 Prozent) beantwortete die Frage nach einer Bonuszahlung dagegen mit „Nein“. Bei fast 10 Prozent hatte sich die Apothekenleitung bereits explizit gegen einen Bonus ausgesprochen.

Auch eine separate Auswertung der Antworten aus dem Juni ergab keine wesentlich besseren Werte.*

Zum Vergleich: In der Apokix-Befragung gaben 36 Prozent der Apothekenleiter an, sie hätten bereits einen Bonus bezahlt, 19 Prozent wollten bis zum Jahresende nachziehen. 38 Prozent werden demnach keinen Bonus zahlen. Dazu ADEXA-Vorstand Andreas May: „Man fragt sich da schon, wie diese völlig unterschiedlichen Ergebnisse zustande kommen. Bei einer gut zehnmal höheren Beteiligung halte ich unsere Zahlen aber für belastbarer! Wir haben auch schon davon gehört, dass Überstunden aus den ersten Corona-Wochen als „Bonus“ ausgezahlt wurden, auch wenn das nicht korrekt ist.“

Bonus eher niedrig

Von denjenigen Apothekenangestellten, die einen Bonus bereits erhalten oder zugesagt bekommen haben, gibt es bei rund 61 Prozent maximal 500 Euro. Bei gut 10 Prozent beträgt der Bonus zwischen 500 und 1.000 Euro. 7 Prozent können sich über eine Prämie zwischen 1.000 und 1.500 Euro freuen. Bei rund 23 Prozent stand die Höhe noch nicht fest.

ADEXA-Vorstand Tanja Kratt kommentiert die Umfrageergebnisse: „Im Gegensatz zu den Pflegekräften, die mit dem Juligehalt in vielen Fällen den maximalen Bonus von 1.500 Euro erhalten werden, fällt die finanzielle Anerkennung in den Apotheken deutlich magerer aus. Ja, der Vergleich mag hinken, denn für die Pflegekräfte sagen der Bund – über die Pflegekassen – und die Länder die Boni-Zahlungen zu.

Aber was bitte sind steuer- und sozialabgabenfreie 1.500 Euro im Verhältnis zu dem Risiko einer schweren Infektion, das Apothekenangestellte eingegangen sind und immer noch eingehen, zu den physischen und psychischen Strapazen durch die Corona-Maßnahmen? Es geht um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die trotz allem loyal und einsatzbereit waren und sind! 

Ich höre allerdings schon die Klagen der Arbeitgeberseite, dass es ja Umsatzeinbrüche gab nach dem Umsatzhoch im März und April. Und dann noch – als weiteres Argument gegen Boni – die Einbußen durch die Mehrwertsteuersenkung.

Da ist es ärgerlich, dass der Deutsche Apothekerverband nicht einmal den Ausgleich bei der Mehrwertsteuersenkung für den Kassenabschlag aushandeln konnte. Die Belastung pro Apotheke ist allerdings nicht so groß, dass sie dem Bonus im Wege stehen dürfte – zumindest dann, wenn der Betrieb nicht schon vor Corona eine Schieflage hatte.“

Sigrid Joachimsthaler

 

* Die Ergebnisse vom Zeitraum 5.-19. Mai finden Sie hier: weiter

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